Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Wiederaufnahme

Verzaubert,

verführt,

verflucht


ALCINA am Badischen
Staatstheater Karlsruhe


Bewertung:    



Ihr Verlangen ist unbeugsam, ihr Begehren ohne Unterlass. Mit ihren magischen Fähigkeiten lockt die Zauberin Alcina mögliche Geliebte auf ihre Insel. Doch sobald ihre Liebhaber sie langweilen, verflucht sie diese bis in alle Ewigkeit.

Georg Friedrich Händels Zauberoper Alcina handelt von Schuld und Sühne, Begehren, Sinnlichkeit und Intimität, verlorener Liebe und dem Verlassenwerden alternder Frauen. Es gibt eine ganze Vielzahl an Liebesverwirrungen. Oronte umgarnt als eifersüchtiger Geliebter seit langem Alcinas Schwester Morgana. Morgana hat sich jedoch in Ricciardo verguckt, der eigentlich Bradamante ist, die ihren Gemahl Ruggiero zurückerobern möchte, der Alcina begehrt. Das in zarte oder aufbrausende Klänge gehüllte Liebesbegehren erscheint oft wenig aussichtsreich, wird jedoch auch musikalisch vielschichtig ausdifferenziert und verlagert sich vielfach.

Seit 1978 gedenkt das Badische Staatstheater Karlsruhe mit den Internationalen Händel-Festspielen Karlsruhe dem Barockkomponisten. 2019 stand mit dem 300. Jubiläum des Hauses auch die tragische Ballettoper Alcina des Hallenser Meisters im Rahmen der 42. Festspiele wieder auf dem Spielplan.

Das Bühnengeschehen erscheint sehr reduziert. Alcina wurde überraschenderweise in einer nur halbszenischen Version gezeigt, da am Vorführabend alle Angestellten im Öffentlichen Dienst zu einem Warnstreik aufgerufen wurden. Vor Ort wurden unter anderem die Requisite, Maske und Bühnentechnik bestreikt. Trotzdem fand der Theaterabend statt, und das auftretende Ensemble glänzte in den eleganten Kostümen von Chrisi Karvonides-Dushenko. Videobilder von Adam Larsen bereicherten das nur eingeschränkt zur Verfügung gestellte Bühnenbild. Vor dem Hintergrund der zentralen Bühnenwand mit mehreren Sandebenen bewegten sich Bilder von einer Rehjagd oder von dahinfließenden Wellen. Ein zentrales Thema der Oper wurde so deutlich, dass nämlich Projektionen, die man von etwas oder voneinander hat, stets täuschen können und im Übergang begriffen sind. Tanzsuiten mit sechs auftretenden Balletttänzern und eine vielschichtig herausgearbeitete Gestik der Hände, mit denen die Zauberin Alcina und ihre Schwester Morgana ihre Umwelt locken oder bannen, wussten zu beeindrucken.

Die australische Sopranistin Lauren Fagan mimte die schöne, zaubermächtige Titelheroin leidenschaftlich und sehr präsent. Insbesondere bei den sechs langsam-melancholischen respektive kaltblütig-temperamentvollen Arien ihrer Figur wusste sie nuanciert Akzente zu setzen. Der 37jährige australische Countertenor David Hansen gestaltete den Ruggiero verführerisch als fahrenden Ritter, um dessen Liebe gleich zwei starke Frauenfiguren rivalisieren. In sieben leidenschaftlichen Arien hinterfragte er sein inneres Gedankenleben, es effektvoll wahrnehmend und voller Pathos reflektierend. Dabei pendelte er meist in wohltemperiert-hohen Klangfarben temporeich zwischen Naivität, Egozentrik und Ungläubigkeit. In den hohen Partien der Morgana, der koketten, frivolen und leichtsinnigen Schwester Alcinas, brillierte die polnische Sopranistin Aleksandra Kubas-Kruk auch darstellerisch ganz virtuos mit leichtem, beweglichem Gesang voll ausdrucksstarker Strahlkraft. Die italienische Altistin Benedetta Mazzucato glänzt dramatisch mit den Koloraturen der adligen Bradamante, wenn sie in der Arie „Vorrei vendicarmi“ mit Vorurteilen über das angeblich „schwache Geschlecht“ haderte. Schlussendlich seien auch die bemerkenswerten gesanglichen und darstellerischen Leistungen der französischen Sopranistin Alice Duport-Percier in der Hosenrolle des Knaben Oberto erwähnt, der auf der Suche nach seinem Vater über Alcinas Insel irrte und zum Ende die Zauberin kühn konfrontierte.

Insgesamt inszenierte der aus Los Angeles stammende Regisseur James Darrah in seinem Deutschland-Debüt eine szenisch höchst spannungsvoll-stimmige Umsetzung von Händels phantasievoll-erotischem Dreiakter.



Alcina am Badischen Staatstheater Karlsruhe | Foto © Felix Grünschloß

Ansgar Skoda - 6. März 2019
ID 11262
ALCINA (Großes Haus, 27.02.2019)
Musikalische Leitung: Andreas Spering
Regie: James Darrah
Bühne & Licht: Mac Moc Design
Video: Adam Larsen
Kostüme: Chrisi Karvonides-Dushenko
Chor: Marius Zachmann
Dramaturgie: Michael Fichtenholz und Boris Kehrmann
Besetzung:
Alcina … Lauren Fagan
Ruggiero … David Hansen
Morgana … Aleksandra Kubas-Kruk
Bradamante … Benedetta Mazzucato
Oronte … Samuel Boden
Oberto … Alice Duport-Percier
Melisso … Daniel Miroslaw
Deutsche Händel-Solisten
Händel-Festspielchor
Premiere am Badischen Staatstheater Karlsruhe: 16. Februar 2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatstheater.karlsruhe.de


Post an Ansgar Skoda

skoda-webservice.de

Opernpremieren



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)