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nachDRUCK # 5

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Feuilleton


17. Dezember 2007, Philharmonie Berlin

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (Dirigent Marek Janowski) mit Werken von Webern, Strauss und Wagner



Nikolai Schukoff debütierte als (konzertanter) Siegmund im Ersten Akt von Wagners DIE WALKÜRE



Schwere Lyrik

Kent Nagano hatte ihn in seiner Münchner Inthronisationsvorstellung (DAS GEHEGE / SALOME) als Narraboth besetzt gehabt; da ging er, schüchtern und verwirrt, der unartigen und nicht minder selbstbewussten Göre Salome sehr penetrantlich und auch zusehender Weise auf die Nerven, und es stellte sich fast mitfühlend und also körperlich dieses Verlangen eines gänzlich über beide Ohren einseitig Verliebten, aber völlig in den Liebesdingen Unerfahrnen ein: Nikolai Schukoff (auch: erschreckend schön als Mann! man sehnte sich geradezu als Liebhaber in seine Achseln!!) war nur scheinbar eine bis zum Suizid agierende Neben- und Randfigur. Der insgesamte Eindruck hatte hier noch, Beispiel München, optische Präsenz als hinnehmbaren Vorzug.
Jetzt, Beispiel Philharmonie Berlin, sind wir geneigt, wahrscheinlich einen - wenn nicht den - Zukunftstenor im Wagner'schen (Debüt als Siegmund, DIE WALKÜRE) live erlebt und, besser noch, gehört zu haben. Das mag völlig blödsinnig dahergesagt sein, ist man sich des eigentlichen Stimmfaches, wo Schukoff hergeraten war und ist, bewusst; er ist ja - Sensation an sich - ein Lyrischer. Vielleicht ein etwas "schwerer" Lyrischer, ein bisschen "schwerer" freilich noch als wie es die Partien, die er bisher meisterte, zum Besten hatten: Don José und Max - Erik und Parsifal... gar Siegfried folg(t)en. Und jetzt Siegmund, dieser Inbegriff des Fach-Wechsels; wobei: Wann hat man je von einem Lyrischen bis da erfahren, dass er, quasi über Nacht, die nach dem Tristan mörderischste Unterdisziplin im Wagner'schen bewältigt haben würde?!
Es gelang! Und wie!!

Zuvor fiel auf: Die Textverständlichkeit bei allen drei Akteuren dieser konzertanten Darbietung des Ersten Akts aus DIE WALKÜRE mit dem RSB war einzigartig. So noch nie erlebt. Auch möglich, dass das Alles mit der minutiösest auf- und abschwingenden "Nutzung" des vorzüglich aufeinander abgestimmten insgesamten Instrumentenapparates durch Janowski - DIE WALKÜRE hatte er ja, wie den ganzen Ring, Anfang der Achtziger auf Platte produziert; sie ist für mich, egal was da noch auf den Markt geworfen werden würde, die bestechendst-transparenteste die's gibt - zu tun hat. Höchstwahrscheinlich, denke ich. Durch diese Art der eins-zu-eins-direkten Textvergleichung wird das Hören von WALKÜRE schier zum literarischen Ereignis, weil: man weiß jetzt plötzlich, fast wie erstmals überhaupt, worum es in der Handlung geht: Zwei Eheleute sind seit langem auf Gedeihen & Verderben aufeinander eingeschworen, angewiesen; ungeliebtes Leben oder liebesloses Aneinanderhängenmüssen sind der tatsächliche Ausgangsfakt. Da kommt ein junger Mann des Wegs und macht die Tür zur ehelichen Hütte auf, tritt ein; es ist der Zwillingsbruder der Betroffenen, die ahnt die Blutsverwandschaft zwar, er ahnt sie auch; doch körperlich (und also sexuell) begegnen beide sich im unschuldigsten Unwissen ob dieser hochpeinlichen Angelegenheit; die Gattin hat dem Gatten vorher noch 'nen Schlaftrunk angerührt...
Camilla Nylond (als Sieglinde) und Kwangchul Youn (als Hunding) machen einen konzentrierten, intelektuellen Eindruck. Ihr Erzählen/Nacherzählen der Geschichte zweier um ihr Glück beschissner Eheleute - keiner von den beiden kann etwas dafür; das Alles ist von einem Übervater/Übergott herbeigeränkelt worden: typisch Wagner -
kriegte unerwartet Strindbergische Qualität. Das ist kein Vorwurf, das ist Tatsache. So sollte/müsste man, auch auf der Bühne, Wagner sprechend singen, also spielen!

Und um nochmals auf den Shooting-Star des Abends vollmundig zu kommen: Schukoff hat sich sehr erfolgreich "taufen" lassen, denn: Spätestens ab dem überheiklen "Wälse! Wälse!" wurde klar und deutlich - auch "mit ohne" dickbreiigem Höhenpressen (sind Tenöre kreißend? nein, natürlich nicht!) kann tenorales Kulminat gelingen. Und es hört sich anstrengslose, kultiviert und einzigartig schön im Ganzen an!!! Wir sind total erpicht darauf, den kreativen Lebensweg von Nikolai hinfortzufolgen.

+ + +


Es war durch die Agenturen zu vernehmen, dass Marek Janowski seinen Chefposten beim Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin zum Spielzeitende aufgibt. Das ist nicht nur jammerschade, das ist eine Katastrophe!!


Andre Sokolowski - red / 18. Dezember 2006
ID 2862
Wagner kompakt beim RSB

17. Dezember 2006, Philharmonie Berlin
DIE WALKÜRE (1. Akt) u. a.
Nylond, Schukoff, Youn

4. Februar 2007, Philharmonie Berlin
PARSIFAL (Karfreitagszauber), GÖTTERDÄMMERUNG (Siegfrieds Rheinfahrt, Trauermarsch, Brünnhilds Schlussgesang) u. a.
Connell

2./3. Juni 2007, Konzerthaus Berlin
SIEGFRIED (3. Akt) u. a.
Rasilainen, Remmert, Gould, Connell

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Marek Janowski

Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de





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