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4. August 2010, Festspielhaus Baden-Baden

BERLIOZ / WAGNER

Orchestra of the Age Enlightenment / Sir Simon Rattle


Außenansicht vom Festspielhaus Baden-Baden


Vier Herzen


Bup-bup, bup-bup: Nichts anderes als Herzschläge komponierte Berlioz zu Beginn seiner Scène d’amour. Kontrabässe simulieren hier einen Puls der puren Sinnlichkeit. Denn wie heißt es so schön: Der Bass ist der Sex! Darauf setzt sich der (wunderbar virtuos aufspielende) Apparat der Streicher. Ganz behutsam, sachte, sanft - die Romantik erblüht -, und für eine reichliche Viertelstunde schweben Romeo und seine Julia durch die Welt der höchsten Lust. Dann ist schon Pause. Doch dieses Canapé macht Appetit - und eines deutlich: Das Orchestra of the Age of Enlightenment und Sir Simon Rattle ziehen am gleichen Strang. Nichts scheint beiden ferner zu liegen als Kraftmeierei oder grobe Schnitzer; Phrasierung heißt das Zauberwort. Dass dem Ohr dennoch nichts abhanden kommt, liegt wiederum an der vortrefflichen Akustik des Festspielhauses.

Zwei aus dem jeweiligen Opus heraus gelöste Liebesszenen zweier Liebespaare bilden die programmatische Klammer des Abends. Darüber kann man mosern (Stichwort: Gesamtkunstwerk), aber gerade bei Wagner kommen einzeln aufgeführte Aufzüge häufiger vor (wie etwa der immer wieder gern konzertant dargebotene erste Walküren-Akt). Nun Tristan und Isolde, sprich, Ben Heppner und Violeta Urmana. Für beide Sänger liegt der Vorteil klar auf der Hand: Kein kräftezehrendes Davor oder Danach; es kann aus vollen Rohren gefeuert werden. Die Stimme? Sitzt! Also raus damit! Urmana serviert mit heißblütiger Attacke wie geschmeidigem Glanz Hochdramatik par excellence. Ihrem Vortrag mangelt es weder an Volumen noch an Kraft - kurzum: Eine Isolde der A-Klasse. Mag ihm im Piano auch einige Male die Linie einbrechen: Ben Heppner braucht sich nicht, wie zuletzt, ins gewaltsame Stemmen der Töne retten. Sein Tenor besitzt die Durchschlagskraft und das passende Timbre für den Tristan. Franz-Josef Selig (König Marke) baut auf präzise Artikulation und dunkles Bass-Balsam, Sarah Connolly serviert eine frappierend emotionale Brangäne, Timothy Robinson entpuppt sich als solide Wahl für Melot und Kurwenal.


Nach getaner Arbeit, Alle glücklich, TRISTAN (Zweiter Akt) geschafft... - Foto (C) Andrea Kremper


Nur der angepriesene Hinweis, dass der Tristan erstmals in Deutschland unter der Verwendung historischer Instrumente erklingt, will nicht so recht überzeugen. Zwar ist ein leicht entschlackter Farbton zu vernehmen (samtiger Streicherklang, harmonisches Blech), dieser ist aber - wenn Wagner auf dem Pult liegt - bei Rattle keine Seltenheit. Was aber nicht heißt, dass die musikalische Umsetzung enttäuscht - ganz im Gegenteil. Mit flotten Schlägen reitet Sir Simon durch die Partitur, durchleuchtet die Nacht der Liebe bis in kleinste Motive, lässt das Rauschhafte, Versinkende zu. Das Orchester spielt (von einigen Ausrutschern bei den Posaunen mal abgesehen) technisch einwandfrei und mit geschärften Sinnen.


Heiko Schon - red. 11. August 2010
ID 00000004762
Orchestra of the Age Enlightenment / Rattle(Festspielhaus Baden-Baden, 04.08.2010)
Berlioz: Liebesszene aus “Roméo et Juliette” op. 17
Wagner: Zweiter Aufzug aus “Tristan und Isolde”
Besetzung:
Tristan ... Ben Heppner
Isolde ... Violeta Urmana
König Marke ... Franz-Josef Selig
Brangäne ... Sarah Connolly
Melot / Kurwenal ... Timothy Robinson
Orchestra of the Age Enlightenment
Dirigent: Sir Simon Rattle

Weitere Infos siehe auch: http://www.festspielhaus.de


Post an den Autor: hschon@kultura-extra.de



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