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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

"Geh, böse

Frau!"



Edita Gruberova (C) Agentur


Besagte Formel (s. Überschrift) geht auf den Löwenteil der männlichen Protagonisten jener Donizetti-Oper, die (frech-illegal) nach einem Text Victor Hugos entstanden war, zurück; wir ahnen schon - die Männer frosten hier in einer Art von Dauerangst vor einer Frau, die als die legendär-verruchte Papsttochter Lucrezia Borgia in die Weltgeschichte als wie Weltliteratur Einlass gefunden hatte. Jenes Werk gilt schlechthin als Paradebeispiel der Belcanto-Oper; und es kann nur aufgeführt werden, falls man sich absolut dann sicher ist, dass die für sie bestimmte Sängerin die stimmlich hochheiklen Standards erfüllt und also so (sich selbst) bezwingt.

Edita Gruberova - seit Jahrzehnten auf den Opernweltbühnen zuhause - macht sich mit der Fortgeschrittenheit ihres privaten Lebensalters zunehmend und richtig rar. Auch weiß man lange schon, dass sie längst nicht mehr alles singt, selbst wenn sie es, aufgrund ihrer so ausnahmsvoll-sensationellen Stimme als wie Stimmtechnik, gewiss beherrschen täte. Sie sucht die Partien, die ihr (immer noch) dann gut tun, aus; und sie bestimmt das Timing, wann sie sie - wo immer auch - zum Besten gibt.

Jetzt war und ist sie wieder einmal in der Deutschen Oper Berlin; dort trat sie in den Anfangs- oder "Spitzen"jahren ihrer anhaltenden Weltkarriere gar nicht mal so selten auf - und so erinnern wir uns liebend gern an ihre Darbietung vor allem der Lucia (aus Lucia di Lammermoor) und stellten/stellen fest, dass wir wohl kaum dann eine Vorstellung, wenn sie Lucia in der Bismarckstraße gab, je ausgelassen haben wollten...

Ihre hohen sowie schnurgeraden Linien, die sich immer noch so wie der Dauerton aus einem Pfeifkessel (in Omas Küche) anhören, haben den Seltenheits- und Schönheitswert von rosarot anlaufenden Flamingos, wo man auch nicht richtig weiß, wie so was wohl zustande kommt und ob das Alles noch mit göttlich-rechten Dingen zugeh'n mag. Es ist - für Hörer - zum Verrücktwerden, wenn solch ein scharfliniger und doch gleichsam warmer (Dauer-)Ton die Ohren einzulullen droht. Dann hat sie auch so eine jokerhafte Art, selbigen (Dauer-)Ton plötzlich ins Gleißende zu überheizen; und mit einem Male kriegt er einen Tinnitus-Effekt o. s. ä.

Was - ganz aktuell - am Gruberova-Sound bemerkbar ist: Die Mittel- und die Tieftöne (wovon es bei Lucrezia Borgia überreichlich viele gibt) geraten ihr betont-charakteristisch; sie gewinnen gar mitunter "Hässlichkeit", was ganz dem Seelen-Abgrund der von Gruberova dargestellten Rolle kongruent ist.

Lucrezia's Schlussarie (kennt jeder!) hat man so - wie ich vermute - nie zuvor gehört. Ein Kampf-Koloratur-Getöse, ohne Beispiel. "Unten rum" scheint sie mit sich und ihrem Frau- und Mutterscheitern [die Lucrezia Borgia ist dann auch ein typisches Mutter-Erkennungsstück; der eigne Sohn kriegt es kurz vorm Finalschluss zu erfahren, dass er in sein eigen Fleisch und Blut verliebt gewesen war] völlig uneins zu sein; sie schleudert sich fast selbst hinweg. Grandios gestaltet!!!

Und zu guter Letzt - für Alle aufgespart - kommt er: der überhohe Gruberova-Pfiff, den sie eine Minute lang oder noch länger aushält... Spätestens ab da gibt es im von ihr aufgeheizten Saal kein Halten mehr.

Fakt ist: Zu meinen Lebenszeiten wird sich ein solches Stimmwunder nicht wiederholen.

Gruberova war, ist, bleibt die Allergrößte!!!

Andre Sokolowski - 28. April 2013
ID 6710
LUCREZIA BORGIA (Deutsche Oper Berlin, 27.04.2013)
Don Alfonso d’Este ... Alex Esposito
Lucrezia Borgia ... Edita Gruberova
Gennaro ... Pavol Breslik
Maffio Orsini ... Jana Kurucová
Jeppo Livoretto ... Paul Kaufmann
Aposto Gazella ... Andrew Harris
Petrucci / Un coppiere ... Seth Carico
Oloferno Vitellozzo ... Jörg Schörner
Gubetta ... Simon Pauly
Rustighello / Un usciere ... Alvaro Zambrano
Astolfo / Una voce di dentro ... Tobias Kehrer
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Einstudierung: William Spaulding)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Andriy Yurkevych
Premiere der konzertanten Aufführung war am 27. April 2013
Weiterer Termin: 1. Mai 2013


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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