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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

Die Neffen-

Story



Das ist Beethoven - wer sonst!

Kaspar - einer der Brüder Ludwig van Beethovens (1770-1827) - stirbt an Schwindsucht. Noch am Sterbebett trotzt Beethoven die Vormundschaft für Karl, den Sohn des Bruders, ab; Karls Mutter, meinte Beethoven, wäre ein liederliches Luder und für die Erziehung ihres Sohnes völlig ungeeignet oder so...

Fünf Jahre ziehen die Beteiligten einer verwandschaftlichen Posse sondergleichen vor Gericht; Karl ist das Opfer, er ist immer zwischendrin, mit 20 macht er einen Suizidversuch...

Vor seinem eignen Tod muss Beethoven so eine Art Verzichtserklärung unterschreiben, wonach Karl der leibhaftigen Mutter wieder zugesprochen würde oder so oder so ähnlich...

Was für'n Chaos!!!

Heute, wo wir dieses Alles wissen - und das Überlieferte ist immer, wenn es nicht durch Lebende bestätigt werden könnte, Halbwissen - darf neugieriges Fragen angesagt sein: War gar Beethoven vielleicht, in Konkurrenz zum Bruder, damals selbst ins liederliche Luder arg verliebt? Oder liebte er ihren Sohn in einer abgottartigen Verzückung, dass es hierfür keine Worte gibt?? Fazit war, ist und bleibt: LOVE mischte sich ins Spiel... und setzte Kreativitäten frei:

Missa solemnis würde irgendwie als zeugenschweres "Dokument" in puncto Karl & Beethoven verstanden werden können - meinte seiner Zeit auch Harry Goldschmidt, ein Experte. Von ihm stammte eine diesbezüglich (Karl & Beethoven) gemeinte Analyse jener Missa, die er schon vor 35 Jahren für ETERNA anfertigte und die jetzt das RSB-Programmheft nachzudrucken sich zurecht bemüßigt zeigte.

Also nicht nur dass dann Beethoven im absoluten Taubheitszustand dieses ungeheuerliche Werk, das zu den besten und den letzten seines Oevres zählt, herniederschrieb - auch dass es unter diesen Dauerzuständen von Leid & Liebe so entstand und nur entstehen konnte, kriegen wir (die Hörer, Leser und Erleber dieses Werkes) nachträglicher Weise mit.



Das ist Wolfgang Reichman, der im Spiefilm Beethoven, die ganze Wahrheit (s. Cover) einen überbordend tollwütigen Maestro vorführt, welcher einzig und allein wegen dieser verheerenden Geschichte mit dem Neffen Karl - in diesem Film gespielt vom wunderschönen Dietmar Prinz (auf diesem Cover leider nicht zu sehen) - zu so Höchstleistungen wie, zum Beispiel, seiner MISSA SOLEMNIS befähigt gewesen wäre... und obgleich in diesem Spielfilm keine Rede von ihr ist.



Man hält es nicht für möglich, zu welcher Ballkraft und Gewuchtung die menschliche Stimme befähigt ist. Ein Sonderfall der Multiplikation lieferte uns der Rundfunkchor Berlin (Choreinstudierung: Simon Halsey)! Missa solemnis - ein nicht weg zu denkendes Standardwerk in dem Repertoire des Corpus magnus - trat, als Live-Beispiel, den schlagenden Beweis der Richtigkeit unserer These (s. o.) an.

Marek Janowski hat den Chorpassagen - und das Werk besteht nun mal fast nur aus Chor - verblüffende Ideen abgeluchst: Mitunter lässt er dann den Apparat, an Stellen wo es völlig unerahnbar ist, aus leisem "Hinterhalt" hin zu entweltlichtem Gekrachtsein vorpreschen; ja und der Rundfunkchor Berlin folgt ihm da, klug und weise, auf das Wort.

Das Solistenquartett erwies sich, in der stimmlichen Zusammenführung, als ein Wunder wohl an sich: Noch nie zuvor war mir die Altstimme von Iris Vermillion, zum Beispiel, derart manifest und eindrucksvoll erschienen wie an diesem Abend; sie singt mehr noch Oper als Konzert, daher. Aber auch Nylund oder Selig - beide sind (freilich nicht nur) im Wagnerfach zuhause - fügen sich in das sehr stimmenmächtige Gewerk der MISSA adäquater Weise ein. Mark Padmore, den wir vor paar Tagen erst als einen unvergesslichen Evangelisten in der Matthäuspassion am gleichen Ort erlebten, hauchte Allem letztlich Seele ein; und sein Tenor hat einen unnachahmlich austretenden Schmelz und ist doch gleichsam unsentimental in einer fast schon zu-schockenden Heiligkeit...

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ist auf einem Niveaustand angelangt, den es durchaus dann "genreführend" - und selbstredend nicht nur wegen des von ihm jetzt abgespielten/abzuspielenden Beethoven-Zyklus - auszuweisen in der Lage wäre.

Und wir staun(t)en Bauklötzer.



Marek Janowski - Foto (C) Feix Broede


Andre Sokolowski - 5. Mai 2010
ID 4622
Beethovens MISSA SOLEMNIS (Philharmonie Berlin, 04.05.2010)
Camilla Nylund | Sopran
Iris Vermillion | Alt
Mark J. Padmore | Tenor
Franz-Josef Selig | Bass
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Simon Halsey)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski


Weitere Infos siehe auch: https://www.rsb-online.de


https://www.andre-sokolowski.de



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