Sunlight
to my soul
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Angélique Kidjo im Erholungshaus bei den Leverkusener Jazztagen | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Sie gilt als Königin des Afropop und als würdige Nachfolgerin der, von ihr sehr verehrten südafrikanischen Sängerin und Bürgerrechtlerin Miriam Makeba (1932-2008), die „Mama Africa“ genannt wurde. Die Singer-Songwriterin Angélique Kidjo ist für ihre kraftvolle und ausdrucksstarke Stimme bekannt. Jetzt trat sie im Rahmen der Leverkusener Jazztage im dortigen Erholungshaus auf. Sie sang einige ihrer Songs in Sprachen ihrer afrikanischen Heimat, wie z.B. in Fon, einer Sprache aus Benin oder in Yoruba und Bambara.
Kidjos Stimme hat eine erstaunliche stimmliche Resonanz, Ruhe, Präsenz und Intensität. Der aus Martinique stammende Pianist Thierry Vaton bleibt an einem Steinway-Flügel ihre einzige musikalische Begleitung während des Konzertes, wobei er auch dezent mehrfach Backing Vocals übernimmt. Leichtfüßig und lebhaft macht sie Tanzbewegungen im Rhythmus seines Pianospiels, das ebenso flüssig wie kreativ klingt. Kidjo lädt das Publikum während der Refrains mehrfach zum Mitsingen oder Mitklatschen ein. Vaton und Kidjo harmonieren dabei spielerisch.
Einige Songs behandeln den kollektiven Kampf gegen Unterdrückung und für Solidarität. Kidjo zog nach ihrem Albumdebüt Pretty 1982 aufgrund eines Putsches in ihrem Heimatland nach Paris, wo sie bis heute ihren Wohnsitz hat. Ihr drohte politische Verfolgung und Gefängnis durch die damalige kommunistische Regierung, weil sie keine staatstragenden Lieder sang. Kidjo meint, während sie „Agolo“ anmoderiert, dass, sollten wir nicht für unsere Freiheit kämpfen, wir die Nächsten sein könnten, die unfrei werden. Sie bezieht sich dabei auf die besorgniserregende Zunahme der weltweiten Demokratiefeindlichkeit auch hierzulande. Ihr Hit „Agolo“ von 1994 ist mit seinen hochfliegenden Melodielinien einer der Höhepunkte des Abends.
Mit den Worten, man solle stets lernfähig bleiben, was heute eine seltene Tugend sei, lädt Kidjo daraufhin ihr Publikum nachdrücklich ein, aufzustehen, zu singen und zu tanzen. Man fühlt sich als Besucher von ihr gesehen, wenn sie das Verbindende durch Musik betont.
Vor Kurzem wurde bekannt, dass Kidjo auch 2026 wieder für einen Grammy nominiert ist, für die beste Weltmusik-Performance mit „Jerusalema“.Dies ist ihre mittlerweile 16. Nominierung für den wohl wichtigsten Musikpreis der Welt. In diesem Jahr war die mittlerweile 65-Jährige für „Sunlight to my soul“ in der gleichen Kategorie nominiert. Die in Benin geborene Künstlerin erhielt bereits fünf Grammys, alle für vergangene Alben. Sie wurde zuletzt 2022 für das beste Weltmusikalbum Mother Nature geehrt. Der titelgebende Song, den Kidjo während des Konzertabends majestätisch-eindringlich performt, feiert die Stärke von Frauen und den Einsatz für den Erhalt natürlicher Ressourcen.
Während ihrer Show erzählt die Künstlerin humorvoll Geschichten aus ihrer Kindheit und aus ihrem Erfahrungsschatz. Ihr Vater sei der prägendste Feminist gewesen, den sie kenne, so Kidjo. Wenn Bekannte oder Nachbarn nach den Familienoberhaupt fragten, habe er immer auf ihre Mutter als den „Boss“ verwiesen. Sie sei mit fünf Brüdern und drei Schwestern aufgewachsen. Diese Gemeinschaft habe sie für das Leben stark gemacht. Wenn Kidjo offen über Rassismus spricht, meint sie lachend, sie glaube, dass alle Menschen eigentlich aus Afrika abstammen. Niemand habe so einen Grund, sich als etwas Besseres zu fühlen. Kidjo covert gegen Konzertende noch Songs der Salsa-Ikone Celia Cruz, der kapverdischen Sängerin Cesária Évora und den Hit „Pata Pata“ von Miriam Makeba.
Angélique Kidjos beschwingter und belebender Spirit verbreitet Optimismus, auch während der beiden Zugaben. Ein insgesamt mitreißendes, etwa anderthalbstündiges Erlebnis und ein glanzvoller Auftritt der legendären Musikerin.
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Angélique Kidjo im Erholungshaus bei den Leverkusener Jazztagen | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 20. November 2025 ID 15566
Hinweis für erstmalige Besucher des Erholungshauses, die mit dem Auto anreisen:
Parkplätze rund um die Spielstätte sind mitunter rar gesät. Der Parkplatz des kulturellen Zentrums der Bayer AG ist schnell ausgelastet. Die meisten umliegenden Parkplätze sind nur für Anwohner ausgewiesen oder auch bis 22 Uhr kostenpflichtig. Das nahegelegene Parkhaus ist abends nur noch eingeschränkt zugänglich. Die Parkwächter der Stadt Leverkusen nutzten die Gunst der Stunde, um fleißig Knöllchen zu verteilen, um so vielleicht auch die Stadtkasse aufbessern zu können. Eine Vielzahl an Konzertbesuchern fand nach dem Abend an ihren, in Nebenstraßen abgestellten Autos Strafzettel. Hier könnte es sich lohnen, frühzeitiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, wenn sie denn fahren.
Weitere Infos siehe auch: https://www.kidjo.com/
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