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Premierenkritik

Kagels

Staats-

theater


durch die
Opera Lab Berlin


Opera Lab Berlin: Die beiden Weltstars Catherine Gayer und Klaus Lang in Kagel's Staatstheater im Berliner Ballhaus Ost | Foto (C) Andre Sokolowski

Bewertung:    



Mauricio Kagel (1931-2008) ist noch immer Kult! Er war und bleibt der große Spaßmacher unter den Unsterblichkeitskandidaten in der ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgeklappten Neuen Musik. Seine szenische Komposition Staatstheater (1967-70) schuf er seiner Zeit als Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper, wo sie aufgrund von Drohungen gegen den Schöpfer und sein Opus unter Polizeischutzmaßnahmen uraufgeführt wurde. Das Kagel-Stück "sieht aus", als wäre es der pure Nonsens und wo man sich sonach nicht so recht entscheiden könnte, wenn man es dann "sieht" (und hört, natürlich, das letztendlich auch und unbedingt!), ob leise Ironie oder lauter Verarsche zweckbestimmend für es wären - höchstwahrscheinlich beides. Außer Frage steht, dass es dem Institutionellen - Staatstheater - seinen Spiegel vors Gesicht zu halten trachtete. Womöglich wollte es bloß auf "das Wahre" in der Kunst abheben, um es gleichzeitig von allem störend Fremden, was es wie auch immer positiv bzw. negativ beeinflusste, zu trennen, um ihr ihren harten Kern endgültig wieder freizulegen oder so.

Das Werk dauert hundert Minuten, ungefähr, und ist neunteilig strukturiert; die Untertitel zu den jeweiligen Einzelteilen heißen "Repertoire", "Einspielungen", "Ensemble", "Debüt", "Saison", "Spielplan", "Kontra-Danse", "Freifahrt", "Parkett" - alles rein innerinstitutionelle Themen respektive das, was beispielsweise Flimm & Barenboim an der Berliner Staatsoper in jeweils zugewiesenen Verantwortungsbereichen gleichsam abzuarbeiten sich auserkoren sahen oder sehen - aber freilich nicht ganz ohne das entsprechend zuständige Unter-Personal: die Dramaturgen und die Lohnbuchhaltung und die Künstler und die Nachwuchskräfte und den Cheffahrer sowie den Hausmeister oder die Putzkolonne.

*

Opern-Weltstar Catherine Gayer und Klaus Lang, ihr alter Basskollege, tun dann erst mal zirka eine Viertelstunde lang herumperformen: Es sieht aus, als seien sie - inzwischen fast verstummt vor lauter Lebenspaar-Routine - in der sie ganz einschließenden Wohngemeinschaftszelle sozusagen häuslich aufgehoben. Sie erinnert sich per Zwischenzwitscherton an ihre Wahnsinnsarie als Lucia, er umhegt sie mit sehr merkwürdigen Utensilien, Gesten und bedenklichen Verhaltensweisen; und entweder ist wohl er inzwischen toll geworden, oder sie partizipiert von seinem sichtlich vorgegaukelten Dementsein - - Hauptsache Theater (= Staatstheater), was die Zwei reanimierter Maßen umtreibt...

Nacheinander werden es dann freilich immer mehr, die den abrupt verwandelbaren Saal im Ballhaus Ost (Bühne von Martin Miotk, Christina Lelli) peu à peu bevölkern.

Mit-Machen ist plötzlich angesagt; also man wird, als Publikum, in das Geschehen integriert - wie auf dem Jahrmarkt gibt es hie und da diverse Buden, wo diverser Budenzauber von diversen Budenzauberlingen vorgeführt wird, viel Geräuschwerk inklusive: Bettfederkernkratzen, Pillenrasseln, Radiosendersuchen, Kuschelkückenwerfen, Bowleschnorcheln; und dann ziehen Zehn auf jeweils allen Viern mit je zwei Krach schlagenden Topfdeckeln im Gänsemarsch an uns vorbei...

So scheinbar völlig ungeordnet und beliebig funktioniert der Ablauf in der Folge, dass man es längst aufgegeben hat, den oder einen tiefen Sinn von Allem zu ergründen - muss man nun nicht mehr: Nein, das Prinzip ist mittlerweile allen ziemlich klar; wo Menschen & Gewerke mit- bzw. ineinander greifen, ist das große Einzelne an sich (DAS Kunstwerk, oder?) selbstverständlich hin. Hinfällig, sozusagen. Ja und nun, du großer Meister, sprich, wie jetzt??

Egal.

Das wird schon, irgendwie.




Szene aus dem Staatstheater durch die Opera Lab Berlin im Ballhaus Ost | Foto (C) Andre Sokolowski


Opera Lab Berlin [Team s.u.] hat das Staatstheater in entwaffnend-einleuchtender Derbnis und mit hochprofessioneller Musikalität und theatraler Hingabe gestemmt.

Sensationeller Hype.

Nachnominieren zum THEATERTREFFEN!!!

Andre Sokolowski - 4. Mai 2017
ID 10009
STAATSTHEATER (Ballhaus Ost, 02.05.2017)
Komposition der Fassung für Opera Lab Berlin: Evan Gardner

Inszenierung/Fassung: Michael Höppner
Künstlerische Leitung/Fassung: Evan Gardner
Musikalische Leitung: Antoine Daurat
Bühnenbild: Martin Miotk und Christina Lelli
Kostümbild: Günter H. W. Lemke
Choreografie: Margaux Marielle-Trehoüart
Licht/Technische Leitung: Fabian Eichner
Requisitendesign: Deville Cohen
Maske: Martin Rink und Oliver Kunde
Einstudierung: Jack Adler-McKean
Besetzung:
Catherine Gayer, Sopran
Klaus Lang, Bass
Gina May Walter und Angela Braun, Sopran
Magnus H. Jonsson, Tenor
Enrico Wenzel, Bass
Mia Bodet, Violine
David Eggert, Violoncello
Shin Joo Morgantini, Flöte
Jone Bolibar Nunez, Klarinette
Evdoxia Filippou und Alexandros Giovanos, Schlagzeug
Alba Gentili-Tedeschi, Klavier
Antoine Daurat, Heimleiter
Premiere war am 2. Mai 2017
Weitere Termine: 03., 05.-07.05.2017
Opera Lab Berlin in Kooperation mit dem Ballhaus Ost


Weitere Infos siehe auch: http://www.opera-lab-berlin.com


http://www.andre-sokolowski.de

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