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Konzertkritik

A Touch of Springtime

Kammerakademie Potsdam im Berliner Pierre Boulez Saal

Bewertung:    



Schön, dass in das Räderwerk des emsig vor sich hin ratternden Konzertbetriebs ab und an ein Karfunkelstein gerät, der weniger durch perfekten Schliff als vielmehr durch natürlich leuchtendes Strahlen auf sich aufmerksam macht. Genau in diese Kategorie fällt das jetzt zu besprechende Konzert der furios aufspielenden Kammerakademie Potsdam und ihres toughen Chefdirigenten Antonello Manacorda.

Schon der erste Programmpunkt - Wagners Siegfried-Idyll - macht deutlich, dass es mitnichten um das Servieren edler Töne geht, die routiniert vom sinfonischen Fließband runterkullern. Sondern um Ausdruck. Aussage. Interpretation. Und um die schiere Lust am Musikmachen. Linien werden behutsam übereinander geschichtet, Motive zart entblättert, Klänge regelrecht zum Atmen gebracht: Ein großartig funktionierender Orchester-Organismus ist hier zu bewundern - und zwar hautnah: Der verhältnismäßig kleine Pierre Boulez Saal macht’s möglich. Ein Siegfried also, der vorsichtig die Welt erkundet, immer sachte, sachte, vor allem bei den Hörnern, bis sich der gesunde Eros am Ende doch noch Bahn bricht.

Schönbergs Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente ist eine kunstvoll ineinander verwobene Collage, die zu einem großen Teil aus romantischen Klangschnipseln besteht, wodurch das genaue Gegenteil von Romantik erzielt wird: Verformung. Ein cooles, mitunter jazziges, bald Bernstein vorgreifendes Stück, welches von Manacorda flink und lässig geschlagen wird - als Stachel in der Mitte.

Beethovens Symphonie Nr. 4 erleben wir von hinten, womit die um 180 Grad gedrehte Position des Orchesters gemeint ist. Die Sache hat insofern den Vorteil, als dass man sich ein genaues Bild von Manacordas vielfältigem Dirigierstil machen kann: Er wackelt mit der Nase, zuckt mit den Brauen, kräuselt Lippen, verzieht Mienen, lächelt und zwinkert in einer Tour. Im Grunde ist ständig Bewegung in seinem Gesicht, was einerseits sehr unterhält, aber eben auch immer ein Gefühl vermittelt. Und wieder staunt man Bauklötze, klingt doch der sonst so erhabene und frohlockende Beethoven überhaupt nicht erhaben und frohlockend - sondern frisch, frech und nach ordentlich Schalk im Nacken. Toll.



Kammerakademie Potsdam und Antonello Manacorda | Foto (C) Nikolaj Lund

Heiko Schon - 19. Februar 2019
ID 11235
KAMMERAKADEMIE POTSDAM (Pierre Boulez Saal Berlin, 17.02.2019)
Wagner: Siegfried-Idyll
Schönberg: Kammersymphonie für 15 Solo-Instrumente op. 9
Beethoven: Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60
Kammerakademie Ppotsdam
Dirigent: Antonello Manacorda


Weitere Infos siehe auch: https://kammerakademie-potsdam.de


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