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Konzertkritik

Wenn das Neuere am Ende älter wirkt



Das ist die Geigerin Anne-Sophie Mutter. | Bildquelle: rsb-online.de

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Im Rahmen der Ehrungen anlässlich des 85. Geburtstags des polnischen Komponistrn und Dirigenten Krzysztof Penderecki stand im ersten Teil dessen 2. Violinkonzert Metamorphosen auf dem Programm. Natürlich war es nachvollziehbar, dass der Hochbetagte zunächst das für den zweiten Programmteil mit ihm angekündigte Dirigat der 15. Sinfonie von Schostakowitsch zugunsten eines jüngeren Maestro abgab. Schließlich ließ die Pressestelle des Rundfunksinfonie-Orchester Berlin verlauten, dass er auch von der Leitung des eigenen Violinkonzertes zurücktreten müsse. Dafür sprang sein langjährig bewährter Assistent Maciej Tworek ein und erledigte diese Aufgabe mustergültig.

Ich würde das makellos komponierte Werk – der weltberühmten Geigerin Anne-Sophie Mutter gewidmet und von ihr 1995 in Leipzig uraufgeführt - nicht gerade als des einstigen Avantgardisten bedeutendstes bezeichnen, das bei manchen Schönheiten und ausdrucksvollen Passagen, die zu ergreifen vermögen, doch Längen und leider auch Banalitäten aufweist (m.E. etwa die „Echo“-Dialoge), wenngleich zweifellos der Solopart wahrlich alle Möglichkeiten bietet, höchste Kunst, Gesanglichkeit wie magische Bravour zu Geltung zu bringen. Musik, die der großartigen Mutter auf den Leib geschrieben ist! In der Tat ist bereits die erste Figur der Solovioline, die aus insistierenden Orchesterakkorden herauswächst, von atemberaubender Dimension. Aber nach einer Weile erschöpfen sich diese ziemlich romantischen, fast konventionellen Metamorphosen durchaus in Absehbarkeit. Keinen Moment hingegen jedoch ließen Konzentration und das alles beherrschende Charisma der Solistin nach: ihr faszinierend vollkommener Ton, rund und farbenreich, ihr durch und durch beseelter Klang, ihre bis zum Harschen unbedingte, schier mühelose Virtuosität – ganz im Dienst des Textes, ihre permanente Hingabe als primus inter pares – das fesselte von der ersten bis zur letzten, wie hingehauchten Note! Nicht enden wollender, emphatischer Dank des Publikums für die glänzende Orchesterleistung unter Maciej Tworek - und Anne-Sophie Mutter, die liebevoll den zufriedenen Komponisten zum Podium führte!

Die Überraschung des Abends bot allerdings das Dirigat des vorwiegend in den USA wirkenden Andrey Boreyko. Von der ersten Sekunde an blitzte unter seinen Händen die 15. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch in mitreißender Lebendigkeit auf: solche Plastizität, muntere Farbigkeit und unmittelbar wirkende Frische dürfte nur selten der oft fast kammermusikalisch fragilen Struktur so überzeugend entlockt werden! Das RSB sprühte vor Engagement (nicht zuletzt die Solocellistin). Ein rundum überzeugendes Plädoyer für dieses letzte Großwerk des sowjetischen Komponisten, über dessen Inhalt wir uns angesichts seiner Heiterkeit und tiefgründigen, klanglichen Erinnerungsarbeit nicht den obligatorischen Spekulationen wie wilden Interpretationen hingeben wollen, von denen die Programmhefte des Westens überquellen, zumal wenn ihre Autorinnen der Bestsellermanier der gefälschten „Schostakowitsch-Memoiren“ des Wolkow so willig und blind auf den Leim gehen. Maestro Boreyko jedenfalls verzauberte den Abend und machte mit dem RSB „Schostys“ 15. zu einem unvergesslichen Musikerlebnis, das größte Freude und Anerkennung erntete – auch bei Penderecki!
o.b. - 29. Mai 2018
ID 10723
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 16.05.2018)
Penderecki: Metamorphosen - Konzert für Violine und Orchester Nr. 2
Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 15 A-Dur op. 141
Anne-Sophie Mutter, Violine
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigenten: Maciej Tworek und Andrey Boreyko


Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de


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