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Liederabend

"Dass du

so krank

geworden..."



Christian Gerhaher | Foto (C) Jim Rakete / Bildquelle: berliner-philharmoniker.de

Bewertung:    



Je unglücklicher eine Liebe ausging, umso melancholischer (romantischer!) empfanden das die Dichter und die Komponisten ab Ende des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert - ja, der Arzt und Schriftsteller Justinus Kerner (1786-1862) war so einer, und nach ihm schuf Robert Schumann seine Zwölf Gedichte op. 35:

"Dass du so krank geworden,
Wer hat es denn gemacht?
Kein kühler Hauch aus Norden
Und keine Sternennacht.

Kein Schatten unter Bäumen,
Nicht Glut des Sonnenstrahls,
Kein Schlummern und kein Träumen
Im Blütenbett des Tals.

Dass ich trag' Todeswunden,
Das ist der Menschen Tun;
Natur ließ mich gesunden,
Sie lassen mich nicht ruhn."


"Hörst du den Vogel singen?
Siehst du den Blütenbaum?
Herz! kann dich das nicht bringen
Aus deinem bangen Traum?

Was hör' ich? alte Laute
Wehmüt'ger Jünglingsbrust
Der Zeit, als ich vertraute
Der Welt und ihrer Lust.

Die Tage sind vergangen,
Mich heilt kein Kraut der Flur;
Und aus dem Traum, dem bangen,
Weckt mich ein Engel nur."



Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich | Bildquelle: Wikipedia


Zwischen dem einen Gedicht (Wer machte dich so krank?) und dem anderen Gedicht (Alte Laute) scheint ein Band zu schweben, das die beiden irgendwie - ja und obgleich sie nichts direkt, vom Zyklischen her, miteinander bindet - doch dann eigentlich verbandelt. Christian Gerhaher und Gerold Huber machen daher zwischen diesen beiden letzten Liedern aus dem Zwölfteiler ein Fließend-Ineinander-Übergehen und als seien beide Lieder letzten Endes doch "nur" eins; der Einfall ist genial und seine sängerische als wie pianistische Umsetzung derart zwingend also logisch, dass es keine andere Idee (von außen gar) für etwas Besserers zu geben scheint.

Gerhaher, den man schon seit Längerem mit Fug und Recht als personifiziertes Non-plus-Ultra (nicht bloß) deutschen Liedgesangs bezeichnen darf, tat gestern Abend seine Vortragskunst und -weise abermals (nicht bloß) vor seiner Fanschar demonstrieren. Er - und Huber - treten nicht gerade selten in der Hauptstadt auf; doch jedesmal gestalten sich dann ihre Liederabende zu wahren Sternstunden der Menschheit!

Außer ihrem anspruchsvollen Schumann-Block [Listung der Werke s.u.] machten sie dann ihre Hörer auch mit den nicht allzu oft gesungenen Biblischen Liedern von Antonín Dvořák allgemein vertraut - wann kriegt man die schon (noch dazu in dieser kongenialen Dargebrachtseinsweise) live geboten?!

Andre Sokolowski - 3. Oktober 2016
ID 9596
LIEDERABEND CHRISTIAN GERHAHER (Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin, 02.10.2016)
Antonín Dvořák: Biblische Lieder op. 99
Robert Schumann: Sechs Gedichte von Nikolaus Lenau und Requiem op. 90
- Drei Gesänge op. 83
- Zwölf Gedichte op. 35, eine Liederreihe nach Justinus Kerner
Christian Gerhaher, Bariton
Gerold Huber, Klavier


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


http://www.andre-sokolowski.de

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