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Premierenkritik

Betörender

Schwerenöter



Don Giovanni an der Oper Bonn | Foto (C) Thilo Beu

Bewertung:    



Eine spiralförmig verlängerte Wendeltreppe verläuft surreal ins Endlose. Vor diesem in Grautönen gehaltenen Bühnenhintergrund eröffnet sich das ebenso verwinkelte, scheinbar unstillbare Verlangen des adlig geborenen Don Giovannis nach neuen sexuellen Eroberungen. Ein Gentleman oder Kavalier der alten Schule ist er fraglos nicht, dringt er doch ungeladen in Schlafgemächer schöner Jungfrauen ein. Stets vermag er charmant sein lüsternes Ansinnen in verführerische Verse zu kleiden. Nach vollzogenem Beischlaf verschwindet er maskiert und unerkannt auf Nimmerwiedersehen. Heimlich stattet er auch Donna Anna einen nächtlichen Besuch ab, die erkennen muss, dass dies nicht ihr Angetrauter ist. Sie ruft um Hilfe. Ihr aufgeweckter Vater stellt Don Giovanni zur Rede und stirbt alsbald im Fechtkampf mit dem gewieften Frauenverführer. Donna Anna sinnt auf Rache. In Donna Elvira, einer abgelegte Liebschaft Don Giovannis, findet sie eine treue Verbündete. Doch Donna Elvira ist dem rastlosen Wüstling heimlich immer noch verfallen. Don Giovanni spielt indes gierig erneut mit dem Feuer. Der rücksichtslose Schwerenöter versucht das Bauernmädchen Zerlina an ihrem Hochzeitstag zu verführen. Er lädt sie, ihren Angetrauten Masetto und die gesamte Hochzeitsgesellschaft auf sein Lustschloss ein...

Jakob Peter-Messers Inszenierung von Mozarts Don Giovanni an der Oper Bonn trumpft mit einer dynamischen Personenregie und geschmackvollen Bildern auf, es fehlt jedoch etwas an linear sich aufbauender Spannung und Witz. Verkleidungsspiele und Täuschungstaktiken oder komische, an die Opera buffa erinnernde Figuren halten sich mit ernsten Partien und gefühlvollen Arien verzweifelter Opferfiguren wie Donna Anna die Waage. Für den schier endlosen Eroberungsdrang Don Giovannis und den stets größer werdenden Kreis der Überlisteten, Getäuschten und Eifersüchtigen schafft Ausstatter Markus Meyer zahlreiche kreisrunde Elemente, die lt. Programmheft an ein sogenanntes Welttheater erinnern wollen: Durch eine große, kreisförmige Öffnung oberhalb der Bühne winden sich Treppenstufen ins Unendliche. Don Giovanni verführt Zerlina wie ein Dompteur, indem er sie in einen Ring zieht. In diesem Moment steht er in einer kreisförmigen Arena mit verbrannten Spänen. Immer wieder fällt ein kreisrunder, roter Theatervorhang, und zu guter Letzt dinniert Don Giovanni an einem runden Tisch mit dem personifizierten Tod höchstpersönlich. Hier schließt sich dann der Kreis, ohne dass sich die Handlung vollends abzurunden vermag.

Unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Stehan Zilias liefert das Beethoven Orchester Bonn eine einfühlsame und klangfarbenreiche Interpretation des 1787 in Prag uraufgeführten Zweiakters. Der griechische Bariton Giorgos Kanaris gibt einen sehr virilen, feschen, sich keiner Schuld bewussten und sich stets Raum verschaffenden Don Giovanni. Mit erhobenem Haupt, breitschultrig und im weit geöffneten Hemd hervorlugender Brustbehaarung singt er mit sanftem Timbre, volltönend und gut phrasiert. Als Diener Leporello steht ihm der Bulgare Martin Tzonev zur Seite, zunächst etwas unscheinbar, dann jedoch mit solidem Bassbariton Akzente setzend und betont ungeschickt auch für komische Momente sorgend. Die südkoreanische Sopranistin Sumi Hwang [Fiordiligi in Così fan tutte, Mimi in La Bohème] überzeugt als von der Rache getriebene Donna Anna mit dramatischem Spiel und fein modulierter, flexibler und nuancenreicher Stimme, die insbesondere in den Koloraturen zu glänzen vermag. Auch Susanne Blattert macht als sehnsüchtige, verzweifelt sich windende Donna Elvira mit fein geführtem, lyrisch akzentuierten Mezzosopran und elegantem Spiel eine gute Figur. Der 28jährige Daniel Pannermayr gibt einen schlanken und kraftvollen Masetto, der seinen Widersacher Don Giovanni harsch mit klar fokussiertem Bass in die Schranken weist, sich jedoch trotzdem seiner frischvermählten Gattin nicht mehr sicher glaubt. Kathrin Leidig gestaltet ihre Zerlina sanft, verführerisch und wohltemperiert mit leuchtendem Mezzosopran. Zu guter Letzt sei auch Christian Georg in der Rolle des Don Ottavio erwähnt, der Donna Anna umwerbend mit manchmal etwas zu flach konturierter, insgesamt jedoch recht präsenter Tenorstimme aufwartet. Eine durchaus respektable, oft auch glanzvolle Inszenierung, die jedoch manchmal aufgrund fehlender Zwischentöne etwas altbacken und holzschnittartig wirkt.



Don Giovanni an der Oper Bonn | Foto (C) Thilo Beu

Ansgar Skoda - 13. Dezember 2016
ID 9747
DON GIOVANNI (Opernhaus Bonn, 11.12.2016)
Musikalische Leitung: Stephan Zilias
Regie: Jakob Peters-Messer
Bühne und Kostüme: Markus Meyer
Licht: Max Karbe
Choreinstudierung: Marco Medved
Besetzung:
Don Giovanni … Giorgos Kanaris
Donna Anna … Sumi Hwang
Don Ottavio … Christian Georg
Komtur … Leonard Bernad
Donna Elvira … Susanne Blattert
Leporello … Martin Tzonev
Masetto … Daniel Pannermayr
Zerlina … Kathrin Leidig
Chor der Oper Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Premiere an der Oper Bonn: 11. Dezember 2016
Weitere Termine: 18., 22.12.2016 // 8., 14., 26., 31.01. / 03., 10., 16.02. / 05., 23.03.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-bonn.de


Post an Ansgar Skoda

http://www.ansgar-skoda.de



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