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Repertoire

Liebeswut im

Geschlechter-

krieg



Penthesilea von Othmar Schoeck an der Oper Bonn | Foto (C) Thilo Beu

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Die Waffen der Frauen wurden oft unterschätzt. Achill, Held der Griechen im antiken Epos Ilias des Homer, gilt als unverwundbar. Doch Penthesilea, die Königin der Amazonen, führt ihre Kriegerinnen auf der Gegenseite im Krieg um Troja mit starker Hand. Gleichzeitig übt sie eine starke Anziehungskraft auf Achill aus. Die mythologischen Kriegsszenen um Troja variiert Heinrich von Kleist nun in seinem Drama Penthesilea von 1808. Bei Kleist steht Penthesilea im Mittelpunkt des Geschehens. Als stark fühlendes Individuum gerät sie in einen Konflikt mit den Strukturen der Gesellschaft, die sie anführen soll. Die Amazonen leben seit jeher ohne männliche Partner. Nur im Kampf dürfen die Kriegerinnen Männern begegnen, die sie als überwundene Kriegsbeute mit nach Hause nehmen dürfen. Auf dem Totenbett sagte Penthesileas Mutter ihrer Tochter die Liebe zu Achill voraus. Nun stürmt Penthesilea auf das Schlachtfeld, ohne das Liebesverbot der Amazonen einhalten zu können. Der Schweizer Komponist Othmar Schoeck (1886-1957) schuf mit dem 1927 uraufgeführten Einakter Penthesilea nach Kleists Trauerspiel ein eigenwilliges, hintergründiges, konzentriertes und eindrucksvolles Klangerlebnis.

Kleist-Vertonungen - wie auch Viktor Ullmanns Der zerbrochene Krug (1941) oder Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg (1961) - werden eher selten gespielt. Nun wurde die erste Kleist-Oper in Bonn von Peter Konwitschny bewegend und temporeich mit einem starken Ensemble inszeniert. Die emotionsgeladene Wucht, die weder Penthesilea noch Achill im Griff haben, wird durch Schoecks Musik deutlich in der Extreme ausgelotet. Nervöse Rhythmen, atonale Akkorde und ungewöhnliche Instrumentierungen formen das Klanggeschehen.

Die Spielfläche ist von Zuschauerreihen umringt. Im Publikum verteilt sitzen einzelne Solisten und Chormitglieder. Wie um einen Boxring oder in einer antiken Arena versammelt, scheinen die Zuschauer mit einbezogen. Von allen Seiten springen plötzlich aufgebrachte Personen hoch, die das Geschehen mit Rufen wie "Ho!" oder auch längere Beiträge kommentieren. Einzige Requisiten auf der Bühne sind zwei Flügel, die von den sichtlich in den Konflikt involvierten Pianisten Meri Tschabaschwili und Lucas Huber Sierra beinahe pausenlos bespielt werden. Wiederholt beanspruchen jedoch die beiden zentralen Figuren die Bühne ganz für sich - samt den regelmäßig verschobenen, teilweise als Berge Ida und Ossa dienenden Flügeln. Gesangspartien erscheinen oft losgelöst vom Orchesterspiel und erhalten so teilweise effektvollen Nachdruck. Christian Miedl gibt mit volltönendem, klangfarbenreichem Bariton einen sehr schmucken Achill, der seine Potenz mit Klimmzügen unterhalb eines der Klaviere beweist. Dshamilja Kaiser agiert als Titelheldin auf der Bühne sichtlich nuancenreich, wenn sie von einem emotionalen Extrem ins nächste wechselt und dabei all ihre heftigen Gefühle in eindringliche, das Rahmengeschehen übertönende Mezzosopranpartien bannt. Neben dem von Marco Medved glänzend arrangierten Chor stechen insbesondere die Estin Aile Asszonyi als Penthesileas Vertraute Prothoe und die Waliserin Ceri Williams als zornige Oberpriesterin der Diana mit eindringlichen Gesangspartien hervor. Ein mit geballter Wucht lange nachhallendes Opernerlebnis.



Penthesilea an der Oper Bonn | Foto (C) Thilo Beu

Ansgar Skoda - 20. November 2017
ID 10385
PENTHESILEA (Oper Bonn, 12.11.2017)
Musikalische Leitung: Dirk Kaftan
Inszenierung: Peter Konwitschny
Ausstattung: Johannes Leiacker
Licht: Thomas Roscher
Konzeptionelle Mitarbeit & Dramaturgie: Bettina Bartz
Choreinstudierung: Marco Medved
Besetzung:
Penthesilea … Dshamilja Kaiser
Prothoe … Aile Asszonyi
Meroe … Kathrin Leidig
Die Oberpriesterin der Diana … Ceri Williams
Erste Priesterin … Marie Heeschen
Achilles … Christian Miedl
Diomedes … Johannes Mertes
Ein Hauptmann … Christian Specht
Zweite Priesterin … Brigitte Jung
1. Amazone … Christina Kallergis
Bühnen-Pianisten: Lucas Huber Sierra und Meri Tschabaschwili
Chor des Theater Bonn
Extrachor des Theater Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Premiere war am 15. Oktober 2017.
Weitere Termine: 02., 14.12.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de


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