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nachDRUCK # 5

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21. Oktober 2007, Konzerthaus Berlin

ORFEO ED EURIDICE

Konzertante Aufführung mit Szene

Dirigent: Lothar Zagrosek

Von Christoph Willibald Gluck stammen die Opern ORFEO ED EURIDICE, ALCESTE und PARIDE ED ELENA, welche im Oktober und November im Konzerthaus Berlin teilszenisch aufgeführt sind ...



GLUCK. GLUCK. GLUCK.

Drei Opern von Christoph Willibald Gluck (1714-1787) hat Lothar Zagrosek als saisonalen Höhepunkt für das Konzerthausorchester Berlin im Oktober/November d. J. vorbestimmt gehabt. Nun ist die erste von den drein dreimal gelaufen: ORPHEUS UND EURIDIKE. Wer kennt sie nicht?

Ihre Metapher, so vielleicht: Dem Einen kommt "das" Liebste abhanden. Er steht plötzlich da, er fühlt sich ohne alles, heult und heult und heult und
kriegt den Rest des Lebens scheinbar nie/nie wieder in den Griff. Ein Wunder müsste/muss passieren (es erfolgt, in diesem hier beschriebnen Fall, gleich zweimal), denn:: Der Liebesgott verhilft dem Einen justament ins Totenreich "des" liebsten Andern, nach dem Motto "sieh nur zu"; Bedingung wäre/ist, "das" Liebste sich bei gleichzeitigem Nicht-ins-Auge-Sehen rückzuholen - doch "das" Liebste macht so'n Spiel nicht mit, "es" legt die blinde Geste feindlich aus und drängt ... der Eine weichelt und riskiert trotz des Verbots den Blick; das "Liebste" muss erneut vor ihm versinken - - zweites Wunder::: Dass der Liebesgott verkündet "hab nur Spaß gemacht", und führt das Pärchen letzten Endes doch wieder zusammen. / O wäre das Alles einfach und so wunderwunderwunderschön!
Joachim Schlömer, der die letzte Spielzeit an der Deutschen Oper mit 'nem sensationsträchtigen TRAUMGÖRGE beschloss, ist für die teilszenische(n) Umsetzung(en) dieser (und der nachfolgenden) Oper(n) Glucks beauftragt worden. Und für ORPHEUS fiel ihm da, zu Recht, nicht Vieles ein - doch was ihm so gedanklich eingegeben vorzugeben war, bemeisterte er bravourös. Ein Beispiel nur: Der Deckel eines fast die ganze Podiumsmitte einnehmenden schwarzen Kubus wird mit einem Male wie von Geisterhändchen aufgeklappt. Darunter eine vollflächige Videoleinwand, welche sich jetzt auf der Deckelinnenseite widerspiegelt. Orpheus ist hinauf geklettert, steht inmitten dieses Bildermeers (dem variiellen Abbild von Euridike); der Zuschauer im Saal kriegt also mittels jener Deckelspiegelung die Vogelperspektive alles Dessen mit, er blickt auf Orpheus' Kopf/Gehirn als Schatten oder Scherenschnitt. Die Wirkung ist so derart suggestiv, dass man allein aus ihr heraus zum Gänsehäutling wird . . .

Ann Hallenberg, als gruftige und traurig-Totehose herzitiert (Kostüme: Nina Lepilina) , ist ein Orpheus unvergesslich einprägsamer Ausstrahlung; ihr Alt hat einen schmerzzittrigen und doch linear-präzis geführten Habitus, die Stimme hallte/hallt doch insgesamt noch lang und unverwechselbar im Ohr. Und Sunhae Im als Liebesgott: ein wispervolles Wie-ein-süßes-Vögelchen. Die abschließenden Kurzauftritte Klara Ek's (Euridike) als allerschönste Abrundungen dieser insgesamten kongenialen Drei-Dimensionalität der anwesenden Frauenstimmen.

RIAS-Kammerchor und das Konzerthausorchester in wohl schwer zu überbietender Spiellaune / Präzision. Alles hat Zündung, Wurf und Schmiss und ist doch trotzdem voller Seele, Verve und Inbrunst.
Dem Zagrosek ist mit diesem ersten von drei Abenden ein Wurf gelungen. Sehr gut möglich, dass sich das Konzerthaus hier - mit diesem neu begonn'nen Weg - in eine die Berliner Philharmonie ernstlich "bedrohende" Konkurrenz begibt; es wäre sehr sehr wichtig und zudem auch schön.


Andre Sokolowski - 22. Oktober 2007
ID 3491
www.andre-sokolowski.de



Christoph Willibald Gluck: "Orfeo ed Euridice"

Szenische Einrichtung: Joachim Schlömer und Susanne Øglænd
Video: Lisa Böffgen
Kostüme: Nina Lepilina
Bühnenbild: Mascha Mazur
Licht: Andreas Fuchs
Besetzung: Ann Hallenberg (Orfeo), Klara Ek (Euridice) und Sunhae Im (Amore)
RIAS Kammerchor
Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: Lothar Zagrosek

Aufführungen am 19., 20. und 21. Oktober 2007 im Konzerthaus Berlin

Nächste teilszenische Opernaufführungen: ALCESTE am 1. und 2. November sowie
PARIDE ED ELENA am 9.und 10. November 2007

Weitere Infos siehe auch: http://www.konzerthaus.de





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