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Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)


Das erste FrühStück – Die Feen (Oper Leipzig)



Wagners Die Feen an der Oper Leipzig - Foto (C) Kirsten Nijhof



Wenn Sie als Wagnerianer wählen könnten zwischen einer szenischen Aufführung in einem richtigen Opernhaus und einer konzertanten Wiedergabe in einem geschmacksneutralen, akustisch bedenklichen Multifunktionsklotz - wofür würden Sie sich entscheiden? Und jetzt achten Sie mal auf die Preise: Für 73 € können Sie in der Oper Leipzig auf dem besten Platz sitzen. Damit Sie diesen in der Oberfrankenhalle einnehmen dürfen, müssen Sie sage und schreibe 300 € hinblättern. Freilich gilt diese Summe nur für die konzertant dargebotenen Feen. Die Karten für Rienzi und Das Liebesverbot enthalten einen zusätzlichen Inszenierungsaufschlag und kosten sogar bis zu 520 €. Dem gegenüber ist selbst der Salzburger Parsifal unter Christian Thielemann ein echtes Schnäppchen. Offenbar dachte die BF Medien GmbH wirklich, dass man aufgrund des Wagner-Jahres diese unverschämten Preise verlangen kann. Was allerdings nicht so recht ins Bild passen will, schon gar nicht für die Bayreuther Festspiele: Für jede Vorstellung und alle Preisklassen sind derzeit Karten erhältlich. *)

Egal. Zurück zum jungen Richard. Für seine erste vollendete Oper bediente er sich großzügig bei den lieben Kollegen, nahm aber auch vieles vorweg, was später von ihm folgen sollte. So schleicht sich Webers Freischütz in die Auftrittsarie des Tenors, fliegt der Holländer durch den ersten Akt, schaut Tannhäuser im zweiten vorbei. Auch Gluck, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Marschner und Lortzing klingen an, aber dem Stück fehlt Stringenz, steht die ganze musikalische Architektur auf ziemlich wackligen Beinen. Dennoch: Was das Gewandhausorchester unter Ulf Schirmer hier aus dem Graben zaubert, ist klangpraller, flink gespielter und durchaus hörenswerter Wagner. Gesanglich setzt sich Christiane Libor mit großem Abstand an die Spitze: Was für ein herrlich sich aufschwingender, in allen Lagen tragfähiger und lyrisch versierter Sopran.

Zur Inszenierung: Zunächst wohnen wir einer kleinen Familienfeier bei, bis Papa die Ausübung seiner freizeitlichen Aktivitäten von der Küche in den Bereich des Wohnzimmers verlagert. Dazu muss er durch die Diele. Papa schaltet das Radio ein und findet auch prompt den Sender, der die Aufführung von Richard Wagners Die Feen live aus der Oper Leipzig überträgt. Während Mutti die Familie verabschiedet, das bisschen Haushalt schmeisst und sich anschließend ins Fitnessstudio verdünnisiert, fantasiert sich der Gatte in das Wagnersche Frühwerk hinein. Es sind Szenen einer Ehe, wie sie Loriot nicht besser hätte hinbekommen können. Leider geht der Regie nach dem temperamentvollen Start die Puste aus und der Abend entwickelt sich rasch zur hübsch anzuschauenden Dünnbrettbohrerei. Zusammenfassend könnte man sagen: Renaud Doucet und André Barbe mögen's bunt und lustig, auch bei der Personenführung. Vor allem die Chorregie ist zum Haareraufen. Ulf Schirmer wird’s dennoch freuen, denn diese Produktion dürfte hervorragend zu seiner Vorstellung von kulinarischem Musiktheater passen. Für ihn muss Oper nämlich gute Unterhaltung sein. Mit der Meinung steht er als dirigierender Intendant nicht alleine da. Doch wie schnell dieser Weg in eine Sackgasse führen kann, sieht man am Beispiel Simone Young in Hamburg.




*) Anm. der Redaktion:

Es gab von Seiten der Bayreuther Festspiele einige Irritation zum (angeblichen) Vorwurf des Autors, dass sich (angeblich) die BF Medien GmbH am Projekt der Frühwerke durch Festlegung erhöhter Eintrittspreise bereichern würde - ein klärendes Telefonat zwischen Katharina Wagner und unserem verantwortlichen Redakteur von heute Mittag räumte diesen (angeblichen) Vorwurf weitestgehend aus; die Festspielleitung sowie BF Medien GmbH in Einem legten Wert darauf kurz klarzustellen, dass sich keiner der Verantwortlichen am Projekt der Frühwerke bereichern würde und man - ganz im Gegenteil - aufgrund der angeworbenen Sponsoren die erhöhten Eintrittspreise festzulegen sich genötigt sah, sonst hätte man sie (= die Sponsoren) nämlich nicht für das Projekt der Frühwerke gewinnen können.

a. so. - 18.02.2013




Jean Broekhuizen, Viktorija Kaminskaite, Christiane Libor und der Chor der Oper Leipzig in Die Feen - Foto (C) Kirsten Nijhof


Heiko Schon - 18. Februar 2013
ID 6578
DIE FEEN (Oper Leipzig, 16.02.2013)
Musikalische Leitung: Ulf Schirmer
Inszenierung: Renaud Doucet
Bühne, Kostüme: André Barbe
Lichtdesign: Guy Simard
Dramaturgie: Marita Müller
Besetzung:
Der Feenkönig / Groma … Igor Durlovski
Ada … Christiane Libor
Zemina … Viktorija Kaminskaite
Farzana … Jean Broekhuizen
Arindal … Arnold Bezuyen
Lora … Eun Yee You
Morald … Detlef Roth
Drolla … Jennifer Porto
Gernot … Milcho Borovinov
Gunther … Guy Mannheim
Harald … Roland Schubert
Bote … Tae Hee Kwon
Gewandhausorchester
Chor der Oper Leipzig
Choreinstudierung: Alessandro Zuppardo
Premiere war am 16. Februar 2013
Weitere Vorstellung: 24. 2., 7. 4., 20. 4., 24. 5. 2013


Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-leipzig.de


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