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Konzertkritik


Happy Birthday Pierre Boulez Saal!



Bewertung:    



Seit der Eröffnung des modernen Konzertsaales mit ca. 650 Sitzplätzen mitten in Berlin vor einem Jahr vergeht kaum eine Woche, wo man nicht irgendwo ein Plakat, einen Artikel oder eine Ankündigung für eine Veranstaltung im Pierre Boulez Saal findet. Daniel Barenboim hat seinen Saal gut im Griff! Gestern zum Geburtstagskonzert stellte er ein abwechslungsreiches Programm mit Musikern des Boulez Ensembles, seines Sohnes Michael (Violine) und natürlich sich selbst auf dem Pult und am Klavier zusammen. Nach den Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben von Hanns Eisler erklangen vor der Pause Schuberts Variationen für Flöte und Klavier über das Lied Trockene Blumen. Der zweite Teil des Nachmittags war Schönbergs Pierrot Lunaire für Ensemble und Sprechstimme gewidmet, mit der wunderbaren Donatienne Michel-Dansac als Sprechsängerin.

*

Der Boulez Saal ist im ehemaligen Intendanz- und Magazingebäude der Staatsoper untergebracht, Architekt Frank Gehry hat mit kühnem Stift einem ellipsoiden Innenraum entworfen. Die Ränge bewegen sich auf und ab, scheinen sich vom historischen Bestandsgebäude zu lösen. Gehrys Skizzen sind im Foyer ausgestellt - dort, wo nach dem Konzert die Hochzeitstorte (obendrauf ebendiese Skizzen in Zuckerguss gefertigt) von Maestro Barenboim angeschnitten wird. Der weltweite bekannte Akustiker Yasuhisa Toyota assistiert ihm dabei. Toyota hat auch beim Boulez Saal mitgewirkt, mit überwältigend gutem Ergebnis.

Eislers Stück kann in dieser Akustik eine wunderbar kammermusikalische und intime Wirkung entfalten. Man hört, wie der Bogen aufgesetzt oder die Flöte angeblasen wird; sehr narrativ. Man spürt den ursprünglichen Anlass; dieses Stück wurde als Begleitmusik für den Film Regen von Joris Ivens komponiert. Ein toller Schluss – Streicher und Flöten schwingen sich in einen Flow nur unterbrochen vom humorvoll tröpfelnden Klavier. Pierrot Lunaire nach der Pause ist mit seinen fast vierzig Minuten Länge vielen Zuschauern zu lang, immer wieder verlassen sie (störend) den Saal, bis Barenboim dem mit einem Scherz (?) Einhalt gebietet: „Die Damen verlassen uns nicht wegen der Musik oder uns Musikern, nein sie müssen nach Hause, weil sie schon seit 11 Uhr hier sind“ wirft er schmunzelnd in einer Pause ein. Damit löst er die allmählich peinlich werdende Stimmung auf, und wir können uns wieder dem Stück von Schönberg widmen: wunderbare Klarinettensoli, tiefes oszillierendes Cellospiel und dann immer wieder eine sinfonische Dichte, wie man sie diesem kleinen Ensemble gar nicht zutraut. Donatienne Michel-Dansac mimt und gurrt sich großartig durch die Partitur. Boulez, der einmal die alten Opernhäuser abreisen wollte, hätte sich über diesen Saal bestimmt gefreut und auch über dieses gut abgestimmte Programm an einem sonnigen Nachmittag in Berlin.




Geburtstagstorte anlässlich 1 Jahr Pierre Boulez Saal | Foto (C) Steffen Kühn


Steffen Kühn - 5. März 2018
ID 10570
EIN JAHR PIERRE BOULEZ SAAL (04.03.2018, 15:00)
Hanns Eisler: Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben op. 70
Franz Schubert: Introduktion und Variationen über Trockne Blumen e-moll D 802 für Flöte und Klavier
Arnold Schönberg: Pierrot lunaire op. 21
Boulez Ensemble:
Daniel Barenboim, musikalische Leitung und Klavier
Klaus Sallmann, Klavier
Michael Barenboim, Violine und Viola
Donatienne Michel-Dansac, Sprechgesang
Astrig Siranossian, Violoncello
Mathieu Dufour, Piccoloflöte
Tibor Reman, Klarinette


Weitere Infos siehe auch: http://www.boulezsaal.de


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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