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Überwältigender

Muttertag



Le Prophète am Aalto-Musiktheater Essen | Foto (C) Matthias Jung

Musikalische Bewertung:    



Gestern Abend - nach der zweiten Pause der fast fünfstündigen Oper Le Prophète von Giacomo Meyerbeer - raschelten im Essener Aalto-Theater Zellstofftaschentücher, und es war dezentes Schluchzen oder tränenunterdrückendes Geschnüff'le hie und da zu hören, denn: Die große und zentrale Mutter-Sohn-Szene wurde um diese Zeit von der genialen Mezzosopranistin Marianne Cornetti (als Mutter Fidès) und dem nicht minder genialen Tenor John Osborn (als Sohn John de Leyde) gesungen und gespielt, und weil es schlicht in ihr um grundsätzliches Zwischenmenschliches zu gehen schien, blieb justament kein Auge trocken; Muttertag halt.


"In den Jahren 1848 und 1849 im Paris der Aufstände und Demonstrationen fertiggestellt, führt die Oper zurück in die Zeit der christlichen Reformationsbewegungen. Historische Vorlage ist das sogenannte Täuferreich von Münster im 16. Jahrhundert und dessen selbsternannter König Johan von Leiden. Meyerbeers Jean de Leyde ist scheinbar Täter und Opfer zugleich. Die Willkür, mit der von der Obrigkeit seine geplante Hochzeit unterbunden wird, hebt seine Welt aus den Angeln. Er lässt sich von den Wiedertäufern rekrutieren, wird zum Propheten proklamiert und steigt schließlich zur Galionsfigur dieser Bewegung auf."
(Quelle: aalto-musiktheater.de)


Das [s.o.] ist die Handlung, ungefähr. Ja und um sie herum, also um all dieses historisch mehr oder weniger Verbriefte, rankt sich der gigantomanische Erfindungsreichtum eines Komponisten, dessen in Noten gegossenes Breitwandkino sich mehr denn je in letzter Zeit einer reanimierenden Beliebtheit zu erfreuen scheint; in der Deutschen Oper Berlin (um nur ein Bespiel anzuführen), stemmt man schon seit mindestens drei Jahren einen repräsentativen Meyerbeer-Zyklus, der in der nächsten Spielzeit namentlich mit dem Propheten abgeschlossen werden wird - - wie schön & günstig dieses Opus nun, quasi weit im Voraus, durch das Aalto-Musiktheater schon mal offeriert bekommen zu haben, und vonwegen dass dann derartige Großprojekte "nur" durch größte Großbühnen bewerkstelligt sein könnten; ha! In Essen zeigten sie jetzt eindrücklich, wie hoch der Hammer eigentlich dort hängt - wir waren und wir sind im Ganzen anhaltend begeistert über diese meisterliche Riesen-Tat!!

Die illustrativ mehr glättende als aufrüttelnde Inszenierung von Kostümdesigner Vincent Boussard ist natürlich (völlig unbeabsichtigt) dann alles andere als ein im Falle der Propheten-Handlung sicherlich gepasst habender aktueller Fingerzeig auf uns umgebende Zeitwirren oder -ängste - was man hieraus alles hätte holen können, wenn man auf der Höhe unsrer Zeit wäre; nun ja...

Das Musikalische hingegen: atemberaubend!!

Die von Jens Bingert einstudierten Chöre: sensationell sich anhörende Formationen!

Und dass Meyerbeer zum allerersten Male überhaupt das zur Entstehungszeit aufkommende Saxophon als arienbegleitendes Soloinstrument (gespielt von Kristof Dömötör) bestimmte also nutzte, war für mich und meinen sich v.a. mit Alter Musik auskennenden Begleiter von besonderer und aufhorchender Überraschung.




Le Prophète am Aalto-Musiktheater Essen | Foto (C) Matthias Jung


* * *

Nein, wir sind uns überhaupt nicht sicher, ob dann die in Aussicht stehende Berliner Produktion diesem von uns jetzt live erlebten musikalischen Standard des Aalto-Musiktheaters gerecht werden könnte - sind daher umso gespannter auf den anzutretenden Vergleich.
Andre Sokolowski - 15. Mai 2017
ID 10032
LE PROPHÈTE (Aalto-Theater Essen, 14.05.2017)
Musikalische Leitung: Giuliano Carella
Inszenierung: Vincent Boussard
Bühne: Vincent Lemaire
Kostüme: Vincent Boussard und Elisabeth de Sauverzac
Licht: Guido Levi
Choreinstudierung: Jens Bingert
Dramaturgie: Christian Schröder
Besetzung:
Jean de Leyde ... John Osborn
Fidès, seine Mutter ... Marianne Cornetti
Berthe, Jeans Verlobte ... Lynette Tapia
Jonas, Wiedertäufer ... Albrecht Kludszuweit
Mathisen, Wiedertäufer ... Pierre Doyen
Zacharie, Wiedertäufer ... Tijl Faveyts
Graf von Oberthal ... Karel Martin Ludvik
Kinderstatisterie des Aalto-Theaters
Studierende der Folkwang Universität der Künste
Opernchor, Extrachor und Kinderchor des Aalto-Theaters
Essen Philharmoniker
Premiere am Aalto-Musiktheater: 9. April 2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.aalto-musiktheater.de


http://www.andre-sokolowski.de

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= schon gut


= geht so


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