Frida mal 13 –
ein mexikanischer
Totentanz
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Frida Kahlo - eine Produktion der Gärtnerplatz Jugend | © Christian POGO Zach
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Bewertung:
„Gärtnerplatz Jugend“. Was für ein schönes Konzept bietet die Leitung des Theaters an! Theaterbegeisterte junge Leute zwischen 15 und 20 Jahren können sich jedes Jahr am Gärtnerplatz melden und kostenlos unter professioneller Leitung ein eigenes Stück erarbeiten. In diesem Jahr haben sich 13 von ihnen erfolgreich dem Leben der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo gewidmet, einer Ikone der Kunst und Frauenbewegung.
Am Beginn der Arbeiten steht immer eine Schreibwerkstatt. Da wird in kleinen Gruppen das Textmaterial zusammengestellt, dazu kommen in wöchentlichen Proben Tanz und Musik. Alles unterstützt von Profis der jeweiligen Sparten. Warum sollte es diesmal gerade um Frida Kahlo gehen? Was interessiert die Jugendlichen an dieser Figur?
„Frida Kahlo – du bist eine starke und inspirierende Frau! /Wie kann man mit so vielen Schicksalsschlägen so gut umgehen?/ Frida hat die Lieben in all ihren möglichen Formen gekannt und ausgelebt – diese Art, mit Sexualität umzugehen, zeigt bis heute absolute Aktualität.“ Stimmen der Beteiligten aus dem Programmheft. Sie zeigen, wie sie ihre Frida sehen. Eine Frau, die mit ihren vielen Facetten als geradezu multiple Persönlichkeit dargestellt wird. So ist sie die schmerzensreiche stolze Schönheit, das tragische Unfallopfer, die selbstbewusste Künstlerin, die Liebende, die Betrogene, die Mutter, die Hausfrau, das Kind, verwachsen mit ihrem geliebten blauen Haus: „Ich habe mein Leid eingemauert, jetzt verschlingt es mich von innen.“
Alle Darstellerinnen der diesjährigen Musik-Theater-Collage wechseln sich ab in der Rolle der Frida, tanzen, sprechen, singen: „Nur nicht vor Schmerzen weinen…“ wandeln sie zum Beispiel den bekannten Zara-Leander-Song ab. Am Klavier werden sie begleitet von Bettina Ostermeier (musikalische Leitung und Einstudierung), die die jungen männlichen Darsteller sogar an Rhythmus-Instrumenten einsetzt, wenn sie gerade nicht dran sind. Schließlich steht Frida im Mittelpunkt, ihr ebenso berühmter Künstlergatte Diego Rivera erscheint nur am Rande und im wahrsten Sinne des Wortes als Pappkamerad, als Porträt auf einem Schild. Dementsprechend schlecht kommt der Mann weg. Von der großen Kunst und Liebe beider ist nicht die Rede. Dafür geben ihre Streitigkeiten allerhand her für die getanzte Parodie einer Reality-TV-show am »Día de Muertos«, dem »Tag der Toten«, an dem nach altmexikanischem Glauben die Toten zu Besuch aus dem Jenseits kommen. Eine schöne Ergänzung zu den starken poetischen Momenten, in denen die Tänzerinnen und Tänzer blaue Plexiglasscheiben vor sich hertragen. Sie symbolisieren die vielen Spiegelungen der Frida und vielleicht auch ihren unverwechselbaren Blick unter zusammengewachsenen Brauen durch eine blaue Brille. Mit einer Version des Coldplay-Songs „Home, where I wanted to go” klingt denn auch diese sehenswerte Jugend-Theaterarbeit aus (Regie: Susanne Schemschies).
Was für eine tolle Leistung aller Beteiligten! So begeistert man die Jugend fürs Theater - und sorgt für Nachwuchs.
Stürmischer Beifall!
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Frida Kahlo - eine Produktion der Gärtnerplatz Jugend | © Christian POGO Zach
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Petra Herrmann - 6. Juli 2019 ID 11550
FRIDA KAHLO (Gärtnerplatztheater, 05.07.2019)
mit Flirty Argument von Sofia Lainovic
Musikalische Leitung: Bettina Ostermeier
Regie: Susanne Schemschies
Choreografie: Roberta Pisu
Bühne und Kostüme: Stephanie Thurmair
Licht: Markus Kössler
Mit: Kilian Bohnensack, Corina Bräuer, Hanan Hammouda, Simone Heymanns, Luis-Miguel Homedes Lleó, Niklas D. Klose, Sofia Lainovic, Charlotte Lemke, Neve Leonhardt, Iva Maria Saric, Julia Spieler, Saskia Wagner und Eléa Zerhoch
Premiere im Staatstheater am Gärtnerplatz: 3. Juli 2019
Weiterer Termin: 06.07.2019
Eine Produktion der Gärtnerplatz Jugend
Weitere Infos siehe auch: https://www.gaertnerplatztheater.de
Post an Petra Herrmann
petra-herrmann-kunst.de
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