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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

Günstlings-

wirtschaft


um CINQ-MARS
an der Oper Leipzig


Der Rebell des Königs (Cinq-Mars) von Charles Gounod an der Oper Leipzig | Foto (C) Tom Schulze

Bewertung:    



Zur Premieren-Einführung zu Charles Gounod's Der Rebell des Königs (Cinq-Mars) - kaum einer kennt das Werk, und alle kommen daher in die Oper Leipzig, um es jetzt in live zu sehen - traut man seinen Ohren nicht: Die wohl angeblich dritt-, viert- oder fünftreichste Frau Frankreichs, eine zentnerschwere Millionärin [Name leider schon vergessen, oder war ihr Name letztlich gar nicht ausposaunt?] sponsert seit Jahren und Jahrzehnten laufende Musikprojekte, deren Werke insbesondere dem Dunstkreis der französischen Romantik zuzuordnen sind; da muss es dem Vernehmen nach noch jede Menge ungehob'ne Schätze geben. Hierzu - und so stellen wir uns das jetzt bühnentauglich vor - hat sie sich ihren Ruhesitz in einer der schier schönsten Wohnungen Venedigs ausbedungen, wo sie aus dem Hintergrund über's Projektgebundene ihrer alljährlichen Millionenzuschüsse dezenter Weise wacht o.s.ä. Nein, wir wissen es natürlich nicht, wie das in der Lagunenstadt im Sinn der Grande Nation konkret dann abläuft, doch wir ahnen längst: Wenn es dann solche Mega-Enthusiastinnen nicht gäbe, wären wir in puncto der Kultur- und Kunstpflege womöglich gar ein Stückchen ärmer oder so.

Aber genug geschwätzt.




Lesestunde so wie einstmals bei Don Carlos und Freund Posa - Mathias Vidal als Cinq-Mars (re.) und Jonathan Michie (als Conseiller de Thou) an der Oper Leipzig | Foto (C) Tom Schulze


Auf alle Fälle wird Ulf Schirmer die genaueren Zusammenhänge bestens kennen, denn: Er und das Münchner Rundfunkorchester, das er neben seiner derzeitigen Intendanz- und GMD-Verplichtung an der Pleiße zehn Jahre geleitet hatte, kamen höchstwahrscheinlich auch in jenen Sponsoringsgenuss, als sie die vor paar Jahren "frisch entdeckte" Oper von Gounod zum einen auf CD veröffentlichten und zum anderen in München, Wien oder Versailles darboten; die erfolgte Resonanz muss spektakulär gewesen sein, weswegen es wahrscheinlich jetzt, und unbestreitbar auf Schirmers Idee und Initiative hin, zur visuellen Darreichung an seinem Hause zusätzlich gereichen sollte - der Besetzungszettel weist das schlichter Maßen so aus: "Die Partituren für Gounods Cinq-Mars wurden vom Palazzetto Bru Zane - Centre de musique romantique francaise herausgegeben und freundlich zur Verfügung gestellt."

Der Regisseur Anthony Pilavachi und sein allumsichtiger Gesamtausstatter Markus Meyer wurden engagiert - und insbesondere sie beide ließen es dann szenisch-optisch unbarmherzig krachen; ihr ironisch-historistisches Herangehen muss unbedingt als kitschbedienend-werkgerecht und gleichsam wertschätzend hinsichtlich seiner ungestümen Vorlage (mit ausschließlich verbrieftem Personal der Handlung) hochgejubelt sein. Als distanziert-distanzlos könnte diese Mach-und-Mal-Art auch beschrieben werden: schon genial.



"Frankreich im Jahre 1642: Der machthungrige Kardinal Richelieu ist als Erster Minister und engster Ratgeber von König Louis XIII. zum unangefochtenen Herrscher im Staat aufgestiegen. Doch die Partei des Königs erhält Unterstützung: Der junge Marquis de Cinq-Mars, einst von Richelieu selbst an den Hof geholt, steigt zum Günstling des Königs auf und schmiedet gemeinsam mit seinem Freund Conseiller de Thou und anderen Adligen ein Komplott gegen den Kardinal. Bestärkt wird er darin durch seine heimliche Liebe zur Prinzessin Marie de Gonzague, die Richelieu an den polnischen König verheiraten will. Doch Richelieu hat seine Spione überall: Seinem Handlanger Pater Joseph, der 'grauen Eminenz', gelingt es, den Verrat aufzudecken und durch geschickte Intrigen und Manipulationen für die eigenen Zwecke zu nutzen. So stellt er die Begnadigung Cinq-Mars’ in Aussicht, wenn Marie de Gonzague der politisch motivierten Heirat zustimmt. Um ihren Geliebten zu retten, willigt die Prinzessin ein. Doch vergebens: Der Rebell des Königs endet auf dem Schafott."

(Quelle: oper-leipzig.de)


Das [s.o.] ist die Handlung, ja und besser kann man es in Kürze nicht zusammenfassen.



