Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Klavierabend

Apollinisch



Maurizio Pollini - Foto (C) Mathias Bothor/DG | Bildquelle: berliner-philharmoniker.de

Bewertung:    



Maurizio Pollini gab in der Philharmonie Berlin einen seiner hier nur selten zu erlebenden Soloabende. Auf dem Programm standen zwei romantische Komponisten, deren geistige Morgengymnastik aus dem täglichen Spiel von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier bestand: Robert Schumann und Frédéric Chopin. Das ist ein oft übersehener Orientierungspunkt für das Verständnis ihrer Werke. Und so ist bei dem um fortschrittliche und provozierende Neue Musik wie kein Anderer der großen Pianisten unserer Zeit verdienten Pollini nicht anders zu erwarten: seine Auffassungen dieser Romantiker sind dank klarer Analyse strukturell transparent und licht und von feinster Sensibilität, doch um ihr emotionales Spektrum keineswegs betrogen. Seinem Namen alle Ehre machend, apollinisch. Ein Wunderabend.

Granseigneur Pollini, schon leicht gebeugt, trat auf, schritt zum Flügel, und die Musik erklang. Nach Arabeske op. 18 stand im Zentrum seiner Darbietung die nicht minder berühmte Kreisleriana op. 16, und ich kann mir schwer eine idealere, alle Aspekte berührendere Interpretation dieses unvergleichlich unberechenbaren Meisterwerks denken. Ein solches Aufblühen aller Töne und Linien! Eine solche Lust in jedem Anschlag, in jeder Phrase. Dabei wirkte es schier, als ob der konzentriert und ganz ruhig am Flügel sitzende Pianist fast nichts mache und die Musikkaskaden wie von selbst dem Instrument entströmten. Aus einer Verzauberung geweckt, schickte der jubelnde Applaus den Rezensenten in die Pause.

*

An keinem der Berliner Pollini-Abende hatten Werke von Frédéric Chopin gefehlt, der zweite Teil des Programms war einer Werkgruppe des Komponisten gewidmet, deren Ausdrucksgehalt vielfältiger und unterschiedlicher nicht hätte sein können. Barcarolle Fis-Dur op. 60, Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61, Berceuse Des-Dur op. 57, Polonaise As-Dur op. 53. Ich will das ignorante Gesäusel von Chopins “Seelenmusik” oder “gleich zu Herzen gehender Musik” nicht wiederholen (er ist ein mich zum Beispiel eher kaum lockender Meister), vielleicht soll das heißen, dass seine Kompositionen auch von weniger berufenen Interpreten ihre Wirkung nicht verfehlen, aber das könnte man genauso gut von Bach oder Mozart sagen. Er selber kämpfte gegen solcherlei Vorurteile und Versüßungen an, er war ein hinlänglich politisch orientierter Musiker. Keine bloß glitzernde Bravour, wohl aber durchglüht von Geist! Ohne Verstand geht auch Frédéric Chopin nicht und vor allem nicht ohne große Kunst, um die Finessen seiner Schreibweise zu bewältigen. Maurizio Pollini gewährleistet dies, und man möchte nun doch selbst säuseln: Chopin würde es ihm gedankt haben. Die Berliner taten dies! Die Philharmonie tat es nicht: Kein Blumenstrauß für den Gast. Doch frenetische Begeisterungsstürme des Publikums verführten den Meister zu vier Zugaben, himmlisch!
Olaf Brühl - 20. Mai 2015
ID 8653
MAURIZIO POLLINI (Philharmonie Berlin, 19.05.2015)
Robert Schumann: Arabeske op. 18
- Kreisleriana op. 16
Frédéric Chopin: Barcarolle Fis-Dur op. 60
- Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61
- Berceuse Des-Dur op. 57
- Polonaise As-Dur op. 53


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


Post an Olaf Brühl

http://www.olafbruehl.de



  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)