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Konzertbericht

Closer



Rebekka Bakken mit Tor Egil Kreken am E-Bass im Erholungshaus bei den Leverkusener Jazztagen | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Stimmungsvoll werden im Bühnenhintergrund einige geometrische Objekte beleuchtet, von sich veränderndem farbigen Licht - so beginnt die Bühnenperformance mit dem Valeria Maurer Quartett im Erholungshaus. In den eingängigen Kompositionen der Quartett-Namensgeberin verbinden sich atmosphärisch Elemente aus Jazz, ukrainischer Volksmusik, Lyrik, Weltmusik und Pop. Die Singer-Songwriterin Valeria Maurer wuchs im sibirischen Novosibirsk auf und singt einige ihrer Songs in ihrer Muttersprache Russisch. Pianist Konrad Hinsken, Schlagzeuger Julian Losigkeit und Lukas Hatzis am Kontrabass harmonieren stimmungsvoll mit der Künstlerin und setzen in musikalisch dynamischen Solos Akzente. Einige der sieben vorgetragenen Songs verhandeln rau und spannungsvoll Ängste und eine Annahmen von Gefühlen der Verzweiflung, auch angesichts global besorgniserregender Entwicklungen.

Mauer moderiert ihren Song „Labyrinth“ mit den Worten an, dass es hier darum gehe, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen, etwa durch das Lesen von Bilderbüchern. Sie stellt dem ein Intro mit der bekannten Melodie von „Feeling good“ voran (Komposition von Anthony Newley und Leslie Bricusse). Als sie sich dabei stimmlich ausdrucksstark aus der Tiefe zu höheren Oktaven aufschwingt, entsteht kurzzeitig eine technische Rückkopplung, die das Quartett souverän übergeht. Die Komponistin erzählt, dass sie zu „Only the soul can sing“ ein Fenster in einem Kloster in Armenien inspiriert habe. Diesen Song widme sie allen von ihr noch nie gesehenen Orten. Nach etwa einer Dreiviertelstunde endet der erste Auftritt des Abends mit begeistertem Applaus.

*

Später betritt der eigentliche Star des Abends, die Norwegerin Rebekka Bakken [s. Foto o.re.], die Bühne zu ihrem Song „Closer“. Begleitet wird die dreimal in Folge (2003-05) mit der Goldenen Schallplatte (German Jazz Award) ausgezeichnete Singer-Songwriterin nuanciert von fünf Landesgenossen: Tommy Kristiansen an der Gitarre, Tor Egil Kreken am E-Bass, Eirik Tovsrud Knutsen an den Keyboards, Torjus Vierli am Synthesizer und Rune Arnesen am Schlagzeug. Zu Beginn lässt das Ensemble mit einem Cover von „Here comes the flood“ von Peter Gabriel aufhorchen. Während ihres gefühlvollen und abwechslungsreichen Gesanges setzt sich Bakken in einem dunklen, farbig glitzernden Abendkleid mit Schlitz effektvoll in Pose. Sie breitet ihre Arme weit aus oder faltet ihre Hände elegant.

Bakken überrascht mit charmanten Deutschkenntnissen, wenn sie zwischen Englisch und Deutsch wechselt. Sie erzählt von ihrer Liebe zum deutschen Krimi, den sie auch jüngst wieder geschaut habe. Sie sei aufgewachsen mit Derrick, so die Künstlerin: „Horst Tappert was a short flame. Ich denke an ihn, full of warm embrace.“ Dann habe sie in den Münsteraner Tatort Unter Gärtnern reingeschaut: „Ich wusste nicht, ob ich mehr sehen wollte." Doch als ihr Song „Little drop of poison“ aus ihrem gleichnamigen Tom Waits-Coveralbum von 2014 im Tatort gespielt wurde, sei alles wieder gut gewesen.

Der Ton Bakkens ist makellos, wenn sie Gesangslinien während des Vortrags von „Things you leave behind“ oder „True North“ forciert oder nachklingen lässt. Mit leisen Hang zur Selbstironie wickelt Bakken, ähnlich wie während ihres Kölner Konzertes 2019, ihr Publikum schnell mit Anekdoten um den Finger, wenn sie von ihrer Liebe zu Haribo-Goldbären erzählt. Als sie mit ihrer Band den nächsten Song auf der Setlist abstimmt, kommentiert sie dies entschuldigend zum Publikum hin: „kleine Diskussion mit den Buben“ und lächelt verschwörerisch ihre Bandmitglieder an: „You are allowed to correct me guys, once“. Sie behauptet prompt auf Deutsch, „ich bin so grantig heute“. Sie gesteht, dass sie viele ihrer Songs geschrieben habe, als sie „zwischen zwei Boyfriends“ war und „aufgrund von Langeweile“ ins Träumen kam.

Als Höhepunkt ihres Konzertes spielt sie zwei Songs aus ihrem, am 14. November erschienen neuen Album Nord. Inspiration zu ihrem neuen Album erhielt die heute 55-Jährige laut eigenen Angaben schon als junges Mädchen. Ihre Mutter habe sie früh mitgenommen, wenn diese in der Kirche auf norwegisch Psalmen sang. Bakken habe damals den Eindruck gehabt, das Durchschnittsalter der Mitsängerinnen habe bei 93 Jahren gelegen. Während ihrer Performance des traditionellen, effektvoll orchestrierten Liedes „Korset vil jeg aldri svike“ kommt Gänsehaut-Stimmung auf. Zu den gefeierten Zugaben zählen später noch „Always on my mind“ und „Ghost in this house“.



Das Valeria Maurer Quartett beim Abschlussapplaus im Erholungshaus bei den Leverkusener Jazztagen | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 21. November 2025
ID 15567
Die 46. Leverkusener Jazztage enden am 23. November, angekündigte Auftritte von Chilly Gonzales und dem Dee Dee Bridgewater Quartet wurden leider im Vorfeld wieder abgesagt.

https://www.rebekkabakken.com/

https://www.valeria-maurer.com/


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