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MUSIKFEST BERLIN 2021

Berliner Philharmoniker

KEYFRAMES FOR A HIPPOGRIFF - MUSICAL CALLIGRAMS IN MEMORIAM HESTER DIAMOND von Olga Neuwirth (UA)


Bewertung:    



Die Berliner Philharmoniker setzten gestern und vorgestern Keyframes for a Hippogriff - Musical Calligrams in memoriam Hester Diamond der österreichischen Komponistin Olga Neuwirth (American Lulu, 2012 oder Masaot/Clocks without Hands, 2005) - und exklusiv zum diesjährigen MUSIKFEST BERLIN - als nachgeholte Uraufführung an. Es dirigierte Jakub Hrůša.


Die Komponistin, "die seit ihrem siebten Lebensjahr Trompete spielte, studierte Film, Komposition und Malerei in San Francisco, bevor sie die Musikhochschule in Wien besuchte. In diesen frühen Jahren wurde sie stark von Adriana Hölszky, Tristan Murail, Luigi Nono, Giacinto Scelsi und Edgar Varèse beeinflusst. Sie erforschte mehrere Perspektiven und produzierte ein multisensorisches Referenznetz, indem sie nicht nur musikalische Elemente, sondern auch Komponenten aus dem täglichen Leben sowie aus Literatur, Wissenschaft und Film einbezog. Ihre Arbeiten sind Reisen in Zeit und Raum, die manchmal die Vergangenheit zitieren (was sie 'Erinnerungsräume' nennt) und gleichzeitig die Gegenwart heraufbeschwören. Schnipsel verschiedener Genres werden zu einem Stoff verwoben, der die Zuhörer in einen Strudel von Empfindungen zieht und den Aufführungsraum mit funkelnden Klängen füllt, die manchmal aufschlussreich, oft überraschend und verwirrend, aber auch amüsant. Ihre Werke rütteln die Menschen aus ihrer Selbstgefälligkeit und sind bissig und schräg leidenschaftlich in der Tradition eines Karl Kraus oder Thomas Bernhard. Olga Neuwirths Haltung lässt das Unvorhersehbare zu, ohne willkürlich zu sein. Jedes Instrument, jede Stimme, jedes Video, jedes elektronische Gerät und jede Bewegung im Raum wird mit Engagement eingesetzt; ihre Beschäftigung, entscheidend für ihre Pflicht, Musik und Inhalte zu vermitteln, die für das Konzept ihrer Klangwelt wesentlich sind." (Quelle: olganeuwirth.com)



Die Komponistin Olga Neuwirth | (C) Harald Hoffmann


Neuwirths monumentales Vokalwerk für Countertenor, Kinderchor und Orchester entstand 2019/20 im Auftrag der New Yorker Philharmoniker zur Feier des 19th Amendment (des 19. Zusatzartikels der amerikanischen Verfassung), der 1920 Frauen das Wahlrecht zusprach. Wegen der Corona-Pandemie konnte es, wie bereits erwähnt, erst jetzt - am 11. und 12. September 2021 - uraufgeführt werden.


Es fußt "auf einer Text-Collage unterschiedlichster Epochen und Stilformen: Fragmente von Ariost, William Blake, Edward Lear, Herman Melville, Walt Whitman, Emily Dickinson, Friedrich Nietzsche, Zinaida Gippius, Gertrude Stein, Olga Neuwirth sowie diverse Street-Graffiti finden sich in einen Dialog von Countertenor und Kinderchor verwoben, der einem maroden Weltgetriebe das Prinzip Hoffnung entgegenstellt." (Dirk Wieschollek).

Und Olga Neuwirth meinte selbst zu ihrem Stück: "Wir versuchen, die vielfältigen Geschichten unseres kleinen Lebens gegen das weiße Rauschen der Informationen zu erzählen, in dem die Technologie die menschliche Interaktion bereits überholt zu haben scheint." Die Musik würde "zwischen Furor, Zerbrechlichkeit und Einsamkeit" schwanken, um der Wut und Ohnmacht des Individuums ebenso Ausdruck zu verleihen wie dessen Potential zur gesellschaftlichen Veränderung, so die Komponistin. Schließlich sieht sie insbesondere den Kinderchor als "Stimme des Widerstands gegen eine ruinöse öffentliche Ordnung, die durch das Eigeninteresse von Regierung und Industrie geschädigt wird. Möge Keyframes ein Beitrag zu einem 'humanistischen Komponieren' sein. In einer Zeit von politischer und sozialer Instabilität und der Zerstörung unseres Planeten."

*

Das alles [s.o.] fanden meine gutmütigen Ohren selbstverständlich und auch rund herum "bestätigt", und was sollten sie auch anders tun. Textliche Krücken solcher Art, die anders (oder missverstandener) dann auch als Hilfestellungen für intellektuell Minderbemitteltere [so wie mich z.B.] deutbar wären, sind natürlich immer gut und nützlich, auch wenn sie sich übergriffig meiner eigenen Bereitschaft etwas wahrzunehmen in den Weg stellen.



Uraufführung von Olga Neuwirths Keyframes for a Hippogriff mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Jakub Hrůša - am 11. und 12. September 2021 beim MUSIKFEST BERLIN | Foto (C) Stephan Rabold


Also:

Ich hatte nichts von dem begriffen und/ oder verstanden, was die Komponistin da mit ihrem Opus von mir wollte. Sowieso wurde die von dem hochgenialen Countertenor Andrew Watts und den nicht minder hochgenialen 26 Jungen vom Tölzer Knabenchor gesungene Textzusammenstellung ausschließlich im originalen Englisch abgedruckt oder per Leuchtschrift mitgeliefert, was im Umkehrschluss bedeutete, dass all diejenigen, die nicht oder nicht ganz so gut wie der erhab'ne Rest des von den Philharmonikern mit obgligatorischen Sprachkenntnissen vorausgesetzten Bildungsbürgertums als ausgegrenzt zu gelten hatten; gern hätte ich freilich auch gewusst, welche Halbsätze oder Sätze dann die Neuwirth aus welchen konkreten Werken der zehn aufgelisteten Original-Textgeber [s.o.] für ihr wunderliches Misch-Libretto nutzte. Immerhin war ich am Schluss des Halbstünders vom von den Tölzern allerliebst geäußerte "La la la la la" emotional berührt. Ein kleines Mädchen, das mit ihrer Mutter eine Reihe vor mir saß, hatte sich übrigens die ganze Zeit die Ohren zugehalten...

Was mir nie zuvor passierte, dass ich fürchterlich gelaunt von einem Philharmonikerkonzert den Heimweg angetreten hatte; ja und nicht einmal zu Bruckners Vierter konnte ich mich anschließend noch aufraffen - und hätte ich es doch getan; für mich wäre es wohl ein seelenstreichelndes Pendant zum Vorigen gewesen.


Andre Sokolowski - 13. September 2021
ID 13141
MUSIKFEST BERLIN 2021 (Philharmonie Berlin, 12.09.2021)
Olga Neuwirth: Keyframes for a Hippogriff - Musical Calligrams in memoriam Hester Diamond für Countertenor, Kinderchor und Orchester (2019) | UA
Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem New York Philharmonic und dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra
Anton Bruckner: Symphonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104 (Fassung 1878/1880)
Andrew Watts, Countertenor
Tölzer Knabenchor
(Choreinstudierung: Michael Hofstetter)
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Jakub Hrůša


Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html


http://www.andre-sokolowski.de

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