Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Rosinenpicken (59 | 60)

22. und 28. Mai 2009 - Berliner Philharmoniker

ROSAMUNDE von Schubert |

KONZERT FÜR FÜNF (UA) von Matthus


Rosamunde, Fürstin von Zypern D 797:

Es war ein Auftragswerk für Schubert, das Theater an der Wien setzte es 1823 auf den Spielplan, und da hielt es sich nicht allzu lang, dem Komponisten traf da keineswegs die Schuld, um Gotteswillen nicht, er lieferte die Notenblätter brav und pünktlich ab, und von der Rosamunde sprechen, hieß von da ab schon, für immer und für ewig, Schuberts schöne biedermeierliche Klänge im Gesamtverhältnis zu dem insgesamten Werklein, das von Helmina von Chezy stammte, vollbrüstig zu meinen. Ja, die übergeistig anmutende Vorlage, das Schauspiel sozusagen (Schuberts Auftrag war das Zuliefern von Zwischenspielen und Begleitmusiken), fiel karachomäßig durch, weil es nicht mal den Leuten damals recht gefiel; ja und der Allgemeingeschmack, also was dieses Bühnenzeug von damals so betrifft, war schon bemerkenswert in seiner Schlichtheit; nein, wir wollen uns hier nicht mokieren, heute sieht es auch nicht so viel anders oder besser aus als damals, nur: der allgemeine Rezipient, und im Vergleich zu damals, ist halt heute außerdem dann noch eventlastig; nicht mehr, nicht weniger... Und Dorothea Diekmann fasste im Programmheft der Berliner Philharmoniker sehr hübsch und allerliebst den Plot von Rosamunde so zusammen:

"Rosamunde, eigentlich Prinzessin von Zypern, wurde auf Wunsch ihres Vaters incognito von der Witwe Axa zur Hirtin erzogen und soll nun, nach vollendetem 18. Lebensjahr, sich dem Volk zu erkennen geben und die Regierung antreten. Fulgentius, der bis dahin als Statthalter über Zypern herrschte und dies auch weiterhin zu tun gedenkt, ist wenig erbaut über die tot geglaubte Konkurrenz und versucht durch Intrigen allerlei Art, die Sache zu hintertreiben. Am Ende stirbt er, nach unerhörten Verwicklungen, an eben jenem Gift, das er Rosamunde zugedacht hatte."

So ist es also völlig wurscht, in welcher Ab- und Reihenfolge Schuberts zugelieferte Musiken (7 = Mindestzahl) im Nachhinein erklingen. Wurschter noch als wurscht, denn um das grauenhafte Chézy-Schauspiel ist das Mäntelchen des Schweigens vornehm und dezent geworfen worden. Es gibt also "nur noch" Schuberts Rosamunde, und sonst nix!

Claudio Abbado - der in jedem Mai ans Pult seiner Berliner Philharmoniker zurückkehrt - arbeitete seine Sicht der Dinge mit dem Rundfunkchor Berlin, der mehr noch unmystisch als waldromantisch klang, sehr bodenständig ab. Und er erspart uns auch die üblichen Umrahmungen mit den zwei "fremden" und gewiss sehr schönen Ouvertüren zu Alfonso oder Zaubergeige, also blättert er bewusst und völlig unsentimental in der an sich ganz losen Partitur und schließt sie schlicht und einfach mit dem accapellaartig anmutenden Jägerchor: Punkt, Aus. Man kriegt dann schon, und ausgerechnet hier, die todschwangere Herbstlichkeit bei Schubert mit...


* * *

Konzert für fünf (UA):

Die Berliner Philharmonischen Bläsersolisten sind Andreas Blau, Albrecht Mayer, Wenzel Fuchs, Stefan Schweigert und Radek Baborak. Für sie hat Siegfried Matthus - und man sieht ihm seine 75 überhaupt nicht an (ich hatte mal mit ihm, vor 30 Jahren, während einer Kurswoche für zeitgenössische Musik in Gera-Kaimberg, ein Gespräch für eine DDR-Zeitung gemacht; da sah er damals schon "genauso" akademisch-jugendlich wie heute aus) - ein Auftragswerk geschrieben, und es heißt Konzert für fünf. Er gibt hier, und im Sinne und "zu Diensten" aller oben angesprochenen Instrumentalsolisten, seinem Affen richtig Zucker. Die Besetzung des Orchesters, also "ohnehin", ist groß und kräftig (nach der Pause spielten die Berliner Philharmoniker, in fast der gleichen Stärke, Szenenauszüge und Schluss aus Götterdämmerung; und Matthus ist erklärter Wagnerianer). Ja und außer dass dem Bläserquintett exklusives, witziges, artistisches und wohlklangiges Spielen abgefordert sein sollte und abgefordert wurde, war man auch der Live-Zeuge von allerschönsten Solo-Neben-Auftritts der Trompete oder Tuba... und der Pauken sowieso; Sir Simon Rattle, der in seinen jungen Jahren selbst mal Pauker war, hatte sich nebens Dirigierpult auch drei Pauken stellen lassen, wo er also höchstpersönlich seine Klöppel wirbelte - ein Primagag gleich zu Beginn!

Matthus gilt sicher dann als einer der beständigst arbeitenden Komponisten unsrer Tage, er wird weltweit aufgeführt; eines von seinen "Publikumsstücken" ist Der Wald, es ist nicht anbiedernd geschrieben, aber es gefällt sowohl den Solointerpreten (Pauker) wie den Hörern immer wieder und ganz allgemein: s o komponieren muss man können!

Es gibt wichtige und sehr berühmte Opern von ihm: Cornet, Judith, Mirabeau, Desdemona etc. pp. Sie fanden, vor und nach der sogenannten Wende, unter unvergesslichen Regiehandschriften statt; die Berghaus, Kupfer, Friedrich inszenierten sie.

Die Kammeroper Rheinsberg schätzt sich glücklich, Siegfried Matthus seit der Gründung dieser Spielstätte für Nachwuchsinterpreten aus der ganzen Welt, als ihren nicht nur künstlerischen Boss zu haben; und man kann ihn (Matthus) überall, bei allen internationalen Festivals oder Premieren, unter Zuschauern entdecken; wie er sucht und sucht und sucht... und sicher immer wieder findet; also ist er auch, was heute (und bei Künstler's) nicht so selbstverständlich ist: ein Menschenliebhaber und Menschenfreund.

Frenetische Begeisterung nach Matthus' Uraufführung!!!


Andre Sokolowski - 29. Mai 2009
ID 4324

BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 22.|28.05.2009)

22. Mai 2009:
Schubert, ROSAMUNDE
Mahler, LOB DES HOHEN VERSTANDES / WO DIE SCHÖNEN TROMPETEN BLASEN / RHEINLEGENDCHEN
Debussy, LA MER
Angelika Kirchschlager (M)
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Simon Halsey)
Dirigent: Claudio Abbado

28. Mai:
Matthus, KONZERT FÜR FÜNF (UA)
Wagner, AUSZÜGE AUS "GÖTTERDÄMMERUNG"
Berliner Philharmonische Bläsersolisten:
Andreas Blau (Flöte)
Albrecht Mayer (Oboe)
Wenzel Fuchs (Klarinette)
Stefan Schweigert (Fagott)
Radek Baborak (Horn)
Katarina Dalayman (S)
Karen Cargill (A)
Dirigent: Sir Simon Rattle


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de




  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)