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Premierenkritik

Laufenberg, ein Wellensittich und

Die Macht des Schicksals

LA FORZA DEL DESTINO an der Oper Köln

Mit zwei anrührenden Grundmomenten hatte dieser Spielzeit-Eröffnungsabend in der Kölner Oper am Dom (auch Blaues Zelt genannt) gleich nacheinander aufzuwarten:

Erstens flammte eine Art von Sympathiebekundung auf, als so ein Publikumsvertreter plötzlich "Bravo, Herr Laufenberg!" ins weite Rund gerufen hatte. Selbiger - der neulich erst gechasste Uwe Eric Laufenberg (und wir erinnern uns an ihn als einen der umtriebigsten und innovativsten Intendanten, die es jemals je in Köln gegeben hat) - wurde dann also unvermittelt hier an Ort und Stelle "zufällig" gesichtet und beklatscht; nur Recht so! Und dem Quander, der bei der Premiere pflichtanwesend war, muss das Gesicht in diesem Augenblick wohl eingeschlafen sein - die Re-Bewusstwerdung des Demütigenden: Erst muss die Stadt die fristlos ausgesprochne Intendantenkündigung zurücknehmen, und schließlich sieht sie sich sogar gezwungen, ihrem Delinquenten eine sechsstellige Euro-Abfindung zuzugestehen; alles irgendwie dann kaum noch nachvollziehbar; "Relationen" = Fremdwort.

Zweitens wurde das als mitwirkender Wellensittich leider nicht auf dem Programmzettel erwähnte Vögelchen im Käfig - von Altistin Andrea Andonian, als die Leonora impulsiv und hitzig beim Heruntereilen auf der Treppe fast auf es getreten wäre, geistesgegenwärtig aus dem Weg geräumt - vorm Tod bewahrt...

Ja und zudem gab es dann auch noch die Premiere-Vorstellung an sich - Verdis Die Macht des Schicksals, ein unsäglich grauenhaftes Stück mit einer allerdings mitunter weniger unsäglich-grauenhaften aufbrausenden, schönen und bestürzenden Musik. Besonders dann der eigentliche Hit von dieser (ganz zurecht sehr selten aufgeführten) Oper wurde zum Triumph für die Protagonistin Adina Aaron, die wunderbar die Leonora sang.

Das Szenische von diesem stückmäßigen Unsinnsding - der heimliche Geliebte der Geliebten ("entstammt der Verbindung eines spanischen Würdenträgers in Peru mit der Tochter des dortigen Inka-Königs und gilt somit als 'Halbblut'" - s. Programmheft) tötet unbeabsichtigterweise deren Vater, als der sie mit ihm erwischt; der Bruder der Geliebten kriegt die Vatertötung und die Liebschaft seiner Schwester mit und ist fortan auf einem permanenten Rachefeldzug gegen den Geliebten der Geliebten, den er schließlich und in einem mehrfach eingeforderten und angekündigten Mann-gegen-Mann-Kampf tötlich niederstreckt; so muss auch dann die Schwester des Bruders, also die Geliebte des Geliebten, letztlich daran glauben usw. usf. - hatte der einen Ruf zu verteidigen habende Olivier Py zu verantworten. Wobei seine Ideen nicht einem vereinleuchtenderen Behuf gedankt gewesen waren. Dass der Geist des Vaters (Dirk Aleschus) bis Stückschluss durch die Szene stakt, oder dass Leonora zugeweißter Weise ihre schöne "Pace, Pace"-Arie singen musste (wie als ob sie ihre Quark-Maske, die ihr vielleicht von einer Schönheitsfarm relaxerhaft empfohlen wurde, noch nicht wieder abgewaschen hätte) - mag regielich zwar ein bisschen auffällig, jedoch nicht wirklich einleuchtend gewesen sein.

Vielleicht wäre über das großdimensionale Bühnenbild, wo sich gigantische Kulissen ganz im Hintergrund von links nach rechts (auf einer Drehbühne) herein-/herausbewegen, lohnender zu sprechen; die architektonischen Ideen hierzu hatte Pierre-André Weitz! Aber auch dieser imposante Aufbau konnte einer kurzweiligeren Begegnung mit dem langweiligen Stück nicht förderlicher sein.

Rein musikalisch (Dirigent: Will Humburg) gingen spürbarste Impulse vom Orchestergraben (Gürzenich-Orchester Köln) sowie dem von Andrew Ollivant einstudierten Chor und Extrachor der Oper Köln aus.

Sängerisch wie darstellerisch rückte dann noch Patrick Carfizzi (als Fra Melitone) in den Fokus.

Dalia Schaechter war ein marketenderisches Luder allererster Sahne - schade auch, dass sie dann von den Schergen (der Regie) nach ihrer schmissiglichen "Rataplan"-Einlage mir nichts dir nichts abgeknallt wurde...

Anthony Michaels-Moore (als Carlo) und Enrique Ferrer (als Alvaro) hatten jeweils mit den Stimmen arg zu kämpfen.

Für das anstehende Verdi-Jahr 2013 hätte man sich einen mehr verträglicheren und, vom Stück her, leicht plausibeleren Brocken wählen können.





(C) http://www.operkoeln.com

Andre Sokolowski - 17. September 2012
ID 6215
LA FORZA DEL DESTINO (Oper am Dom, 16.09.2012)
Musikalische Leitung: Will Humburg
Inszenierung: Olivier Py
Bühne & Kostüme: Pierre André Weitz
Licht: Bertrand Killy
Dramaturgie: Georg Kehren
Chorleitung: Andrew Ollivant
Besetzung:
Il Marchese di Calatrava ... Dirk Aleschus
Leonora di Vargas ... Adina Aaron
Don Carlo di Vargas ... Anthony Michaels-Moore
Alvaro ... Enrique Ferrer
Padre Guardiano ... Liang Li
Fra Melitone ... Patrick Carfizzi
Preziosilla ... Dalia Schaechter
Mastro Trabuco ... Ralf Rachbauer
Alcalde ... Young Doo Park
Chirurgo ... Leonard Bernad
Curra ... Andrea Andonian
Extra Chor & Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere in der Oper am Dom war am 16. September 2012
Weitere Termine: 18. - 20., 22., 23., 25., 26., 28. - 30. 9. / 3. 10. 2012

Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.com


http://www.andre-sokolowski.de



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