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Konzertbericht

Don’t give

hate a chance



Jason "Jay" Kay, Leadsänger von Jamiroquai, am 22.11.2025 in der Kölner Lanxess Arena | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Seit sechs Jahren war Jamiroquai nicht mehr auf Tour. Seit den 90ern zählt die 1992 von Sänger Jay Kay in London gegründete Band zu den prägenden Live-Acts für moderne Funkmusik. Das aktuelle Tour-Motto „Heels of Steel“ (dt.: Stahlabsätze) lädt die Fans ein, solide Tanzschuhe mit Stahlabsätzen für einen sicheren Halt während der energiegeladenen Show zu schnüren.

In der gut besuchten, größten Halle Deutschlands freuen sich die feiernden Besucher auf die Mischung auf Funk, Disco, Electro und Acid Jazz. Der Support Franc Moody besorgt zunächst ein abwechslungsreiches DJ-Set. Als die Lichter vor Konzertbeginn und vor der Zugabe wenige Minuten gedimmt werden, tauchen viele Zuschauer durch das Zücken ihrer Smartphones mit eingeschalteter Taschenlampenfunktion die Indoor-Arena ein in Lichtermeer.

Mit den ersten Beats von „Don’t give hate a chance” vibriert die Halle pulsierend. Der starke Einstiegssong kritisiert gesellschaftliche Spaltung, globale Konflikte und verurteilt systemischen Hass. Das Bühnenbild setzt dabei auf visuelle Effekte und verbindet Futurismus mit Club-Ästhetik. Auf LED-Säulen im Hintergrund bewegen sich dynamisch farbintensive Rotationen, Spiralen oder geometrische Muster. Während des Konzertes werden auch Palmen, urbane Skylines futuristischer Städte, eine Unterwasserwelt oder ein Sternenhimmel eingeblendet. Laserlinien und das Lichtdesign reagieren mitunter auf Bassdrums, prägnante Synth-Sounds oder Percussion-Klänge.

Die drei auf einem erhöhten Podest platzierten Backgroundsängerinnen Valerie Etienne, Hazel Fernandes und Lorraine McIntosh wiegen sich im Takt der Beats. und setzen bald gesanglich prägnant ein. Frontmann Jay Kay trägt einen tief ins Gesicht gezogenen dunklen Hut. Er bewegt sich wie ein Energiebündel mit Leichtigkeit, geschmeidigen Hüftbewegungen und rhythmischen Steps auf der breiten, mehrebigen Bühne. Dabei bringt er das Publikum spontan mit schnellen Shuffle-Schritten, als würde er mühelos im Takt des Sounds über die Bühne gleiten, zum Applaudieren. Kameras fangen Live-Eindrücke und Details ein, die beidseitig zur Bühne auf Großbildschirme projiziert werden.

Auf der mehrebigen Bühne legt sich ein Instrumentalensemble ins Zeug, rund um die Bandmitglieder Derrick McKenzie am Schlagzeug, Sola Akingbola an den Percussions, Gitarrist Rob Harris, Keyboarder Matt Johnson und Bassist Paul Turner.

Jay Kay singt kraftvoll, stimmlich flexibel, bekannte Hits wie „Little L“ und „Cosmic Girl“. In vorderster Reihe wippt ein Zuschauer mit, der sich eine Girlande mit kleinen Lichtern um die Arme gedreht hat und diese wiederholt emporhebt. „You’re my Christmas Tree,“ meint Jay Kay amüsiert. Mit dem Ausruf „This is beautiful“ macht er locker und humorvoll mehrfach mit seinem Smartphone Bilder von seinem Publikum. Der charismatische Frontmann spricht ansonsten eher wenig mit den Zuschauern. In einer Bühnenpause bringt der Frontmann mal die Setlist durcheinander und stimmt sich mit der Band neu ab.

Während Songs wie „Travelling without moving“ gibt es lange, improvisiert wirkende Instrumentalpassagen, die der Frontmann für einen Abgang nutzt. Rhythmen bilden hier ein organisches Fundament, flächige Keyboardklänge brodeln und veredeln den Funk-Sound. Bassist Paul Turner tritt hier mitunter in einen Dialog mit Schlagzeuger Derrick McKenzie. Während sich lang hinziehender Intros oder Outros von Songs schlüpft Kay in ein neues Kostüm und wechselt etwa fünf Mal seinen ikonischen Kopfschmuck. Die Kopfbedeckungen, oft Sonderanfertigungen von Designern, muten mitunter futuristisch an. Eine besonders ausdauernd getragene technologisch aufgerüstet Kopfkrone enthält bewegt strahlende LED-Lichter, die als Showelement den Rhythmus und die Dynamik der Klänge optisch ein bisschen unterstreichen.

Die Lyrics der Band kritisieren des öfteren Machtstrukturen, soziale Ungerechtigkeiten und richten sich gegen den Krieg. So kritisiert das in Köln live performte Lied „World that he wants“ von 2005 den Irak-Krieg. Das Lied richtet sich gegen Machtmissbrauch fanatischer Führer und problematisiert den damaligen Angriffskrieg unter der Regentschaft von George W. Bush. Der Song hinterfragt, wer von Kriegen profitiert und thematisiert die Rolle der USA in globalen Konflikten. Jay Kay distanzierte sich auch öffentlich von Trump-Unterstützern beim Kapitolsturm.

In emotionalen Momenten wirkt Jay Kays Stimme mitunter fast zerbrechlich und er sorgt so für Gänsehaut. Sein Sprechgesang schwankt bei besonders hohen oder schnellen Passagen etwas. Als Zugabe bringt das Ensemble noch den, mit einem Grammy ausgezeichneten Klassiker „Virtual insanity” mit leichter elektronischer Variierung. Der heute 55-jährige Kay moderiert den Hit von 1996 mit den Worten an: „The song is still relevant today. The cyber world is particularly mad these days.“ Der Song diskutiert, ob technologischer Fortschritt, digitale Systeme und einhergehende Konzernmächte auch ökologische Verheerungen mit sich bringen könnten. Ein energiegeladenes, auch visuell eindrückliches über zweistündiges Konzerterlebnis neigt sich gegen 23 Uhr dem Ende zu.



Jay Kay und Gitarrist Rob Harris von Jamiroquai am 22.11.2025 in der Kölner Lanxess Arena | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 26. November 2025
ID 15574
Weitere Infos siehe auch: https://www.jamiroquai.com/


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