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Gastspiel

Brecht-Lieder-zur-Klampfe-Abend



Nina Nagen | Foto (C) Jim Rakete

Bewertung:    



Nina Hagen (geb. 1955) - ein Urgestein, eine Rockröhre, Godmother of Punk mit vornehmlich kindlichen Einflüssen und einer eigenen Egozentrik.

1974 wurde sie staatlich geprüfte Schlagersängerin und im Zentralen Studio der Unterhaltungskunst angesiedelt.

1976 dem DDR-Regime entkommen, galt sie als politisch unzuverlässig und ist seitdem politisch motiviert. Eine Selbstdarstellerin vor dem Herrn.

Da sang sie aus Überzeugung : „Vor dem ersten Kinderschreien muss ich mich erstmal selbst befreien.“

Doch was ist davon geblieben außer Plattitüden?!

Das Publikum ist vorwiegend älter und dankbar für jedwede Äußerung Nina‘s. Sie erscheint pünktlich und heiser, berlinert immer noch und ruft ins Publikum: „Macht’s euch gemütlich!“ Weil, der Brecht hat auch meistens gesessen.

Dem wird ein Abend folgen mit politischen Phrasen, mit dem Erwähnen bekannter Künstlernamen und umweltpolitischen Floskeln. Sie erzählt Geschichten von Karl Valentin, von Valeska Gert und verliert so dann und wann den Faden. Über Bertolt Brecht soll man googeln.

Man findet es amüsant und applaudiert.

„Schenke den Reichen Erbarmen. Hosianna!“

Worte wie Glaube und Profit wirken ein wenig abgenudelt, zumal sie [Nina Hagen] ja Kommerz begrüßt. Dabei hat sie eine unbeirrbare Unschuld. Ist es das, was ankommt? Vielleicht auch der Look, der sich all die Jahrzehnte nicht geändert hat.

Doch dann wieder Geplänkel um Atommüll, Agent Orange, Plastikmüll, Kriegswaffen und ihr Kommentar: „Leute, ich will euch den Sonntag nicht verderben.“ Applaus.

Ach ja, sexueller Missbrauch darf als Thema nicht fehlen. Und weil die Band so rhythmisch ist, überhören wir mal, dass Kinder Ritalin bekommen, dass nie wieder Krieg sein soll, und dass das indische Kastensystem auch noch sein Fett abkriegt. Das nenne ich echte Pfadfinder-Mentalität. Ach, Goethe, Theodor Fontane und Leonard Cohen wurden noch erwähnt. U.a.

Was man ihr zugute halten kann, ist ihre Spontaneität, und eigentlich nimmt sie rein gar nichts ernst. Dann kommt das Einssein und Buddha und driftet in Bedeutungslosigkeit ab. Gott sei Dank unterstützt sie auch SOS-Kinderdörfer und erwähnt das Trauerspiel um Afghanistan.

„Friede sei mit dir! Halleluja!“

Wichtig sind also Peace, Pollution und Revolution, Trump und die Deutsche Bank. Und man soll sich schlau machen. Das erwähnt sie öfter. Also, googeln, um Bescheid zu wissen.

Doch der alte Brecht wusste das schon alles, und seine Moritat klingt nach 120 Jahren immer noch nach. Ein Dramatiker; mit Polemik versuchte er die Welt zu verändern. Doch ihm wurde auch vorgeworfen, seine chamäleonhafte verbale Anpassung an das Regime habe ihm ermöglicht, seine wirklichen Interessen zu verfolgen.

Ich finde, ehrlich gesagt, Ähnlichkeiten bei Nina. Aber wollen wir mal nicht so streng sein. Mit dem Song Babylon wird sie besser. Und schließlich unterhält sie seit Jahrzehnten den Markt mit ihrer unbekümmerten provokanten Art. Selbst Frank Zappa fragte mal an.

Und das Lied von Mackie Messer wurde von vielen Künstlern interpretiert.

So auch von ihr.

„Und der Haifisch, der hat Zähne und die trägt er im Gesicht.“

Dazu wird geschunkelt und Werte wie Freiheit und Demokratie im Einverständnis geteilt.

Die Abschlussworte vor dem vollen Haus sind:

„Leute, ihr müsst wissen, ich bin glücklich, dass es mich gibt.“

Und wieso kommt sie noch auf Zwangsadoption, Contergan und Antibiotikum? Ach so, wir sollen uns ja schlau machen.

Nina will also die ganze Welt retten, und Bertold Brecht war der erste Rapper der Stunde. Wenn man jetzt noch die Rechte der Frauen klärt, hat sich der Abend voll gelohnt, und unser Gewissen wurde an diesem Abend beruhigt. Bertolt Brecht - unser Bruder im Geiste.

AMEN!!!
Liane Kampeter - 20. Februar 2018
ID 10537
NINA HAGEN (Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 18.10.2018)
Brecht-Lieder-zur-Klampfe-Abend


„Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht.“
Auf Facebook sind 3.264 Personen interessiert.
Und es ist bezeichnend, dass man nirgendwo im Programm die Namen der Bandmitglieder erfährt? Dabei hält sie so viel von Teamwork.
[Gottseidank Dank habe ich die noch netterweise aus dem Pressebüro erfahren: Fred Sauer (Piano), Warner Poland (Gitarre), Michael O’Ryan (Bass), Marcellus Puhlemann (Schlagzeug).]
Am 25. April wird der Abend fortgesetzt. The show must go on.
Aber schön, dass das Schauspielhaus experimentiert.
(L.K.)


Weitere Infos siehe auch: http://www.schauspielhaus.de


Post an Liane Kampeter

http://www.liane-kampeter.de

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