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Interview

AnayanA

Ton Steine Scherben


Zwei Neubesetzungen: AnayanA und Nicolo Rovera - Foto (C) Gerald Naber | http://www.nowayout.at



"Mit Musik wahrscheinlich"

Die große Tour der neu zusammengewürfelten Ton Steine Scherben ist vorbei. Drei Ur-Scherben, der 64jährige Gitarrist und Songschreiber Ralph Peter Steitz, besser bekannt als R.P.S. Lanrue, der Schlagzeuger Funky K. Götzner und der Bassist Kai Sichtermann, versammeln vor allem junge Künstler. Darunter auch AnayanA. Sie ist für Gesang und Percussion zuständig. Mathias Schulze hat nach der Tour mit ihr gesprochen...


* * *


Können Sie sich gänzlich Unbeteiligten kurz vorstellen? Ich denke anfangs an die ganz banalen Dinge. Alter, Name, Job, Wohnort.

AnayanA:
Aloha! Ich bin AnayanA, 26 Jahre, in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen und gelernte Damenmaßschneiderin. Momentan bin ich dabei mich selbstständig zu machen, als Musikerin, Grafikerin und Sprecherin.


Wie sind Sie denn ins Musikkollektiv der Ton Steine Scherben gekommen?

AnayanA:
Ich wurde hineingeboren. Meine Mutter Britta Neander ist in dem selben Kaff wie Lanrue und Rio aufgewachsen. Im Rodgau in Hessen. Lanrue und meine Mutter waren sehr viele Jahre ein Paar. Lanrue ist also quasi mein Onkel. Sie lebten alle zusammen in Berlin und auch in Fresenhagen. In Fresenhagen liebte ich es, mit Josi zusammen die Ostereier zu suchen. Es war eine schöne Kindheit dort. Es gibt viele Geschichten. Vor ein paar Jahren als Lanrue nach Berlin zog, kam ich ihn mit meiner E-Gitarre besuchen. Ich bat ihn, mir beim Aufziehen der neuen Saiten zu helfen. Nebenbei zeigte ich ihm meine selbst produzierten Songs. Ich glaube, sie gefielen ihm ganz gut.


Was haben Sie von den „alten Hasen“ gelernt?

AnayanA:
Das ist eine gute Frage, die ich mir selbst noch gar nicht gestellt habe. Es sind erst zehn Tage vergangen. Ich muss ein bisschen weiter ausholen. Die letzten drei Jahre habe ich das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt. Was ich dort gelernt habe, war Selbstdisziplin und strukturelles Arbeiten. Selbstdisziplin tauchte hier wieder auf, nur das mit der strukturierten steifen Herangehensweise war hier sehr anders. Ich weiß, es ist ein bisschen seltsam das Abi mit den Scherben zu vergleichen. Aber es geht ja grad ums Lernen. Hier bildete sich die Struktur aus dem künstlerischen Chaos heraus. Ich weiß nicht genau, wie man das beschreiben soll. Man kann Lanrue absolut vertrauen. Er hat ein ganz tiefes Gespür dafür, was funktionieren kann und was nicht. Wenn man sich von ihm leiten lässt, auch ohne zu wissen, wohin es geht, man sich aber völlig seiner Aufgabe hingibt und quasi musikalische Angebote macht, die er dann filtert, kommt auch was Gutes bei raus. Von Funky habe ich Tambourin spielen gelernt. Mit Kai habe ich besprochen, was man nach einer Tour mit seinen Energien anstellt.


Die Tour hat Sie quer durch Deutschland geführt. Was waren die unangebrachtesten Journalistenfragen? War der lange Schatten von Ralph Christian Möbius (Rio Reiser) ständig präsent?

AnayanA:
Unangebrachte Fragen habe ich keine mitbekommen. Außer jene, die sehr schlecht recherchiert waren. Jedoch gab es einige unangebrachte Aussagen von Journalisten. Wie zum Beispiel das ewige Thema, wer Rio am besten ersetzt. Rio kann man nicht ersetzen, und das hat auch keiner vor. Das andere schräge Ding war die Betitelung „Das Original ist zurück“. Auch völliger Quatsch. Verstehe aber, dass es für Journalisten schwer ist, uns ins richtige Licht zu rücken, angesichts der zahlreichen Cover und Interpretations-Bands. Ja klar, Rio's Lieder sind einzigartig. Beim Spielen der Songs ist er natürlich sehr präsent. Durch unsere Interpretationen spüren wir natürlich die Zeitlosigkeit und brennende Aktualität der Songs.


Macht es einen Unterschied, ob man in Leipzig oder Hamburg spielt?

AnayanA:
Jedes Publikum ist natürlich individuell, aber im tieferen Sinne manchmal auch ähnlich. Wir freuen uns einfach, dass wir diese Musik unserem Publikum präsentieren können.


Sind diejenigen, die sich damals zur (westdeutschen) 68er Bewegung gezählt haben, hinsichtlich der Neubesetzung skeptischer? Tritt das jüngere Publikum der gesamten Band gelassener entgegen?

AnayanA:
Von Skepsis habe ich nicht viel mitbekommen. Ich habe gelesen, das man sich erst einmal an die neuen Stimmen und Gesichter gewöhnen muss, was ich gut verstehen kann. Insgesamt wurden wir sehr herzlich angenommen. Die 68er schienen mir sehr glücklich und dankbar dafür, dass wir weitermachen. Es ist wunderschön zu sehen, wie sich vier Generationen gemeinsam über die Musik freuen und die Texte spüren. So was hatte ich vorher noch nie erlebt. Vor allem die 20- bis über 40-Jährigen haben am meisten abgefeiert, ich werde diese vielen Gesichter und die Stimmung nie vergessen.


Die Tour ist vorbei. Was bleibt?

AnayanA:
In ein paar Tagen werden wir gemeinsam die Aufnahmen aus Hamburg, Leipzig und Dresden ansehen und durchhören. Vielleicht wird es eine Live-DVD geben. Erst einmal das Material sichten.


Was waren die schönsten Geschichten?

AnayanA:
Zum einen ganz klar die unter 10-Jährigen, die vor der Bühne tanzten und die Mucke gefeiert haben. In Berlin rief mich Funky nach dem Konzert aus dem Backstage im Heimathafen nach vorne zur Bühne. Dort war ein Mädel, das ein Tattoo mit den Noten von „Die letzte Schlacht“ auf dem Oberarm hatte. In Hamburg rief mich Funky wieder nach dem Konzert aus dem Backstage nach vorne, dort sah ich ein Kind mit einem „Keine Macht für Niemand“-Shirt. Eine andere wunderschöne Geschichte ist, dass meine Großtante in Hamburg in der Fabrik war. Sie ist über 90 Jahre und saß in der ersten Reihe auf ihrem Rollator. Und in Leipzig kam uns John Banse im Backstage besuchen. Ich hatte ihn seit der Trauerfeier für meine Mutter vor zehn Jahren nicht mehr gesehen, es war so schön ihn wieder zu erleben und seine Stimme zu hören. Er interviewte mich für seine Radio-Sendung Corax.


Wie soll es weitergehen?

AnayanA:
Wie Lanrue antworten würde: „Mit Musik wahrscheinlich.“ Nebenbei, am 17. Mai spielen wir zwei Songs in einer spannenden Besetzung in der neuen Kongresshalle Berlin.




Eine gelernte Damenmaßschneiderin: AnayanA - Foto (C) Rüdiger Knuth


Mathias Schulze - 30. April 2014
ID 7786
Weitere Infos siehe auch: https://www.facebook.com/anayana.music


Post an Mathias Schulze

journalist-schulze.de



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