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Subtile

Rhythmen

einer

Kämpferin

Neneh Cherry in Köln


Charlotte Adigéry in der Vorgruppe von Neneh Cherry im Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda

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Neneh Cherry erzählt in Broken Politics von lähmenden Verunsicherungen, kritikwürdiger Waffengewalt und der Notlage von Geflüchteten. Mit klarer Stimme protestiert sie ernsthaft, anspielungsreich und souverän. Songs wie „Kong“ und „Shot gun shack“ richten sich gegen die amerikanische Immigrationspolitik und einen gewissen Präsidenten, der stets für Aufsehen sorgt. Folk-Samples und Beats tragen Cherrys ausdrucksstark-roughen Gesang. Das durchweg politische, fünfte Album der Künstlerin erschien 2018 beim Independentlabel Smalltown Supersound.

Gerade einmal zwei Konzerte führen die schwedische Trip-Hop-Künstlerin und ihre Band auf ihrer aktuellen Tour nach Deutschland. Das Kölner Konzert am 19. Februar wurde wegen des Besucherandrangs von der Kulturkirche in das Carlswerk Victoria verlegt, einer ehemaligen Industriehalle in Köln-Mülheim. Neneh Cherry bewies bei der Auswahl der Vorgruppe ein glückliches Händchen. Das Vorprogramm bestreitet energiegeladen die belgische Sängerin Charlotte Adigéry mit ihrer Band Wwwater (ausgesprochen ohne die zusätzlichen Ws). Wwwaters experimenteller Dance- und Electronic-Sound heizt dem Publikum gehörig ein. Adigéry erinnert mit ihrer durchdringenden Gospel-Stimme und frei variierenden Rap-Einlagen ein bisschen an die US-Sängerin Santigold. Das vierzigminütige Set des Voracts bringt die Halle zum Beben.

30 Jahre reicht nun die musikalische Karriere der Singer-Songwriterin zurück. Neneh Cherry ist die Stieftochter des Free Jazz-Trompeters Don Cherry und Teil einer einflussreichen Musikerfamilie. Ihr Halbbruder ist der Musiker Eagle-Eye Cherry, und ihre Halbschwester ist die bekannte Singer-Songwriterin Titiyo. Eine ihrer drei Töchter, Mabel, ist ebenfalls erfolgreich im Musikgeschäft. Auch ihrem Stiefsohn Marlon Roudette gelang mit der Musikgruppe Mattafix der internationale Durchbruch. Mit ihr auf der Bühne steht nun die andere Hälfte des Mattafix-Duos: Preetesh Hirji begleitet Cherry als Electronic Dubmaster. Auch Cameron Andrew McVey, Cherrys Ehemann und Co-Komponist vieler ihrer Songs, begleitet die Künstlerin im Carlswerk in Camouflage-Outfit am Bass und an den Keyboards. Der britische Sänger, Songwriter und Musikproduzent wurde bekannt durch seine Arbeit mit Musikern wie Massive Attack, Portishead, All Saints und den Sugababes. Auch auf Broken Politics wirkte McVey kompositorisch an den meisten Songs mit. Zu der illustren Bandbesetzung gehören außerdem die Harfenistin Iona Thomas, der Bassist Samson Srinuan und Rosie Bergonzi an den Percussions.

Neneh Cherry betritt mit ihrer Band gegen 21 Uhr die Bühne. Allerlei künstlerische Plakate und vieldeutige Bilder von Gesichtern und Körpern schmücken die Spielfläche. Viele der neuen Songs sind leiser und sanfter als die vom Vorgänger-Album Blank Project von 2014. Die 54jährige wirbelt mit mal gehauchtem, mal kratzigem, sich stets steigernden Gesang über die Stage. Die Atmosphäre der Lieder erscheint spannungsvoll und zugleich relaxt. Dichte und treibende Rhythmen werden facettenreich durch minimale Zwischenspiele etwa einer Harfe oder eines Vibrafons gebrochen. Monoton getragener Singsang variiert leise. Mit knisternden Beats wird der Song „Natural Skin Deep“ zum Highlight des Konzertabends. Cherry stellt mit einleitenden Worten den Song „Black Monday“ vor, in dem die Künstlerin den Zustand der Emanzipation kommentiert. Neben den Songs aus Broken Politics spielt der Weltstar auch einige frühere Hits, so „Blank project“ aus dem gleichnamigen Vorgänger-Album, „Manchild“ von 1989 und zuletzt den Song „Buffalo Stance“ von 1988. Das Publikum, auf das sich auf Wunsch der Künstlerin auch das Scheinwerferlicht immer wieder richtet, stimmt bei letztgenanntem Song in den Refrain „No moneyman can win my love“ mit ein. Bei dem Duett „7 Seconds“, Cherrys wohl bisher größtem Hit, übernimmt McVey den Gesangspart von Yousson N’Dour. Im hellleuchtenden Vollmondschein neigt sich der stimmungsvolle Abend beim Spaziergang zum Auto dem Ende zu.



Preetesh Hirji, Cameron McVey, Rosie Bergonzi, Neneh Cherry, Samson Srinuan und Iona Thomas (v.l.n.r.) beim Abschlussapplaus im Carlswerk Victoria | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 21. Februar 2019
ID 11237
Weitere Infos siehe auch: https://de-de.facebook.com/nenehcherryofficial/


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