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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

Naturalismus

und Provinz




Katja Kabanowa an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) Bernd Uhlig


Bewertung:    



Sir Simon Rattle, der inzwischen jedes Jahr (mindestens) einmal mit der Staatsoper Unter den Linden und besonders mit der Staatskapelle Berlin zusammenarbeitet, hatte bereits 2011 Aus einem Totenhaus geleitet; und wir wussten also - spätestens ab da - , dass Werke Leos Janáčeks durch ihn besonders gut und maßstabsetzend aufgehoben waren/sind...

Jetzt also dirigierte er Katja Kabanowa!

Es klang so traumhaft schön, dass mir beinahe Worte hierfür fehlen.

Das Orchester ist an manchen Stellen kaum zu hören; gleich am Anfang - kurz nachdem sich eine harte Finsternis im Saal, wie durch ein Ausknipsen, manifestierte - sirrt und schwirrt ein dämmeriges Wellen so als würde es über die übernebelt daliegende Wolga aus der Ferne zu uns Hörende herüberhauchen... Sowieso wird selten, allenthalben wenn die Emotionen bei dem Einen oder Andern aus dem Personal der Opernhandlung resp. bei der einen oder andern Szene überkochen, laut gespielt. Der feuchtwiesene Teppich, den uns so die Musiker der Staatskapelle assoziativ versinnbildlichen, hat viel Moosiges; man fühlt sich, hat man ihn dann erst einmal "betreten", weich und aufgehoben, und doch lockt er uns, je weiter wir auf ihm vorangehen, gezielter Maßen in die Tiefe - Richtung Flussbett...

Diese Suggestion der Darbietung wird nach und nach zum klanglichen Ereignis, und man kann sich ihr nicht mehr entziehen. Schon von daher muss die Aufführung als Sensation begriffen sein!

*

Andrea Breth, die Janáceks Oper Katja Kabanowa bereits vor ein paar Jahren am Brüsseler La Monnaie herausbrachte - und die Berlin jetzt quasi übernahm - hatte, in ihrer altbewährten Art und Weise, wieder dieses düstere und schwach gehaltene Graublau als "Lichtquelle" parat. Dass es sich bei dem Stück (für Breth) vornehmlich um ein Frauenstück gehandelt haben müsste, konnte man dann auch an einigen - nicht durchgängig plausibel zu erklärenden - Indizien szenisch nachvollziehen; und am putzigsten dann sicher diese Szene hier:

Stephan Rügamer (in der Sohn-Rolle) muss sich von Deborah Polaski (in der Mutter-Rolle) zwischen seinen Beinen schrubben lassen - eine scheinbar alltägliche Prozedur, die eine leichthin überstrapazierte Überrolle einer Übermutter überspitzt zum Ausdruck bringt. Der Sohn lässt sich dieses ausschließlich nur hygienisch zu Begreifende ganz selbstverständlich dann gefallen - Eva-Maria Westbroek (in der Ehefrau-Rolle) sitzt jenem Säuberungs-Akt Tag für Tag wohl bei... Dass sie unter den so erlebten und erleideten Familien-Umständen selbstredend nach 'nem außerehelichen Fehltritt sucht, liegt fast schon wieder auf der Hand...

Pavel Černoch (in der Liebhaber-Rolle) steht für jenen außerehelichen Fehltritt der Verheirateten zur Verfügung. Anna Lapkovskaja (in der Ziehtochter-Rolle) sowie Florian Hoffmann (in der Rolle des Kudrjasch) fädeln die Begegnung der zwei Sünder ein.

Doch die Provinz, sobald sie von dem Vorfall Wind bekommen hat, schlägt prompt zurück; Katja schlitzt sich die Pulsadern an beiden Handgelenken auf...

Gesanglich läuft es außerordentlich; die Rollen sind perfekt und ideal besetzt.

Triumphe für den Rattle und die Staatskapelle.



Katja Kabanowa an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) Bernd Uhlig


Andre Sokolowski - 26. Januar 2014
ID 7550
KATJA KABANOWA (Staatsoper im Schiller Theater, 25.01.2014)
Musikalische Leitung: Sir Simon Rattle
Inszenierung: Andrea Breth
Bühnenbild: Annette Murschetz
Kostüme: Silke Willrett und Marc Weeger
Licht: Alexander Koppelmann
Chor: Frank Flade
Besetzung:
Dikoj ... Pavlo Hunka
Boris ... Pavel Černoch
Kabanicha ... Deborah Polaski
Tichon ... Stephan Rügamer
Katja ... Eva-Maria Westbroek
Kudrjasch ... Florian Hoffmann
Varvara ... Anna Lapkovskaja
Kuligin ... Roman Trekel
Glascha ... Emma Sarkisyan
Fekluscha ... Adriane Queiroz
Eine Frau aus dem Volke ... Blanka Modrá
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere in Brüssel war am 26. Oktober 2010
Berliner Premiere: 25. 1. 2014
Weitere Termine: 29. 1. / 1., 6., 9. + 16. 2. 2014
Eine Produktion des Théâtre de la Monnaie, Brüssel


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.org


http://www.andre-sokolowski.de



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= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




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