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Konzertbericht

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Aleksander Dębicz und Jakub Józef Orliński | (C) Honorata Karapuda; Bildquelle: koelner-philharmonie.de

Bewertung:    



Theaterrauch schwebt über der Bühne. Links sehen wir ein Klavier, mittig Bassgitarren und rechts ein Schlagzeug. Die drei Musiker treten lässig in hellen Turnschuhen, Hemden oder T-Shirts und weiten Hosen auf. Während eines Intros hören wir aus dem Off glockenhellen Gesang, bevor der Star des Abends, Countertenor Jakub Józef Orliński, links die Treppe zur Bühne herabtritt. Er bewegt sich zu den Rhythmen der drei Musiker schlaksig-tänzerisch mit gekonnten Breakdance-Moves, während er mit hoher Kopfstimme sphärisch eine Melodie variiert.

Das Konzert am vergangenen Sonntag - #LetsBaRock - ist Teil der Reihe Divertimento (italienisch: Vergnügen) in der Kölner Philharmonie, bei der schiere Unterhaltung und Vielseitigkeit im Vordergrund stehen sollen. Während des Kölner Konzertes wird Countertenor Orliński von Drums, Bass und Klavier wirkungsvoll begleitet, wenn er eingangs „Alla gente a Dio diletta“ aus dem Oratorium Il Faraone sommerso von Francesco Nicola Fago anstimmt. Er entfaltet sein Stimmorgan mit weicher Phrasierung, kühler Intensität und Dramatik.

Pianist und Songwriter Aleksander Dębicz zeigt sich für sämtliche (Neu-)Arrangements des Abends verantwortlich, die sich mitunter durch eine hinzukommende Percussion-Rhythmik, Grooves oder musikalische Kontraste auszeichnen. Melodien werden variiert. Barocke Verzierungen werden aufgebrochen oder fokussierend in die Länge gezogen. Es erklingen neue musikalische Motive, Konturen und Linien. Mit „Strike the viol“ aus The Fairy Queen, „Sound the trumpet“ aus Come Ye Sons of Art, „Fairest Isle“ aus King Arthur und „Music for a while“ aus Oedipus dominieren im Programm Kompositionen von Henry Purcell, die von Dębicz musikalisch neu arrangiert wurden.

Orliński und Dębicz erzählen zwischen den dargebotenen Nummern, dass im Zeitalter des Barock viel musikalisch frei improvisiert wurde, was sie nun gerne weiterführen. Komplettiert wird das Ensemble durch den Schlagzeuger Marcin Ułanowski und Bassisten Wojciech Gumiński. Auf ihrer CD #LetsBaRock betont das Quartett Anteile des Rock in barocker Kammermusik, wenn sie klassische Barockstücke mit modernen Ansätzen zeitgenössisch neu denken. Leider arbeiten sie in ihren Versionen auch mit diversen künstlichen Halleffekten, elektronisch designten Klangschichten und Stimm-Einblendungen vom Band. Dabei geht eine Leichtigkeit, eine Konzentration, ja manchmal wohl auch der Geist der sozusagen ungeschlifferen Barockmusik-Originale verloren, die traditionell von Laute, Cembalo und Streichern begleitet wurden. Es kommen jedoch auch vier Eigenkompositionen von Dębicz zur Aufführung. Zu Klaviervariationen in Dębicz „Toccata 1“ rappt Orliński einen selbst verfassten Text in für ihn ungewohnt tiefer Stimmlage mit dunklem Timbre.

Das polnische Künstlerquartett scheut auch bei Werken von Monteverdi, Händel oder Vivaldi neue Akzentsetzungen durch Einsprengsel aus Jazz, Fusion und Pop nicht. Im Publikum sind viele Landsleute vertreten. So darf auch „Prząśniczka“ von Stanisław Moniuszko auf der Setlist nicht fehlen. Die Musiker vereinen während des erfrischenden Abends vielschichtig traditionelle Arien und zeitgenössische Musik. Orliński, der bereits im Duett mit Popstars wie Mika auftrat und auch als Breakdancer Erfolge feierte, schlägt gegen Ende und während der Zugaben mehrfach auf der Kölner Philharmonie-Bühne Saltos, während die anderen treibend-federnd jammen. Er erntet hierfür Szenenapplaus. Nach dem Konzert bilden sich in der Halle lange Schlangen vor einem Stand, an dem Orliński und Dębicz ihr Alben signieren und mit ihren Konzertgästen Fotos machen. Einige besonders hartgesottene Fans tragen das Konterfei von Orliński auf ihren T-Shirts. Philharmonie-Mitarbeitende verköstigen die Besucher derweil mit Freigetränken wie Kölsch und Orangenlimonade.



Aleksander Dębicz, Jakub Józef Orliński, Wojciech Gumiński und Marcin Ułanowski (v.l.n.r.) beim Schlussapplaus am 5. Oktober 2025 in der Kölner Philharmonie | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 7. Oktober 2025 (2)
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Weitere Infos siehe auch: https://www.jakubjozeforlinski.com/


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