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CD-Besprechung

Sacred Music for the Poor at Santa Maria in Vallicella, Rome

mit dem Concerto Romano

Christophorus Records, 2014

Bewertung:    



La Vallicella heißt das Viertel zwischen der heute sehr eleganten und teuren Via Giulia und der Uferstraße Lungotevere Tor di Nona. In der Reformation und Gegenreformation lebte dort die ärmere und einfachere Bevölkerung. Der Priester und später heilig gesprochene Filippo Neri (1515-1595) siedelte gerade aus diesem Grund dort den Sitz seiner Kirche Santa Maria in Vallicella – heute bekannt als Chiesa Nuova - an. Im direkt anschließenden Oratorium entstand so eine Art Musikzentrum, deren Ziel es war, die frohen Botschaften auf eine andere Weise zu verbreiten. Die Aufführungen dieser Liturgien für die kleinen Leute unter den Philippinischen Brüdern erlangten großen Zuspruch und wurden immer bekannter. Alte populäre Lieder, Madrigale, Sinfonien oder Lauden aus der Renaissance- und Frührenaissance wurden hervorgeholt und die Straße wurde zum Konzert- und Beetsaal.

Mit viel Enthusiasmus gelang es dieser Sub-Gemeinde, bis zu dreistimmige Werke (meistens a cappella) einzustudieren und vorzutragen, und gerade dieses Schlichte ist wunderschön und attraktiv. Die Werke waren nicht immer religiösen Ursprung. Oft wurden weltliche oder pagane Lieder religiös-korrekt umgeschrieben, Nymphen wurden zu Heiligen oder Diebe zu Wohltätern. Mit der Zeit erlangte diese Musik auch im offiziellen Rom einen Ruf und sorgte dementsprechend für Aufruhr, da das Oratorium eigentlich nur zu gewissen fest gelegten Zeiten (bei nächtlicher Stunde) aufgeführt oder gesungen werden durfte. Viele Komponisten, die nicht aus der Oberschicht stammten, fingen an, derartige Oratorien oder Lauden zu schreiben:

Der Florentiner Giovanni Animuccia (der bis 1571 Kapellmeister im Petersdom und gut mit Filippo Neri bekannt war), der Spanier Francisco Soto de Langa (er sang von 1562 bis 1611 in der päpstlichen Kapelle) und der Römer Giovanni Francesco Anerio (ein Schüler von Palestrina) sowie Emilio de’Cavalieri und Luca Marenzio waren einige der Hauptprotagonisten dieses Musikgenres.

*

Die abwechslungsreiche und packende CD [Sacred Music for the Poor at Santa Maria in Vallicella, Rome] enthält anonyme Kompositionen und Werke von den oben erwähnten Komponisten. "Deh, venitene pastori" von Animuccia ist eine Art Weihnachts-Madrigal, bei der die Hirten angerufen werden, den schönen Messias aufzusuchen. "Cor mio dolente e tristo" von Soto de Langa (1583) hat mich an John Dowlands Musik denken lassen, die von einer zarten und sehr bewegenden anonymen Instrumental-Sinfonia (1600) abgelöst wird. Zwischendurch eine etwas jüngere Instrumentalkomposition von Johann Hieronymus Kapsberger (1640), Canario für Gitarre und Theorbe. Weiter mit einem Madrigal, das Giacomo Carissimi zugeschrieben wird, "Fuggi fuggi quel ben" (1659); hier kann man schon die ankommende Barockmusik oder wenigstens Monteverdi hören. Als Zugabe spielen die Leute vom Concerto Romano und singen sie eine neapolitanische Tarantella "La santa allegrezza" aus dem 18. Jahrhundert. Manche Lauden oder Madrigale werden im volkstümlichen Charakter vorgetragen, andere wieder ganz klassisch. Jede einzelne der 21 Melodien ist einzigartig.

Alessandro Quarta, der hier auf den Spuren von Jordi Savall wandelt, ist mit dieser Zusammenstellung von geistlicher und paganer Musik aus der Zeit zwischen Renaissance und Frühbarock in Mittelitalien eine kleine Preziose gelungen.
Christa Blenk - 12. März 2015
ID 8495
Sacred Music for the Poor at Santa Maria in Vallicella, Rome
Concerto Romano
Christophorus Records, 2014
CHR 77373
Aufgenommen im November 2011 in der Aula Magna del Convento di S.Isidoro, Rom

Weitere Infos siehe auch: http://www.concertoromano.com


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