Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Feuilleton


26. Januar 2012, Staatsoper im Schiller Theater

MONTEZUMA



Das ist Michael Hofstetter, der Dirigent der konzertanten Aufführung des MONTEZUMA an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) W. Kmetitsch


Pflichtkür für F II

Gestern Abend gab es für die Staatskapelle Berlin so eine Art von Pflichtkür abzuleisten, denn:

Friedrich der Große (1712-1786), ihr Quasimitbegründer, hatte dieser Tage seinen 300. Wiegentag - bei Wikipedia wird der Kontext so gesehen: "Im Jahr 1570 wird zum ersten Mal die Kurfürstliche Hofkapelle erwähnt, die den Grundstein des heutigen Orchesters legte. Mit der Ernennung des Brandenburgischen Kurfürsten zum König von Preußen wurde das Ensemble 1701 in Königliche Kapelle umbenannt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste es etwa 30 Musiker. Nach einer vorübergehenden Umwandlung in ein militärisches Orchester, werden die Musiker 1741 durch Friedrich den Großen mit dem Orchester aus Rheinsberg zusammengeführt. Diese königliche Hofkapelle zu Berlin bestreitet daraufhin die Eröffnung der Lindenoper 1742..." - also war dieses zum allgemeinen Festgeschehen nachträglich Gespielte prinzipiell wohl angebracht; man wählte Montezuma, was vom Komponisten Graun auf einen Text Friedrichs des Großen hergestellt war.

Und der (Friedrich-)Text ist freilich weniger durch seine literarische als vielmehr "funktionierende" Idee und Qualität markant. "Da Friedrich II. mit Montezuma als Librettist in Erscheinung tritt, wird nicht nur ein politisch motivierter, philosophischer Bildungsauftrag des Königs transportiert, sondern es wird dem angestrebten Profil des omnipotenten Herrschers auch noch eine weitere Facette hinzugefügt", stellt Lena van der Hoven im Programmnheft fest - zudem schließt sie sehr richtig: "Mag sich Friedrich II. auch wünschen, dass der Philosoph vom Fürsten in ihm geschieden wird, so legitimiert er seine Herrschaft innerhalb seines Repräsentationsgeflechts doch auf einer philosophisch-aufgeklärten Basis - seine Omnipotenz ist 'die Frucht einer Freiheit, die sich auf der Vernunft gründet'."

Soweit also das eigentliche Ur-Motiv für diese ausgegrabene und konzertant gebotne Oper Montezuma rund ums Jubiläum des F II.

* * *


Michael Hofstetter, ein allseits ausgewiesener Experte für historische Aufführungspraxis, hatte die nicht leichte Aufgabe, ein, insbesondere was Das (= historische Aufführungspraxis) betrifft, recht ungeübtes Vorzeigeorchester - in dieser Spielzeit glänzt die Staatskapelle halt nun mal besonders als ein Bruckner pur darbietender Großapparat - mit Graun-Musik um 1750 rum zu infiltrieren, zu begeistern und zu dirigieren. Das gelang ihm respektabel; ja und die auf eine respektabele Kammerorchesterstärke reduzierte Staatskapelle machte ihre Sache respektabel-gut.

Von dem Solistenensemble - sicherlich vom Teuersten und Feinsten, was es derzeit gibt - ragten natürlich die zwei Kontrahenten aus dem Montezuma-Stück (der Montezuma und der Cortes) kräftig raus; Vesselina Kasarova und Michael Maniaci lieferten sich auch dann kräftig-klingende Koloraturen. / Als die aufgehende Sonne sowie wetterleuchtenes Ereignis schlechterdings muss unbedingt Anna Prohaska (die die Eupaforice interpretierte) überschwänglich-lobend nachbereitet sein; ihre Gesamtpräsenz sowohl als Stimmenwunder wie als intellektuelle Rollendeuterin ist nazu fast unbeschreiblich. Bleib uns bloß noch bisschen hier, in der Provinz Berlin, erhalten, eh' du uns auf Nimmerwiedersehen ganz verlässt!! // Zweiwas (ver)störte ungemein: Der Chor der Deutschen Staatsoper Berlin, der grade mal zwei kleine Auftrittsnummerchen zum Besten gab, polterte seine Miniparts mit vielzu großer Eigenwucht daher; die Hälfte der Besatzung hätte dicke ausgereicht... Und Schauspieler Klaus Schreiber, der vom Rednerpult aus quasi durch die Handlung dieses fraglichen Historienschinkens führte, kam mit seinen Conferencen nicht viel mehr als nervend an; so etwas in der Art hätte man sich vielleicht noch zu der Lebzeit Loriots gewünscht gehabt.

Ihr hättet, was mir ganz spontan so einfällt, besser euer Händel-Oratorium (Il Trionfo) konzertant - stattdessen aber diese Graun-Oper jetzt szenisch bieten sollen; über's Friedrich-Jubiläum hättet ihr dann auch bestimmt Sponsoren hierfür aufgetrieben. Montezuma schreit geradezu nach Bild und Bühne!


Andre Sokolowski - 27. Januar 2012
ID 00000005713
MONTEZUMA (Staatsoper im Schiller Theater, 26.01.2012)
TRAGEDIA PER MUSICA VON CARL HEINRICH GRAUN
Konzertante Aufführung

Montezuma ... Vesselina Kasarova
Eupaforice ... Anna Prohaska
Tezeuco ... Kenneth Tarver
Pilpatoè ... Florian Hoffmann
Erissena ... Adriane Queiroz
Ferdinando ... Cortes Michael Maniaci
Narves ... Ann Hallenberg
Klaus Schreiber als Sprecher
Chor der Deutschen Staatsaoper Berlin
(Choreinstudierung: Piotr Kupka)
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Michael Hofstetter
In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Institut für Musikforschung (SIM)


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


Unser besonderer Tipp zum diesjährigen Friedrich-Jubiläum:



  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)