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nachDRUCK # 5

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Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)

Annette Dasch (hochschwanger!) sang die Elsa aus dem Lohengrin - sie sang sie nicht nur, sondern ließ sie uns erleben; also spekulierten wir: Die Elsa, hätte sie die Lebenslust Annette Daschs gehabt, hätte sich fortgepflanzt und lustvoll überlebt





Das Stück von Wagners Lohengrin beschäftigt sich in erster Linie um ein allgemeingültiges zwischenmenschliches Problem: Denn Frauen (und selbstredend auch so Männer), die viel fragen, nerven unbarmherzig - auch in diesem Stück! Kein Regisseur - nicht mal der Neuenfels - hatte sich mit dem "femininen" Psychoknall so derart überzeugend-schlüssig auseinandersetzen wollen wie Konwitschny seinerzeit in Hamburg; denn da lässt er Elsa, ein von ihren Schulgefährten arg gemobbtes Kleinschulmädchen, plötzlich aus 'nem Schrank, worin es sich versteckt hatte, heraustreten und ihr so somnambules "Einsam in trüben Tagen" zwitschern. Überhaupt ist dieses Wesen, bei Konwitschny, dann so gar nicht-niemals greif- und angreifbar; es schwebt und schwebt und schwebt... ja und im Dritten Akt dann fragt es halt so über alle Maßen unbarmherzig, dass der Angefragte, schon aus diesem angenervten Grund, sein Rückbillet Antwerpen-Monsalvat auch freiwillig in Anspruch hätte nehmen können; sicherlich.

Annette Dasch - die seit zwei Jahren Wagners Elsa auf dem Grünen Hügel ist - hatte nun jüngst einen spektakulär zu nennenden Gast-Extra-Auftritt innerhalb des zehnteiligen Richard-Wagner-Zyklus von Marek Janowskis Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin! Denn in der allersichtlichen Erwartung ihres Babys - einem Anblick, der an wundersamem Schönsein nicht zu überbieten war - gestaltete sie ihre Rolle (Elsa aus dem Lohengrin), als hätte sie, durch ihre Mutterwerdung, und allein nur sie, und wer auch sonst, das merkwürdige Mädchen Elsa rundheraus und rundherum "verstanden"... Quasi kopfschüttelnd, hätten wir glauben wollen, ließ sie sich auf diese ihr mit einem Mal vielleicht so fremd gewordene Geschichte Elsas ein, sang was der Notentext ihr vorgab, und bezauberte die Tausenden im Saal, die Dieses hörten als wie sahen (!). Und das ungelöste Rätsel um die rätselhaften Frauen in den Wagner-Opern, gottlob, blieb und bleibt.

Es gibt derzeit kein "wirklicheres" Traumpaar Elsa/Lohengrin als halt die Dasch und ihren Idealpartner Klaus Florian Vogt - wir hatten uns schon einmal, als er vor paar Jahren kurzfristig bei Daniel Barenboim als Lohengrin in der Berliner Staatsoper einsprang, über die weiße Kerosinspur, die die schnörkellose Linienführung seines lyrischen Tenors erzeugt, bewundernd ausgelassen; Voigt lässt alles aufgeblasen Heldische seiner Kollegenschaft in abgesteckte Dunstkreise weitab der eignen Hemisphäre, und so steht er sockelhafter Weise wahrlich einzig und besonders da.

Marek Janowski war, erwartungsmäßig, um ein generell Entkitschendes im Lohengrin bemüht. Auch dass es sich um eine große Choroper vor allem handelt, hatten wir - nicht nur durch ungewolltes Aufkommen einer gewissen Reichsparteitagslaune - mehr denn je erkannt; der grauenhafte "Heil"- und "Deutschland"-Müll in diesem Werk wird von Janowski gar nicht erst, ja und erst recht nicht aufs Moralisierende, befragt - er wird als das gebracht, als was er auf den Notenblättern steht; Punkt, fertig, aus. Der exzellente Rundfunkchor Berlin ist es hinlängst gewohnt, mit solcherlei deutschtümelnder Musik, vielleicht sogar ironisch, umzugehen; doch so "richtig sicher" waren sich die Hörer wohl auch diesmal nicht.

Gesamtbesetzungsliste: adäquat.

Begeisterungstumulte.

Der mit Abstand bisher glaubwürdigste Teil von WAGNER 2010-2013.


Andre Sokolowski - 13. November 2011
ID 00000005475
LOHENGRIN konzertant (Philharmonie Berlin, 12.11.2011)
Günther Groissböck, Bass (König Heinrich)
Klaus Florian Vogt, Tenor (Lohengrin)
Annette Dasch, Sopran (Elsa)
Gerd Grochowski, Bariton (Telramund)
Susanne Resmark, Alt (Ortrud)
Markus Brück, Bariton (Heerrufer)
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski

WAGNER-ZYKLUS des RSB
Nächste Termine:
27. März 2012, Tristan und Isolde (mit Stephen Gould & Nina Stemme)
5. Mai 2012, Tannhäuser (mit Torsten Kerl)



Siehe auch:
http://www.rsb-online.de


http://www.andre-sokolowski.de

Zu den 20 EXEMPLARISCHEN WAGNERKRITIKEN
(Buch anklicken!)



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