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Besprechung

KÖLNER MUSIKNACHT 2011 - vier Konzerte bei Klaviere Then

MAM. manufaktur für aktuelle Musik /
Le Quatuor Romantique /
Dorothea Sidow / Markus Märkl /
Ensemble Klang Köln




Über 100 Konzerte verzeichnete die diesjährige KÖLNER MUSIKNACHT. An mehr als 25 Orten spielten in der Stadt beheimatete oder ansässige Musikerinnen und Musiker. Wir waren bei vier Programmen in Klaviere Then zugegen - hier die Impressionen:

Die von Susanne Blumenthal geleitete MAM. manufaktur für aktuelle musik - sie setzt sich aus ehemaligen Mitgliedern des Frankfurter Ensemble Modern zusammen - spielte vier zeitgenössische Werke von Morton Feldman (Durations), Brian Ferneyhough (Cassandra's Dream Song), Trevor Baca (Lidércfény) und Paul Hübner (Nachttisch); letzteres als in Auftrag gegebene Uraufführung. Dieses Stück ist "für vier Spieler + Tonband" komponiert; Susanne Blumenthal, die es von ihrem iPhone aus koordinierte, machte vor der Darbietung auf den benutzten Text nach Theodor Adornos Traumprotokollen aufmerksam; der Philosoph hätte es irgendwann in seinem Leben angefangen, sich die Träume tagtäglicher Weise aufzuprotokollieren, und in dem konkreten Beispiel wäre dann ein Wort gefallen (hab' ich schon vergessen; es klang zu absurd), worum es in dem witzig-schönen und mit satter Ironie gespickten Hübnerischen Nachttisch letztlich ging...

*


Le Quatuor Romantique sorgte dann für exklusiv-gediegene, um nicht zu sagen extraordinär-gehob'ne Unterhaltung. Sein Programm unter dem Titel "Schwanengesang", womit es jüngst beim MAFestival in Brügge/Lissewege einen triumphalen Eindruck hinterließ, ist also auf die jeweils letzten Worte der von ihm bevorzugt hinterfragten Komponisten (Tschaikowski, Schubert, Wagner, Saint-Saens und Ponchielli) ausgerichtet. Die Besetzung sorgt dann immer wieder, wenn man diese Gruppe sieht, allein für optische Verwunder- und Begeisterung; neben den beiden Streichern (Violine, Cello) und einem Klavier gibt's ein Harmonium (gespielt von Joachim Diessner, dem Gründer der Formation), ja und der Sound im Ganzen hat dann schon was "Orchestrales"; die Akustik im Klavierhaus Then kommt diesem spielerischen Unterfangen sehr entgegen. Und gottlob flog dem Cellisten, dem die A-Saite des Instruments beim letzten Stück aus Ponchielli's Gioconda plötzlich riss, das Ding nicht schon beim eigentlichen Hit des Abends (Saint-Saen's Schwan) um seine Ohren; jedesmal, wenn wir Edward John Semon dieses so vermeintlich rührselige Stückchen spielen hören, fühlen wir uns wundersam durch ihn entkitscht und kriegen sonach eine bodenständig-diesseitige gute Laune. So auch jetzt.

*


Grenzwertig, was den heutigen Geschmack - von wegen "Kitsch" - betrifft, erschienen uns dann allerdings die acht von Dorothea Sidow (Rezitation) und Markus Märkl (Klavierbegleitung) offerierten "romantischen Melodramen für Sprecherin und Klavier". Es handelte sich hier um Kompositionen Busonis, Schumanns, Reineckes, Strauss', Liszts und Schuberts nach Balladentexten Shelleys, Heines, Uhlands, Lenaus, Bürgers und Pratobeveras. Die Auswahl vermittelte dann schon einen sehr imposanten Querschnitt dessen, was im 19. Jahrhundert in Musiksalons so vor sich ging; ja, Markus Märkl verwies dann auch in seinen kurzen einführenden Worten folgerichtig auf den Unterschied von früher zu heute - würde man sich heute also, falls man sich "erschauern" lassen wollte, einen Horrorfilm hereinziehen, so war man früher (in Musiksalons, zum Beispiel) halt auf Selbstgemachtes angewiesen oder so. Die Texte jedenfalls haben einen doch ziemlich starken Trieffaktor in puncto Gruseliges, und obgleich sie schon von absoluten Könnern ihres Fachs geschrieben worden waren/sind; Sidow und Märkl transportierten diese unwirklich-plüschstickige Gesamtgefühlslage ambitioniert zum Publikum.

*


Mit einer schier lichtalbenen Verlautbarung - den Unkenrufen Thomas Mombaur's - schloss dieser lange Abend bei Klaviere Then. Die Uraufführung dieses Werkes für Fagott und Klavier gestaltete sich auch zu einem interpretatorisch anspruchsvollen Fest fürs Auge und fürs Ohr. Und Theo Plath, der junge Fagottist, benötigte allein acht Notenpulte, um sich dann mit seinem Instrument quasi von A bis Z des für ihn aufnotierten Parts (man klebte die Notenblätter zu einer überdimensional-breiten Fahne zusammen) von ganz rechts bis ganz ganz links fortzubewegen... Und was er Alles, und mit welchem atmerischen Kraftaufwand, aus dem Fagott hervorzauberte und hierdurch diesem so hochbrillanten Stück die erste Weihe gab: phänomenal!!! Die Leute tobten vor Begeisterung.


Andre Sokolowski - 11. September 2011
ID 00000005375
KÖLNER MUSIKNACHT 2011 (Klaviere Then, 10.09.2011)

MAM. manufaktur für aktuelle musik (18 Uhr)
Gregor Schulenburg – Flöten
Shin-Hye Park – Violine
Yen-Ting Liu – Violoncello
Daniel Lorenzo – Klavier
Paul Hübner – Tonband
Leitung: Susanne Blumenthal
http://www.susanneblumenthal.com

Le Quatuor Romantique - „Schwanengesang“ (19 Uhr)
Anton Teslia a. G. - Violine
Edward John Semon – Violoncello
Joachim Diessner – Harmonium
Markus Märkl – Klavier
http://www.quatuor-romantique.de

„Romantische Melodramen für Sprecherin und Klavier“ (20 Uhr)
Dorothea Sidow – Rezitation
Markus Märkl – Klavier

Ensemble Klang Köln (21 Uhr)
Marlene Mild - Sopran
Barbara Rosnitschek - Flöte
Theo Plath - Fagott
Claudia Schott, Ralf Soiron, Thomas Mombaur - Klavier
http://www.klang-koeln.de



Siehe auch:
http://www.koelner-musiknacht.de


http://www.klaviere-then.de



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