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DER 100. PSALM /

EIN HELDENLEBEN



Max Reger (1873-1916) auf einer Postkarte um 1910 - Fotoquelle: Wikipedia



Von Max Reger, der nur 43 Jahre alt geworden war und sich (der Grund für sein zu frühes Ableben) de facto tot gesoffen hatte, existieren grade mal drei Werke, die im heutigen Konzertbetrieb "noch" hie und da präsent sind: seine Mozart-Variationen, seine Hiller-Variationen oder seine (Orgel-)Phantasie und Fuge über den Namen B.A.C.H. - mehr nicht.

Da muss es nachgerade jetzt als Sensation bezeichnet werden, dass das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - vielmehr jedoch der Rundfunkchor Berlin (Choreinstudierung: Michael Gläser) - Regers 100. Psalm am letzten Sonntagabend aufführte; das mitgeschnittene Konzert könnte am 24. Februar um kurz nach 20 Uhr auf rbb-kulturradio noch einmal nachzuhören sein - vielleicht auch mit dem dreinschlagenden Halleluja-Brüller eines außer Rand und Band geratenen Konzertbesuchers, der sich, kaum dass Dirigent Marek Janowski seinen Taktstock senkte, zu dem epileptischen Entgleisungsakt hinreißen ließ; man war, als sozusagen Unbeteiligter, etwas frustriert und wusste in dem Augenblick nicht so genau, ob nun vielleicht gar (s)eine Bombe, die der Enthusiast um seine Taille hätte tragen können, hoch geht oder was auch immer; jedenfalls: so eineindeutig-harmlos war der Grad der "ungeheueren" Begeisterungsattacke dieses fremden Menschen auch nun wieder nicht...

Das knapp 40minütige Chor- und Orchesterwerk von Reger ist in seiner exzessiv-pompösen Einfallslosigkeit gewiss unüberbietbar - und sein Komponist hatte es wohl, als eine Art von Dank- und Auftragsgabe anlässlich seiner Dr. h. c.-Ernennung (Uni Jena, 1908) rauschhäftig zu Papier gebracht; fürwahr klingt es zwar keinesfalls banal, nicht so banal wie sein Konzept ("Ein feste Burg ist unser Gott" hat schon ganz andere und wesentlichere Musik des 19. und 20. Jahrhunderts musikalisch kulminieren lassen, als ein Beispiel nur), denn die für Reger oft so typischen und gut gesetzten Fugen waren auch in diesem Opus zweckbestimmend aufnotiert gewesen. Dennoch: Es gab wahrlich keinen nennenswerten Grund, sich bis zu diesem Tag des 100. Psalms über Gebühr hinaus im Künstlerischen zu bemächtigen.

Grandioser Chorgesang, grandios spielendes RSB!!


* * *


Nicht ganz so selten (s. o.) wird Ein Heldenleben konzertiert. Die groß dimensionierte Tondichtung von Richard Strauss hört sich mitunter - und im Gegensatz zum viel, viel "feinsinnigeren" Tod und Verklärung beispielsweise (wo es auch um so einen fiktiven Helden geht) - schon scheußlich an; ein grauenhaftes Schlachtgetümmel mit kandierten Kitscheinlagen; so was liegt natürlich Daniel Barenboim, der momentan mal wieder mit dem Einstudieren einer neuen Götterdämmerung (Premiere im Schiller Theater: 3. März) zuwerke ist; vom Wagner hin zum Strauss waren schon immer vielfach ausmachbare Linien zu erdeuten... Hat der Maestro überhaupt schon mal besagtes Werk (Ein Heldenleben) mit der Staatskapelle aufgeführt? [Ich jedenfalls war nicht dabei.]

Einziger Lichtpunkt - und als hörerische Wonne ohnegleichen - dürften die vom Komponisten in der ausuferndsten Raffinesse und mit fast schon Rosenkavalierischem Esprit herbeigelichterten Passagen für die Solo-Violine sein; den anspruchsvollen Part tat Wolfram Brandl absolvieren, dem für seine unaufdringlich-ausgewog'ne Interpretation frenetische Begeisterung nach Stückende zuteil geworden war.

Ansonsten lastete dem Ganzen etwas allzu Grobschlächtiges an, was wiederum vor allem diesem (allzu grobschlächtigen) Stück zu schulden war und ist - vermuten wir mal ganz, ganz großzügig.

Streicheleinheiten - nach getaner Arbeit - für den Barenboim, der sichtlich stark gelitten haben muss; eine Orchestermusikerin sagte mir während des Heimwegs auf der Straße, als ich vorsichtiger Weise danach fragte, dass der Maestro an den Folgen eines Sturzes laborieren würde; und er hatte Schmerzen, aber was für welche, und dann so ein Krafteinsatz hinzu:

Was für ein Held! Hut ab!!




Ein Heldenleben von Richard Strauss (Seite aus einem Skizzenbuch) - Fotoquelle: Richard-Strauss-Institut


Andre Sokolowski - 11. Februar 2013
ID 6554
RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 10.02.2013)
Strawinsky: Psalmensinfonie
Berg: Drei Orchesterstücke op. 6
Reger: Der 100. Psalm
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Michael Gläser)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski
http://www.rsb-online.de


STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 11.02.2013)
Mozart: Klavierkonzert B-Dur KV 595
Strauss: Ein Heldenleben
Staatskapelle Berlin
Dirigent und Solist: Daniel Barenboim
http://www.staatskapelle-berlin.de



http://www.andre-sokolowski.de




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