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Premierenkritik

Fröhlicher

Schwank

auf dem

Misthaufen



Die verkaufte Braut an der Bayerischen Staatsoper | Foto (C) Wilfried Hösl

Bewertung:    



Oper muss man mögen. Ich tue es. Auch wenn das Libretto ein sentimentaler Schmarrn ist – spätestens bei so etwas wie der Mantelarie (Bohème) heule ich Rotz und Wasser. Keine Gefahr bei der neuen Verkauften Braut in München: da gibt´s viel zu lachen. Zur zündenden Musik derbe Situatioskomik, witzige Gags, brillant singende und spielende Darsteller.

Die Handlung - ein romantischer Bauernschwank. Marie liebt Hans, und Hans liebt Marie - die aber soll an Wenzel verheiratet werden, eine gute Partie, wenn auch schüchtern und ein Stotterer. Deshalb braucht es einen versierten Heiratsvermittler. Hans, dem mittellosen Fremden, gelingt es ihn zu überlisten. Denn er ist, was keiner weiß, ein verscholler Halbbruder von Wenzel. So lässt er sich die Braut für 300 Gulden „abkaufen“. Einzige Bedingung: Sie dürfe nur einen Sohn des Micha heiraten. Ein paar Missverständnisse und wunderschöne Arien später kriegt sich das Paar und hat nun sogar Geld. Liebesheirat statt Zwangsehe. Wenzel verschwindet im Schlepptau der schönen Tänzerin Esmeralda mit einem Wanderzirkus. Und die Bauern im Dorf haben was zu feiern.

Smetana schrieb seine Oper, als das tschechisch-böhmische Nationalbewusstsein eben erst erwacht war. In Prag wurde das Nationaltheater gebaut, Volksmusik war Mode. Smetana wollte denn auch eine tschechische Nationaloper in leichtem Ton dafür komponieren: Bier, Polka und (Volks-)Gesang, Melancholie und Fröhlichkeit. Es gelang ihm ein Publikumshit. Er selbst konnte davon leider nicht profitieren und starb arm. In patriotischem Überschwang hatte er das Werk tantiemenfrei zur Verfügung gestellt.

Bis heute garantiert die Oper Erfolg, wird aber häufig als musikalisches Foklore-Museum auf die Bühne gestellt. Nicht so in der prallbunten, derben, aber lieben Inszenierung von David Bösch. Die Bühne – ein Misthaufen. Hans strampelt auf dem Fahrrad drüber, die stramme Marie trägt unter den Gummistiefeln zwei verschiedene Paar Socken und überrollt mit ihrem Traktor das weiße Tüll-Brautkleid, das Bier strömt aus dem Güllewagen, die Hochzeitstorte kommt auf dem Heuförderband, Wenzel führt sein Schwein mit goldener Schleife zur Brautschau. Ein ramponierter rosa Zirkuswagen, Konfetti, Zuckerwatte, Glühbirnen und ein überfülltes Dixie-Klo. Das Dorffest endet in einer Pieselorgie.

Ein großer Spaß mit einem Star, der die ganze Aufführung mitreißt: der fulminante Bass Günther Groissböck als Heiratsvermitteler Kezal. Sein Konterfei wird schon während der Ouvertüre als buntes Reklame-Video projiziert: Trust Kezal - Brides and Insurances (Bräute und Versicherungen). Man sieht und hört - es macht dem bekannten Wagner-Sänger sichtlich Freude, mal so richtig die komödiantische Sau rauszulassen: weißer Anzug überm roten offenen Hemd, Goldkette, Protzuhr und -handy, schwarz nach hinten gegelte Haare, breite Grinse, ein schmieriger Macho-Striezi mit viel Stimmgewalt, Körperspannung und unglaublicher Bühnenpräsenz. Dagegen hatte es das Liebespaar nicht leicht, überzeugte aber stimmlich und musikalisch vollkommen: Pavol Breslik und Selene Zanetti, die hier ein umjubeltes Debut gab. Stürmischer Beifall denn auch für die beiden, sowie den kongenialen Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Wenzel. Und für Tomáš Hanus, der einen leidenschaftlichen und schwungvollen Smetana dirigierte.

Sonderapplaus für das Schwein.




Die verkaufte Braut an der Bayerischen Staatsoper | Foto (C) Wilfried Hösl

Petra Herrmann - 23. Dezember 2018
ID 11119
DIE VERKAUFTE BRAUT (Nationaltheater München, 22.12.2018)
Musikalische Leitung: Tomáš Hanus
Inszenierung: David Bösch
Bühne: Patrick Bannwart
Kostüme: Falko Herold
Licht: Michael Bauer
Chor: Sören Eckhoff
Dramaturgie: Rainer Karlitschek
Dramaturgie: Lukas Leipfinger
Besetzung:
Kruschina ... Oliver Zwarg
Kathinka ... Helena Zubanovich
Marie ... Selene Zanetti
Micha .. Kristof Klorek
Agnes ... Irmgard Vilsmaier
Wenzel ... Wolfgang Ablinger-Sperrhacke
Hans ... Pavol Breslik
Kezal ... Günther Groissböck
Springer ... Ulrich Reß
Esmeralda ... Anna El-Khashem
Muff ... Oğulcan Yilmaz
Chor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Premiere an der Bayerischen Staatsoper: 22. Dezember 2018
Weitere Termine: 25., 29., 31.12.2018 // 03., 06.01. / 19., 22.07.2019


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper.de


Post an Petra Herrmann

petra-herrmann-kunst.de

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