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Konzertkritik

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Shirley Manson, Frontfrau von Garbage im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



In die Top Ten der deutschen Charts schaffte es Garbage mehrmals. Doch vor allem Version 2.0, das 1998 veröffentlichte zweite Album des US-amerikanischen Quartetts um Frontfrau Shirley Manson und Schlagzeuger und Nirvana-Produzenten Butch Vig läutete einen internationalen Durchbruch für die Band ein. Obwohl vier poplastigere Alben (zuletzt 2016 Strange little birds) und ein Best Of folgten, blieb es das bis heute kommerziell erfolgreichste Album der Indie-Rockband. Die aktuelle Tour, die für zwei Konzerte jüngst auch in Deutschland Halt machte, widmet sich nun ganz dem Erfolgsalbum Version 2.0 mit Hits wie „I think I’m paranoid“ oder „Temptation waits“, das in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum feiert.

Die Besucher stehen am Montagabend, 17.9., dicht gedrängt im Kölner E-Werk. Es sind auch viele ältere Semester im Publikum, mit denen Garbage groß wurde. Das britische Trio Dream Wife um die isländische Sängerin Rakel Mjöll, die britische Bassistin Bella Podpadec und Britin Alice Go an der Gitarre bestreitet mit mal angestrengt und mal betont verspielt klingendem Punk das Vorprogramm.

Garbage betreten gegen 21 Uhr die Bühne. Die schottische Leadsängerin, die im Verlauf der 25jährigen Bandgeschichte ein gepflegtes Bad Girl oder Femme Fatale-Image kultivierte, trägt ein wildes Outfit aus silbrig glitzernden Boots, Netzstrumpfhose, weißem, dunkel bedrucktem T-Shirt in Überlänge und rot gefärbten Pippi-Langstrumpf-Zöpfen. Die Scheinwerfer der Bühne haften beharrlich auf der 52-Jährigen, die ihren dunkel bebenden, verrucht lockenden Gesang stets mit dramatischen Posen unterstreicht, während sich die vier männlichen Instrumentalisten insbesondere anfangs eher im Hintergrund halten.

Erst nach einer dreiviertel Stunde und zahlreichen performten Songs begrüßt Manson freundschaftlich parlierend das Publikum. Sie lobt den langjährigen Veranstalter für ihre Konzerte im deutschsprachigen Raum und freut sich über einen farbig leuchtenden emporragenden, gasbefüllten Luftballon, der ihr von einem Fan auf die Bühne gereicht wird. Nacheinander stellt sie eher unbekannte B-Seiten-Songs vor, die auf Version 2.0-Singles erschienen und auf der jüngst erschienen Geburtstags-Version 2.0 als wiederveröffentlicht werden. Die Band performt so eher selten gespielte Coverversionen wie „Thirteen“ (Original von Big Star; 1972) und „Can’t Seem To Make You Mine” (Original von The Seeds; 1965). Manson betont, dass sie vor über zwanzig Jahren geschriebenen Songs wie „Soldier through this“ wohl tatsächlich auch nur auf dieser Tour spielen werden. Einmal scheint es so, als würde sie zu spät mit ihren Vocals einsetzen. Wer habe es vermasselt, fragt sie ihre Band-Kollegen, um sogleich zu scherzen, sie werde darüber nicht die ganze Nacht grübeln, denn solche Momente würden sich ja manchmal gar als Social Media-Hits entpuppen: »Everyone loves to see a strong woman, that fails.« Nachdenklich und bewegend wird es hingegen, wenn sie die gefühlvolle Ballade „The trick is to keep breathing“ anmoderiert. Immer wieder sei Manson in ihrem Leben mit Menschen in ihrem Umfeld konfrontiert worden, die für sich den Freitod wählten. Diesen Menschen widme sie gerne dieses Lied, welches vom Weiteratmen auch in schweren Lebensumständen handele: »We have to look after each other. Then a desperate person will always get the chance to learn to turn the other way round.«

Bei den Songs „When I grow up“, „Push it“ und „Special“ beginnen auch die beiden Gitarristen Duke Erikson und Steve Marker sich im vorderen Bereich der Bühne lebendig in Pose zu schwingen. Neben den Filmsongs „The world is not enough“ aus dem gleichnamigen James Bond-Streifen von 1999 und „Medication“ aus dem Film The Faculty (1998) überzeugen insbesondere „You look so fine“ und die letzte Zugabe „Cherry Lips (Go Baby Go)“. Kleine Abzüge gibt es für die etwas suboptimal stark dröhnende Akustik im ehemaligen Elektrizitätswerk. Auch sollten Weinkenner im E-Werk aufpassen, da mitunter unterschiedliche Weinsorten in Plastikbechern gemischt werden, wenn eine Weinflasche zur Neige geht. Insgesamt ein solides Konzert, bei dem die Rockband mal wieder Durchhaltevermögen bewies und zu Unrecht in Vergessenheit geratene Raritäten wieder aufleben ließ.



Shirley Manson, Frontfrau von Garbage im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 19. September 2018
ID 10926
GARBAGE (E-Werk Köln, 17.09.2018)

Band:
Gesang, Gitarre … Shirley Manson
Gitarre, Keyboard … Duke Erikson
Schlagzeug, Percussion, Loops … Butch Vig
Gitarre … Steve Marker

Zusätzliche Livebesetzung:
Bass … Daniel Shulman
Bass … Eric Avery
Schlagzeug, Percussion … Matt Chamberlain

Nächste Termine:
20.09. Paris (Frankreich), Bataclan
22.09. Luxemburg, Rockhal
23.09. Utrecht (Niederlande), Tivoliverdenburg


Weitere Infos siehe auch: https://garbage.com/


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