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Die Kandidaten für das Leipziger

Thomaskantorat 1722/23 |

Mendelssohn und Bruckner


Georg Kallweit, der Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin, ist nicht nur ein begnadeter Violonist; er kann auch wie ein Entertainer unterhalten...

Beim großen Themenabend - "Die Kandidaten für das Leipziger Thomaskantorat 1722/23" - im Kleinen Saal des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt (im Übrigen einem debakulösen Ort des zu bezeichnenden Geschehens, denn er scheint uns für den Auftritt eines Kammermusikensembles wie dem obigen, als Beispiel nur, vom Klang her ziemlich klein-kulturhausmäßig; schall- und halllos dumpft es vor sich hin) musste er sohin, Georg Kallweit, erst einmal Programmveränderungen ankündigen, denn: Die Violine einer Spielerin aus dem Ensemble war zuvor zu Bruch gegangen; und es war dann auch noch, und zu allem Leid, das Instrument einer der angekündigten Solistinnen für eins der Telemann-Konzerte - was wohl tun? Erst einmal abwarten, bis nach der Pause, also was sich mit der Violine, die jetzt lauter Schrott geworden war, so tut oder auch nicht tut und dann weitersehen - - also gab es erst mal einen Fasch sowie zwei Graupner statt des vor der Pause anberaumten Telemann-Konzertes... / Beide (Fasch und Graupner) zählten ihrer Zeit, und neben Telemann, zur kleinen Schar der Anwärter auf jenen damals frei gewordnen Posten eines Thomaskantors der Stadt Leipzig; Bach wurde es schießlich, wie wir alle wissen, doch er war, was heute kaum wer weiß oder für möglich halten wollte, nur die Letzt-Lösung der Stadtväter, weil nämlich alle Favoriten vorher nach und nach verhindert oder wieder abgesprungen waren; nein, wer hätte das gedacht... // Kallweit verkündigte, nach Pausenschluss, die Notvariante: Kerstin Erben oder Uta Peters oder Dörte Wetzel (leider wissen wir nicht, wessen Geige es nun wirklich so zerschmettert hatte; Kallweit ließ es uns partout nicht wissen), fasste sich ein Herz und spielte nun ihr Solo justament auf einem für sie fremden Instrument, also was sie zuvor noch nie oder nur selten in den Händen hielt; ja und die Darbietung von Telemanns KONZERT FÜR VIER VIOLINEN OHNE BASS D-DUR gelang doch störlos, um nicht gar zu sagen bravourös! /// Und Georg Kallweit sekundierte, frohgemut und allerliebst gelaunt, die Zweitdarbietung Telemann'schem multikulturellen Schaffens während der Nationen-Ouvertüre durch diverse Aufgepasst-Ansagen wie: "Die Deutschen!" oder "Jetzt die Schweden!" (mit den Möbeln oder so) oder "Die (volltrunkenen) Dänen!" - - - und so wurde es, und nicht allein der lieben Zwischenfälle wegen, ein sehr schöner und sehr ungezwungner bunter Abend.



So sieht der junge Pianist Martin Helmchen (28) aus - Foto (C) Marco Borggreve



Beim DSO, einen Abend später, stand dann Herbert Blomstedt wieder mal am Pult; er dirigierte BRUCKNERS ZWEITE sowie Mendelssohns d-Moll-Klavierkonzert - hier konnte er auf Martin Helmchen (28) bauen! / Und wir waren, nicht nur mit den Ohren, sondern auch rein sichtlich mehr als überrascht; auch Blomstedt konnte oder wollte sein Begeistertsein über den jungen Pianisten nicht verhehlen, klatschte ihm nach dessen Soli enthusiastisch zu... // Der Helmchen sitzt auf seinem Schemel, streckt die Arme weit weit aus und flackert mit den Augen; wir erkennen irgendwie, dass er jetzt nicht mehr, garantiert nicht mehr, mit uns gesellig ist; wir spüren schon, da gibt es eine Art Distanz, die sich nicht etwa gegen uns verrichtet, nein, sie sorgt an sich für ein Herniederteilen schönster (himmlischster) Momente; und wir geben es ganz unumwunden zu: Wir sind vom Engel am Klavier zutiefst entzückt, er hat uns für ein knappes halbes Stündchen ganz und gar verzaubert - ohne jede Ironie gemeint! /// Beim Bruckner stellen wir, gleich nach dem ersten Satz, verwundert fest: Ein Großteil Laien sitzt im Saal; wir hören's applaudieren und sind wütend wie noch nie (bei einem DSO-Konzert) - gottlob passierten weitere Benimm-Entgleisungen dann nicht... Von Satz zu Satz erleben wir die Steigerungen kühnster und wohltemporiertster Art; die 2. Sinfonie von Bruckner gilt tatsächlich, und zu Unrecht, als "verkannt"; Blomstedt vermag vielleicht als Einziger unter den großen seiner Zeit mit jenem Vorurteil wie diesem (des "Verkanntseins") völlig aufzuräumen, und er macht das, so wie stets, sehr analytisch und unaufgeregt; grandiose Darbietung!!!


Andre Sokolowski - 10. Januar 2010
ID 4507


AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN (06.01.10, Konzerthaus Berlin)
Fasch: OUVERTÜRE FÜR ZWEI OBOEN, ZWEI FAGOTTE, STREICHER UND BASSO CONTINUO G-MOLL
Graupner: SINFONIE FÜR ZWEI HÖRNER, STREICHER UND BASSO CONTINUO C-DUR
Graupner: OUVERTÜRE FÜR ZWEI OBOI DA SELVA, STREICHER UND BASSO CONTINUO E-MOLL
Telemann: KONZERT FÜR VIER VIOLINEN OHNE BASS D-DUR
Telemann: "OUVERTÜRE DES NATIONS ANCIENS ET MODERNES" FÜR STREICHER UND BASSO CONTINUO G-DUR
J. S. Bach: "CONCERTO NACH ITALIAENISCHEN GUSTO" F-DUR BWV 971, FÜR VIOLINE, STREICHER UND BASSO CONTINUO (bearbeitet von Václav Luks)


DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN (07.01.10, Philharmonie Berlin)
Mendelssohn-Bartholdy: KONZERT FÜR KLAVIER UND ORCHESTER NR. 2 D-MOLL OP. 40 (1837)
Bruckner: SYMPHONIE NR. 2 C-MOLL (URFASSUNG 1871/72)
Martin Helmchen, Klavier
Dirigent: Herbert Blomstedt





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