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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

Wenn die

Mutter

mit der

Tochter...


Katharina Thalbach
inszenierte Donizetti


Anna Virovlansky und Matthias Hausmann in Lucia di Lammermoor an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof

Bewertung:    



Katharina Thalbach zählt zu den beliebtesten, gescheitesten und sodurch auch gewieftesten Regisseurinnen und Schauspielerinnen des deutschsprachigen Theaters. Ihr absolutes Markenzeichen ist das Rampensauhafte in jeder Hinsicht - ihre Improvisationskünste (als Regisseurin) haben einen nachgeraden Kultstatus; so schlüpfte sie einst mir nichts dir nichts in die Rolle des Zuckmayer'schen Hauptmann von Köpenick, weil Harald Juhnke (der ihn eigentlich dann spielen sollte und, weil er wohl zu besoffen war, nicht zur Verfügung stand) vakant gewesen war. Ein unvergesslicher Theater-Hype!

Nun ging vom hausinternen Presse-Kontor eine Meldung durch die Lande, wonach Thalbach die für gestern an der Oper Leipzig angesetzte Donizetti'sche Lucia di Lammermoor-Premiere trotz des unvorhergeseh'nen Bänderrisses ihrer Hauptdarstellerin, die sich sodurch von jetzt auf gleich nicht mehr normal bewegen konnte, durch entsprechende Regieanpassung retten würde - was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten und weswegen wir ganz kurzfristig und ohne die Inanspruchnahme eines DB-Sparpreis-Tickets an die Pleiße fuhren...

*

Also:

Anna Virovlansky (die Betroffene) wurde von ihrer Regisseurin in den Rollstuhl abgeparkt. Gleichsam tat jene (als die Sekundantin der Betroffenen) den Rollstuhl schieben oder bremsen oder je nachdem und konnte sodurch als untoter Muttergeist der Titelheldin schwarzverschleiert in Erscheinung treten [s. Foto unten].





Anna Virovlansky (li).) und Katharina Thalbach (re.) in Lucia di Lammermoor an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof


Selbstverständlich setzte sich die Thalbach neben ihrer samariterischen Dienstleistung auch noch mit minimalsten schauspielernden Kabinettstücken in Szene; und so ließ sie es sich beispielsweise auch nicht nehmen, ganz zum Stückschluss (ehe der Lucia-Leichnam abgefackelt wurde) als trauernde Mutter ihrem Tochtersarg gefühlsbewegt zu folgen. Dass sie sich dann allerdings bei allen der zentralen Auftritte Lucia's inkl. deren großer Wahnsinnsarie tunlichst 'rückgenommen resp. "unsichtbar" gemacht hatte, spricht für die Duse des Regietheaters und zeugte v.a. von dem Großrespekt, den sie für Virovlanskys' nicht nur sängerische Leistung aufzubringen in der Lage war; ja und dass Thalbach eine allumarmend große Menschenlieberin ist, spürt(e) man dann sowieso an jedem der bewusst erlebten Aufführungsdetails dieses spektakulären Sonderabends!!



Alles Walter-Scott-Schotten in Lucia di Lammermoor an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof

* *

Alle Partien waren Debüts durch die sie ausführenden ProtagonistInnen:

Das singsägende Schleifen, wie es seit den Hohezeiten von der Gruberová immer wieder hörbar war und was die Fans zu regelrechten Beifallshysterien anstachelte, galt bis vor paar Jahren noch als Nonplusultra, um die ideale Irrsinsattitüde der Lucia quasi auf den Punkt zu bringen - diese Ära ist Vergangenheit; junge und "unverbrauchte" Sopranistinnen treten inzwischen weltweit an, um die nach ihrer Meinung und auch ihrem sängerischen Selbstverständnis maßstäblichste (Neu-) Sicht dieser Ausnahmepartie zu treffen. Virovlansky hat da sicherlich noch weitaus mehr in Zukunft anzumerken; ihre Technik jedenfalls scheint absolut perfekt, die Spitzentöne sitzen, und der menschveränderliche Abgrund der Lucia will ihr auch "gesamtveräußerlich" gelingen - ein erstaunliches Debüt!




Antonio Poli und Anna Virovlansky in Lucia di Lammermoor an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof


Noch nie zuvor hatten wir alle Männer-"Neben-"Rollen der Lucia derart gut besetzt erlebt wie gestern Abend: Antonio Poli (Sir Edgardo), Matthias Hausmann (Lord Ashton) und Sejong Chang (Raimondo) in erster Linie!!!

Die lustvoll singenden und spielenden Damen und Herren vom Chor der Oper Leipzig (Einstudierung: Alessandro Zuppardo) kosteten ihr ironisch-vorgeführtes Schottendasein aus.

Das Gewandhausorchester Leipzig (Dirigent: Anthony Bramall) musizierte "italienisch-adäquat".

Nicht enden wollender Jubel.



Andre Sokoloowski - 27. November 2016
ID 9707
LUCIA DI LAMMERMOOR (Opernhaus Leipzig, 26.11.2016)
Musikalische Leitung: Anthony Bramall
Inszenierung: Katharina Thalbach
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Angelika Rieck
Choreinstudierung: Alessandro Zuppardo
Dramaturgie: Christian Geltinger
Besetzung:
Lucia ... Anna Virovlansky
Lucias verstorbene Mutter ... Katharina Thalbach
Alica, Lucias Vertraute ... Sandra Janke
Lord Enrico Ashton ... Mathias Hausmann
Sir Edgardo di Ravenswood ... Antonio Poli
Lord Arturo Bucklaw ... Sergei Pisarev
Raimondo Bidebent ... Sejong Chang
Normanno ... Dan Karlström
Opernchor
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere an der Oper Leipzig war am 26. November 2016.
Weitere Termine: 2., 10. 12. 2016 // 1. 1. / 25. 2. / 6. 5. 2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-leipzig.de


http://www.andre-sokolowski.de

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