Große Gesten der Leidenschaft in Der Rebell des Königs (Cinq-Mars) von Charles Gounod an der Oper Leipzig | Foto (C) Tom Schulze


Als Gesamtdauer war'n zwei Dreiviertelstunden ausgewiesen - doch es dehnte sich in hochbrutaler Wahrheit auf satt-dicke drei geschlagene Aufführungsstunden (inkl. Pause), was den "Nachteil" hatte, dass der Schreiber dieser Zeilen kurz nach dem Verebbtsein des definitiven Schlussakkords, quasi in Flucht aus dem Stockdunkelen begriffen (denn sein Rückzug nach Berlin startete in nur zehn Minuten; höchste Eile war geboten, um noch rechtzeitig zum Bahnhof zu gelangen), die doch hoffentlich gesamtbejahende Premierenstimmung nicht mehr mitbekommen durfte; im Foyer freilich hörte er schon den allgemeinen Jubel, denn die Wände haben ja für so was Eindeutiges off'ne Ohren!

*

David Reiland dirigierte das Gewandhausorchester Leipzig. Es geschah mit anheimelnder Empathie, aber ganz unhysterisch also irgendwie "gesittet". Wenn man sich Gounods Faust-Oper, beispielsweise, zum Vergleich dann in Erinnerungen ruft, will es der Hörer kaum für möglich halten, dass die zwei Musiken von demselben Komponisten stammen; der fast 18 Jahre später entstandene Cinq-Mars klingt irgendwie doch viel, viel reifer oder (stumpfsinniger Weise ausgedrückt:) auch ausgeglichener. Ein Alterswerk, natürlich, denn Gounod war zu der Zeit kurz vor der 60.

Der Tenor Mathias Vidal [der auch in bereits erwähnter CD-Aufnahme zu hören ist] war nunmehr in der Titelrolle optisch wie akustisch zu erleben. Die Partie hat's in sich, und Vidal musste sich stellenweise oft sehr hoch hinaufschrauben, was dann mitunter auch an seine stimmliche Substanz zu gehen schien. Trotzdem hielt er das Alles tapfer durch.

Fabienne Conrad (als Cinq-Mars' Liebste Marie de Gonzague) tat mit seidenem und nobelem Sopranglanz stark betören - ja und außerdem sah/sieht sie toll aus.

Am beeindruckendsten hörten sich dann allerdings die beiden Baritone von Mark Schnaible (Père Joseph) und Jonathan Michie (Conseiller de Thou) an.

Auch das Kokotten-Duo mit Danae Kontora (als Marion) sowie Sandra Maxheimer (als Ninon) trug zur unterhaltenden Beglaubigung des hoch gesetzten Qualitätsanspruches im Ensemble bei.

Das üppig ausgestattete und von der Choreografin Julia Grunwald tänzerisch nochmals dann überbebilderte Fest bei Ninon hatte (rein werkbedingt) eine gewisse Länge, wo man kurzzeitig zum Einnicken verführt gewesen war; also da wären inszeniererisch vielleicht paar Streich-Einheiten und/oder paar szenisch aufmunternde Zuspitzungen durchaus angebracht gewesen. Immerhin griff man, für diese Zwischeneinlage, sogar auf neun SolistInnen des Leipziger Balletts zurück.

Entwaffnend - so wie eh und je - was seine stimmliche Gewalt als auch die spielerische Lust betrifft: der Chor der Oper Leipzig!!

Generalfazit:

Sensationeller Großakt.




Mathias Vidal in der Titelrolle aus Der Rebell des Königs / Cinq Mars an der Oper Leipzig erwartet seine Hinrichtung... | Foto (C) Tom Schulze


Andre Sokolowski - 21. Mai 2017
ID 10040
DER REBELL DES KÖNIGS (CINQ-MARS) | Oper Leipzig, 20.05.2017
Musikalische Leitung: David Reiland
Inszenierung: Anthony Pilavachi
Choreografie Ballett 2. Akt: Julia Grunwald
Ausstattung: Markus Meyer
Choreinstudierung: Alessandro Zuppardo
Dramaturgie: Elisabeth Kühne
Besetzung:
Prinzessin Marie de Gonzague ... Fabienne Conrad
Marion Delorme ... Donae Kontora
Ninon de L'Enclos / Ein Schäfer ... Sandra Maxheimer
Marquis de Cinq-Mars ... Mathias Vidal
De Montmort / Der polnische Botschafter ... Jeffery Krueger
Conceiller de Thou ... Jonathan Michie
Vicomte de Fontrailles ... Sébastien Soules
Peter Joseph ... Mark Schnaible
Der König von Frankreich ... Randall Jakobsh
Eustache ... Jean-Baptiste Mouret
De Montrésor ... Joshua Morris
De Brienne ... Artur Mateusz Garbas
Chor der Oper Leipzig
Leipziger Ballett
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere war am 20. Mai 2017
Weitere Termine: 27.05. / 11.06.2017 // 20.01. / 11.02. / 11.03.2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-leipzig.de


http://www.andre-sokolowski.de

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