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A L´ARME! FESTIVAL VOL. VII

Beim Internationalen Festival für Avantgarde Jazz & Experimental Music steht in diesem Jahr die Stimme im Mittelpunkt



Bewertung:    



Ziemlich groß ist die musikalische Bandbreite des mittlerweile im siebten Jahr stattfindenden A L’ARME! FESTIVALs für Avantgarde-Jazz und experimentelle Musik. Der künstlerische Leiter Louis Rastig legt das Augenmerk immer wieder auf die Fusion unterschiedlichster Stile. Neben klassischem Free Jazz, moderner Improvisation, Noise und elektronischer Musik steht in diesem Jahr aber vor alle die Stimme im Mittelpunkt der einzelnen Sets. Nun ist ja experimenteller Gesang im Jazz oder eben auch im Free Jazz nicht unbedingt eine Seltenheit. Und auch beim A L’ARME! FESTIVAL hat man schon die verschiedensten Spielarten von der Spoken-Word-Performance über Rap und Hip-Hop bis zur elektronisch erzeugten Vokal-Kunst-Darbietung sehen und hören können. Zu erinnern wäre da nur an den letztjährigen Auftritt von Avantgarde-Legende Laurie Anderson, die Elektro-Vokalakrobatin Maja S. K. Ratkje, die Band Księżyc oder auch das schwedische Stimmwunder Natalie Sandtorv (die dann morgen wieder einen Auftritt beim Festival im Radialsystem haben wird).

*

Zur Eröffnung, die diesmal nicht im sonstigen Festivalstandort Radialsystem V, sondern im kleineren Säälchen im benachbarten Party-Gelände des Holzmarkt 25 stattfand, wummerte allerdings erstmal ganz stimmlos der US-amerikanische Avantgarde-Drummer Greg Fox ein Solo-Set aus improvisierten Schlagzeugkaskaden ins Publikum. Experimenteller Free Jazz trifft auf elektronisches Gefrickel. Fox hatte sich dazu via Computer seine eigene kleine Jazz-Band samt Saxofon zusammengesampelt und rief den entsprechenden Soundmix, in dem dann auch tatsächlich ein paar gesampelte Stimmen zu vernehmen waren, zu seinen live gespielten Drumlines ab. Aber auch ein ganz klassisches Schlagzeugsolo gehörte zum Repertoire des New Yorker Extremdrummers.



Greg Fox beim A L’ARME! FESTIVAL VOL. VII | Foto (C) Stefan Bock


Danach gab es dann aber mit dem norwegischen Damen-Trio Gurls die erste richtige Fusion aus modernen Pop-Songs und klassischem Jazz-Instrumentarium. Geboten wurde eine Mischung aus souligem Jazz mit R&B- und Hip-Hop-Gesangseinlagen von Rohey Taalah, unterlegt mit einem feinen, loungigen Soundteppich von Kontrabassistin Ellen Andrea Wang und Tenorsaxophonistin Hanna Paulsberg, die auch mal flott was auf Norwegisch rappte. Insgesamt groovte das natürlich sehr schön und hatte auch jede Menge Witz, den die drei Musikerinnen mit ihren leicht provokanten Texten wie Pork-Chop-Lover oder You Want Me reichlich versprühten, ist aber für A L’ARME!-Verhältnisse dann doch fast schon etwas zu konventionell geraten. Unterhaltung gehört halt auch zum Programm.



Gurls beim A L’ARME! FESTIVAL VOL. VII | Foto (C) Stefan Bock


Zur Sache ging es dann wieder mit der Crossover-Formation Anguish, bestehend aus Hans-Joachim Irmler, Mitglied der 70er Jahre-Krautrock-Band Faust, dem Industrial-Rap-Duo Dälek mit Sänger Will Brooks und E-Gitarrist Mike Mare sowie dem Tenorsaxophonisten Mats Gustafsson und Drummer Andreas Werliin vom schwedischen Avantgarde-Jazz-Kollektiv Fire! Orchestra. Neben den Auftritten mit der in wechselnder Besetzung nach wie vor existierenden Band Faust tourte Keyborder Hans Joachim Irmler u.a. auch mit Avantgarde-Größen wie dem 2017 verstorbenen Ex-Can-Drummer Jaki Liebezeit oder dem Einstürzende-Neubauten-Mitglied FM Einheit über die einschlägigen Jazz-Festivals. Bereits 2004 gab es eine erste Zusammenarbeit von Faust mit den Rappern von Dälek.

Mit dem nun entstandenen Avantgarde-Oktett Anguish wird das Repertoire aus Kraut-Rock, Industrial-Noise und experimentellem Hip-Hop noch um eine gute Prise Free Jazz erweitert. Ende 2018 ist eine erste LP unter dem Namen der Band beim Label Rare Noise erschienen. Anguish und Noise (Pein und Lärm) sind hier Programm. So auch bei der Performance im Säälchen. Die Ohren, wie noch bei vergangenen A L’ARME!-Konzerten von Caspar Brötzmann mit Thursten Moore oder Massimo Pupillo, musste man sich allerdings nicht verstöpseln. Dazu griff Mike Mare zu selten zur E-Gitarre und beschränkte sich weitestgehend aufs Elektronik-Schrauben. Partner Will Brooks rappte düster in Mikrofon, während im Hintergrund auf Video der Totenschädel vom Anguish-Plattencover kreiselte. Aus dem allgemeinen Soundbrei rissen einen dann immer wieder nur die schrillen Saxofontöne von Free-Jazzer Mats Gustafsson. Hans-Joachim Irmler am Synthesizer hielt sich dagegen im Hintergrund. Ein Appetithappen. Für die nächsten Tage ist da noch etwas Luft nach oben.
Stefan Bock - 1. August 2019
ID 11595
Das A L’ARME! FESTIVAL, bei dem neben der schon erwähnten Natalie Sandtorv noch weitere Spoken-Word-KünstlerInnen wie Moor Mother, Kiki Manders und Matana Roberts auf dem Programm stehen, läuft noch bis zum 3. August im Radialsystem V.

Weitere Infos siehe auch: http://alarmefestival.de/


Post an Stefan Bock

blog.theater-nachtgedanken.de

A L´ARME! FESTIVAL VOL VI (Eröffnung)

A L´ARME! FESTIVAL VOL VI (Finale)


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