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Plakatmotiv: Pasinger Fabrik

Bewertung:    



Ein verregneter Sommer und dann auch noch Corona – wohin nur in Urlaub? Am besten auf den Mond, dort droht garantiert keine Quarantäne.

Kann man machen, für kleines Geld: in der Pasinger Fabrik. Man kaufe eine Karte für Frau Luna, die passende Ferienstimmung stellt sich sofort ein. Garantiert!

Münchens kleinstes Opernhaus hat sich seit seiner Eröffnung im Jahre 1997 einen exzellenten Ruf weit über Bayern hinaus erworben - mit (im wahrsten Wortsinn) spielender Leichtigkeit. Wenn die Staatsoper und das Gärtnerplatztheater Sommerpause machen, dann übernimmt in schöner Regelmäßigkeit die Pasinger Fabrik. Und wie! Ihre Opernproduktionen auf kleinstem Raum, mit kleinem Budget, aber voll von großartigen Ideen und Talenten orientieren sich an beliebten Klassikern von Mozart bis Verdi: „unkonventionell, unverkrampft und publikumsnah auf hohem sängerischen Niveau“ (Focus). Eine kleine Aufführungsserie, Ope(r)n Air, findet alljährlich im Innenhof der benachbarten Blutenburg statt. Vor malerischer Kulisse, bei hervorragender Akustik, im Zauber des Mondscheins.

Wie gemacht für diese Frau Luna. Eine gerade mal vierköpfige Combo aus dem klavierspielenden Dirigenten Andreas P. Heinzmann, dem Klarinettisten Christophe Gördes, dem Kontrabassisten Wilbert Pepper und dem Schlagzeuger Alexander Herrmann bildet das funkelnde, glitzernde und augenzwinkernde Milk Street Orchestra. Voller Schwung und Spielfreude flogen denn auch Evergreens wie „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“, die Hauptstadt-Hymne „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft“ oder das „Glühwürmchen-Idyll“ durch die Galaxis.

Der Mechaniker Fritz Steppke (Niklas Clarin, jungenhaft charmant und doch schon elegantes Timbre) träumt in seiner Berliner Dachwohnung von einer Reise zum „Mann im Mond“. Zusammen mit seiner reimenden Handpuppe „Lamentier“ und dem Freund Pannecke (Philipp Gaiser, munter, jovial, geschmeidig) besteigt er seine selbstgebastelte Flugmaschine. Leider hängt sich auch seine Vermieterin Frau Pusebach dran (Carolin Ritter, klasse Stimme, resolute Berliner Schnauze, eine Erzkomödiantin) und lässt sich partout nicht abschütteln. Sie hat es nämlich nach einer Enttäuschung im Mondschein („Oh Theophil“) auf Herrn Pannecke abgesehen, der ihr nicht durch die Lappen gehen soll.

Frau Pusebach hat allen Grund zur Anhänglichkeit. Denn der Mann im Mond entpuppt sich als verführerische Frau Luna (Karolina Plicková legt mit ihrer wunderschönen, kraftvollen Stimme eine gestandene Opern-Diva hin). Sie wird unterstützt von ihrer hübschen Zofe Stella (Andea Jörg in ihrer Doppelrolle mit Steppkes Verlobter Marie so lyrisch wie witzig). Der weltgewandte Majordomus Theophil (Andreas Agler, warme Klangfarben, feine Ironie, aufgeklebter Theo-Lingen-Scheitel) konnte sich schon mal auf der Erde umschauen, u.a. bei Frau Pusebach. Wie zu erwarten, kommt es zu allerhand erotischen Verwicklungen. Zum guten Schluss darf aber sogar der lächerlich erfolglose Prinz Sternschnuppe (gravitätisch und köstlich ungelenk) bei Frau Luna landen.

Die junge Regisseurin Franziska Reng hat die extraterrestrische Irrsinnsgaudi nahe am Original-Libretto belassen, wobei das Berlinerische nicht allen Darsteller*innen leicht fiel. Wie gut, dass die gelernte Krankenschwester ihr Ensemble mit allem versorgen konnte, was man in einer Pandemie so braucht. Sie bringt aber auch allerhand Regie-Erfahrung und Erfolge aus dem Hofspielhaus mit. Ihre schönen Slapstick-Einfälle konnten sich auf Bühnenbildner Peter Engel verlassen. Er machte aus einem begehbaren alten Schrank mit Eisenbettgestell obendrauf eine Mansarde für Steppke und platzierte eine glitzernde show-Bühne ins „mond“äne Zentrum. Uschi Haug schuf witzige, an die Zwanziger Jahre angelehnte Kostüme, einzig Prinz Sternschnuppe war reine Karikatur – Plateausohlen, eine Perücke zwischen Heino und Prinz Eisenherz, kurze Pluderhosen und eine riesige Prinzenrolle unterm Arm. Na denn!

Die Pasinger Fabrik hat es wieder mal geschafft: Frau Luna, ein Sommerhit!
Petra Herrmann - 3. August 2021
ID 13065
FRAU LUNA (Pasinger Fabrik, 01.08.2021)
Regie und Dialogfassung: Franziska Reng
Musikalische Leitung: Andreas P. Heinzmann
Bühne: Peter Engel
Kostüm: Uschi Haug
Choreographie: Bettina Fritsche
Arrangement: Jörg-Oliver Werner & Andreas P. Heinzmann
Mit: Karolína Plicková (als Frau Luna), Andrea Jörg (als Marie/ Stella), Andreas Agler (als Theophil) u.a.
Milk Street Orchestra
Premiere war am 17. Juni 2021.
Weitere Termine: 04.-08., 12.-15., 18.-21.08.2021


Weitere Infos siehe auch: https://www.pasinger-fabrik.de/


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petra-herrmann-kunst.de

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