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Repertoire

Und ewig

schleicht die

Tigerin



Die Sache Makropulos an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bernd Uhlig

Bewertung:    



Die Söderström hat’s getan (was dank der Einspielung unter Charles Mackerras immer wieder und wieder nachgehört werden kann - und sollte). Die Behrens hat’s getan. Die Armstrong. Die Silja, natürlich. Die Mattila. Die Denoke. Zuletzt die Michael in München, in einer ziemlich kapriziösen One-Woman-Show. Sie alle haben als Emilia Marty respektive Elina Makropulos in Janáčeks Věc Makropulos brilliert.

Nun die Herlitzius, Evelyn Herlitzius. Und ob es ihr nun gefällt oder nicht: Sie ersingschauspielert sich mit diesem Debüt nicht nur einen - wie es im Künstlerbiographen-Jargon so schön heißt - großartigen Erfolg: Herlitzius betritt als „337-Jährige“ den Olymp der Operndiven. Das hatte sie zuvor nicht mit der Salome geschafft, nicht mit der Brünnhilde und der Isolde und auch nicht mit der Elektra. Stets waren es Frauen mit Haut und Haaren, Schweiß und Tränen: Immer eine von uns, immer mittendrin, im Leben. Dass sie jenes am Ende aushauchten, änderte daran nicht das Geringste. Die Tränen von Emilia Marty sind hingegen längst getrocknet: Ein toter Mensch in einem Körper, der nicht älter wird. Quasi ein weiblicher Dorian Gray. Nur ohne Gemälde. Dafür aber mit einer anderen Form von Bildern, die verfolgen.

Herlitzius‘ Darstellung ist hochkomplex: Ihre E.M. ist traumatisiert und neurotisch, kalter Fisch und schleichende Tigerin zugleich. In der Szene, in der Jaruslav Prus um den Finger gewickelt wird, kommt Herlitzius mit einer Eleganz daher, die etwas Schmutziges an sich hat. Da gleitet sie in den Sessel, wirft den Rotschopf zurück, blinzelt ins Licht, spielt mit den Fingern, stützt den Arm, streckt das Bein und schlägt die Schenkel so gekonnt über- und auseinander, dass man sofort an Sharon Stone denken muss. Auch das Aufgekratzte, Metallische, Expressive ihres Soprans passt blendend zu dieser Partie.

Dennoch reißt Herlitzius den Abend nicht an sich: Robert Gambill (Hauk-Sendorf) darf als eine Art albtraumhafter Canio, der auf der Suche nach seiner Nedda ist, die gelungenste Idee der Regie umsetzen; Jana Kurucová (Krista), Derek Walton (Jaroslav Prus) und Seth Carico (Dr. Kolenaty) bieten exzellente Sangeskunst; auch die übrige Besetzung ist formidabel, nur Ladislav Elgr (Albert Gregor) verschießt sein Tenorpulver zu schnell und macht konditionstechnisch schlapp.

Bühnenbildner Christof Hetzer bietet alles auf, was das Primadonnenherz höher schlagen lässt: Einen schmucken Kasten mit Vorhängen zum Auf- und Zuziehen, Treppen zum Herunterschreiten sowie Liegen (und den bereits erwähnten Sesseln) zum Posieren. Doch David Hermann will die Geschichte partout nicht geradlinig erzählen, baut stattdessen in die Breite und sitzt auch regiestilistisch zwischen den Stühlen.

Das Psychologische in der Musik war noch nie die Stärke von Donald Runnicles. Gerade bei Janáček fällt das auf, der unter seinem Dirigat eher wie ein spätromantischer Smetana daherkommt. Nix da mit feinen Strichen: Der große Pinsel muss es sein. Immerhin: Die Farben des Orchesters der Deutschen Oper Berlin leuchten ordentlich.



Die Sache Makropulos an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bernd Uhlig

Heiko Schon - 1. März 2016
ID 9173
DIE SACHE MAKROPULOS (Deutsche Oper Berlin, 25.02.2016)
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung: David Hermann
Bühne, Kostüme: Christof Hetzer
Videodesigner: Martin Eidenberger
Licht: Ulrich Niepel
Dramaturgie: Anne Oppermann und Yvonne Gebauer
Besetzung:
Emilia Marty … Evelyn Herlitzius
Albert Gregor … Ladislav Elgr
Dr. Kolenaty ... Seth Carico
Vitek … Paul Kaufmann
Krista … Jana Kurucová
Jaroslav Prus … Derek Welton
Janek … Gideon Poppe
Hauk-Sendorf … Robert Gambill
Ein Theatermaschinist … Andrew Harris
Eine Aufräumefrau … Rebecca Raffell
Kammerzofe … Adriana Ferfezka
Opernballett der Deutschen Oper Berlin
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Choreinstudierung: William Spaulding)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 19. Februar 2016
Weitere Termine: 27., 30. 4. 2016


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de


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