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Konzertbericht

Rockröhre

auf Händen

getragen



Skin, Frontfrau bei Skunk Anansie, während des Konzertes im Kölner E-Werk | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Die britische Formation Skunk Anansie um Frontfrau Skin feiert ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte. Im Januar veröffentlichte sie hierzu ihr Jubiläumsalbum 25Live@25. Neben ihrem wahrscheinlich größten Hit „Hedonism (Just because you feel good)“ von 1996 hatte das Quartett zahlreiche weitere Charterfolge. 2003 löste sich die Gruppe auf. Die einzelnen Bandmitglieder starteten verschiedene Soloprojekte. 2009 feierten Skunk Anansie dann eine Reunion. Nun ist die Band, deren Name sich von der starken Cannabissorte „Skunk“ und der mythisch westafrikanischen Gottheit „Anansi“ (dem Spinnenmann) ableitet, auf Tournee durch Europa. Auch neue feministische, antirassistische und politische Lyrics lassen während der Konzertabende aufhorchen.

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Der Support allusinlove heizte dem Publikum im Kölner E-Werk bereits ab 20 Uhr ein. Das junge Quartett aus Leeds/ Yorkshire ließ es mit treibend grungelastigen, dynamischen Rocksongs wie „It‘s okay to talk“ oder „All good people“ heftig krachen. Sänger Jason Moules, Gitarrist Andrej Pavlovic, Bassist Jemal Beau Malki und Drummer Connor Fisher-Atack nannten ihre Band früher allusondrugs. Tatsächlich erinnert der Alternative Rock ein bisschen an rauschhaft psychedelische Songtrips der Kultband Nirvana. Die vier Jungs von allusinlove headbangen mit langem Haar. Sie stimmen ein auf ein rockiges Konzert in der ausverkauften Konzertlocation, dem ehemaligen Umspannwerk des früheren Elektrizitätswerks in Köln-Mülheim, ein.

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Mit dem pulsierenden „Charlie Big Potato“ als Opener betritt dann weit nach 21 Uhr unter lautem Gejohle Skunk Anansie die Bühne. Gitarrist Martin Ivor Kent alias „Ace“ sorgt für prägnante und raue Riffs. Mark Richardson powert dynamisch am Schlagzeug. Bassist Richard Lewis alias „Cass“ legt sich mit knackigen Grooves und präzisen Klangteppichen ins Zeug. Begleitet wird die Original-Bandbesetzung noch von Erika Footman an den Keyboards und den Backing Vocals. Sie ist übrigens auch tänzerisch begabt und mit dem Drummer der Band liiert.

Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf der charismatischen Leadsängerin der Band, die auch als Solokünstlerin erfolgreiche Alben veröffentlichte. Skin, die mit bürgerlichen Namen Deborah Anne Dyer heißt, betritt als letzte die Bühne. Die schwarze, glatzköpfige 51jährige trägt ein sperrig geschnittenes, fantasievolles schwarzes Kostüm, das sie auf den ersten Blick wie ein Wesen von einem anderen Stern erscheinen lässt. Nach der Eröffnungsnummer legt sie die unförmig-extravaganten Accessoires ihres Oberteils ab. Die kleine und schlanke Sängerin mit jamaikanischen Wurzeln fegt nun – nur noch im dunklen T-Shirt - wie ein Energiebündel über die Bühne. Sie eilt von einer Seite zur anderen, jumpt in die Luft und leitet die Zuschauer zu Bewegungen im Rhythmus der Musik an. Mit ihrem klaren, energischen, sehr eindringlich-präsenten Gesang bringt sie bald den ohnehin schon vibrierenden und heißen Saal zum Beben.

Skin scheut den Kontakt zu ihren Fans nicht. Einige Konzertbesucher in der vordersten Reihe umarmt sie herzlich, umringt von besorgt blickenden Bodyguards. Mehrmals lässt sie sich sogar von ihren Fans auf Händen über die Menge hinweg tragen. Derart crowdsurfend schafft sie es trotzdem einigermaßen, zusammen mit ihrem Publikum die Refrains ihrer Hits zu singen.

Bei vielen bekannteren Titeln aus den 1990ern wie „Weak“, „Brazen (Weep)“ oder „Twisted (Everyday hurts)“ klatschen, springen und jubeln die Fans begeistert. Auch bei der sanfteren Ballade „You follow me down“ lassen es sich viele nicht nehmen laut mitzusingen. Rassistischen Stimmen setzt Skin angriffslustige und kraftvolle Songs wie „Yes, It’s Fucking Political“ oder „Intellectualize My Blackness“ entgegen, zu denen die Menge tobt. Skin steht für Gleichberechtigung ein und kritisiert Sexismus und Homophobie. Sie äußert sich auch zum Brexit, den sie als „verdammte Katastrophe“ betrachtet: „We're from UK - the fucking government makes me sick.“ Die gebürtige Londonerin fordert, dass über das Austrittsabkommen neu abgestimmt wird.

Selten gab es eine Künstlerin, die beim Bad in der Menge so auf Händen getragen wurde. Die energiegeladene, laute, etwa 100minütige Show mit mehreren Zugaben feierte ein Vierteljahrhundert Pop-Punk von Skunk Anansie. Ein musikalisch leider in einigen Momenten auch etwas zu dröhnend lärmendes Fest, das nichtsdestotrotz auf weitere Alben der Briten hoffen lässt.



Skin, Lead-Sängerin bei Skunk Anansie, während des Konzertes im Kölner E-Werk
Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 23. Juli 2019
ID 11581
Weitere Infos zur Band: https://skunkanansie.com/


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