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Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)

29. September 2013 - Premiere an der Oper Leipzig

DAS LIEBESVERBOT ODER DIE NOVIZE VON PALERMO

Große Komische Oper in zwei Akten


Foto (C) Kirsten Nijhof/Oper Leipzig


Das zweite FrühStück

Bevor wir uns das schmecken lassen, werfen wir noch flux einen Blick auf das Geburtstagsgeschenk - das neue Richard Wagner-Denkmal. Ach, du gute Güte: Vor dem ehemaligen Stasi-Plattenbau sieht der junge Wagner wie ein Pionierleiter aus, der sein blaues, viel zu langes FDJ-Hemd aufgeknöpft und das rote Halstuch falsch gebunden hat. Man könnte ihn aber auch für Anakin Skywalker halten, dessen meterhoher Schatten die spätere Veränderung zu Darth Vader vorwegnimmt. Eine, mit Verlaub, Scheußlichkeit sondergleichen. Daran ändert auch das davor angelegte, üppigst vollgestopfte Blumenbeet nichts mehr.

An sich ist es ja eine schöne Idee, so ein Jubiläum mit einer Karnevalskomödie ausklingen zu lassen. Sobald die letzte Phrase gesungen ist, würden alle Beteiligten zum Besen greifen, das rheingüldene Konfetti sowie die letzten Zipfel der Siegfried-Wurst zur Seitenbühne wegkehren - und dann wäre auch mal genug der Feierei. Aron Stiehl hat sich dazu entschlossen, Das Liebesverbot als das zu inszenieren, was es für den alten Wagner war: eine eher peinliche Jugendsünde. Doch was den Abend erst zum Ärgernis werden lässt, ist, dass er einen überhaupt nicht zum Lachen bringt. Dafür zum Kopfschütteln. Ob man als Regisseur dieses Werk nun hintergründig komisch findet oder nicht, ob man aus dessen Querverweisen Funken schlägt oder sich über dessen Humorlosigkeit lustig macht: beide Lesarten sind möglich. Stiehl jedoch unterfüttert die Handlung mit schier unerträglichem Altherrenwitz: Da tanzt Mutter Oberin, dass der Schleier nur so wackelt (hehehe!), schwingen verärgerte Italienerinnen das Nudelholz (höhöhö!), schwuchteln gestandene Heterokerle im Leopardenfummel herum (buahaha!). Den Gag, bei dem man um drei Ecken denken muss, sucht man stattdessen vergebens. Immer wieder wird uns Deutschen unterstellt, dass wir ein höchst unlustiges Völkchen seien. Nach drei quälend langen Stunden ist man geneigt, diesem Vorurteil Recht zu geben.

Schade auch, dass so durchwachsen gesungen wird: Christiane Libor kämpft sich trotz Schnupfens beachtlich durch die Hammerpartie der Isabella; Tuomas Pursio stößt als Friedrich kleine Schicksalsschluchten auf; Magdalena Hinterdobler, Reinhard Dorn, Martin Petzold und Mark Adler bieten hingegen nicht mehr als souveränes Mittelmaß, und Daniel Kirch ist als Claudio deutlich zu schwach auf der Brust. Überrascht liest man, dass er am gleichen Haus Parsifal singen wird. Man möchte ihm Besseres wünschen. Eine sattelfeste Höhe beispielsweise.

Unter dem Dirigat von Matthias Foremny schleppt sich der junge Wagner wie ein altes Zirkuspferd über die Runden. Den humorvollen Passagen mangelt es an Zuspitzung, den dramatischen Bögen an Spannung. Vielleicht hätte man sich vorher auch nicht nochmal die Wolfgang Sawallisch-Einspielung anhören sollen. Die Oper Leipzig hatte die Chance, die Frühwerke nachhaltig wachzurütteln. Sie wurde mit Halbherzigkeit vertan.




Foto (C) Kirsten Nijhof/Oper Leipzig



Bewertung:    


Heiko Schon - 1. Oktober 2013
ID 7202
DAS LIEBESVERBOT (Oper Leipzig, 29.9.2013)
Musikalische Leitung: Matthias Foremny
Inszenierung: Aron Stiehl
Bühne: Jürgen Kirner
Kostüme: Sven Bindseil
Lichtdesign: Christian Schatz
Dramaturgie: Christian Geltinger
Besetzung:
Brighella … Reinhard Dorn
Pontio Pilato … Martin Petzold
Luzio … Mark Adler
Claudio … Daniel Kirch
Antonio … Maximilian Argmann
Angelo … Jürgen Kurth
Danieli … Sejong Chang
Friedrich … Tuomas Pursio
Isabella … Christiane Libor
Mariana … Anna Schoeck
Dorella … Magdalena Hinterdobler
Chor der Oper Leipzig
Einstudierung: Alessandro Zuppardo
Gewandhausorchester
Premiere war am 29. September 2013
Weitere Termine: 13., 16. 10. 2013 / 1. 3., 28. 5. 2014
Kooperation mit den Bayreuther Festspielen (BF Medien GmbH)


Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-leipzig.de


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