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Konzertkritik

BEETHOVEN-BRUCKNER-ZYKLUS VI (27. Juni 2010)

Staatskapelle Berlin mit Daniel Barenboim (Solist und Dirigent)




[Es gibt Tage, wo partout nichts geht. Der Volksmund macht das dann im Nachhinein mit "Scheißtage" verbal, also man weiß das meistens erst, wenn sie vergangen sind. Und es gibt große oder kleine "Scheißtage"; die kleinen hat man meistens mit so Sodbrennen oder/und Blähungen in der Erinnerung - und schließlich ist man froh, wenn sie vorbei sind und/oder dass keiner mehr von ihnen spricht...]

Der letzte Abend des die menschlichen Ressourcen (Musiker sind auch nur Menschen) voll gebündelt habenden BEETHOVEN-BRUCKNER-ZYKLUS stand wohl - in der Tat - nicht unter einem guten Zeichen; Daniel Barenboims Erkältung war schon spürbar fortgeschritten; und so meinte man fast, nach der kräftezehrenden Allegro-Darbietung des 1. Satzes aus dem überaus heroisch wirkenden Es-Dur-Klavierkonzert, den Pianisten wie'n Schluck Wasser auf dem Steinway kurzhin "abgelegt" gefunden zu haben... ja, so derart fertig und entkräftet habe ich ihn nie, also noch nie, gesehen; allgemeinste Rührung überkam den Saal. Dann aber (Zeitsprung) Rondo, also 3. Satz:

Die Staatskapelle zeigt wieder ihr menschlichstes und schönstes Angesicht; sie merkt sofort, wenn etwas wieder geht... Und Barenboim und sie gelangen justament zu einer Spielweise, die alle anderen Klavierkonzert-Darbietungen der letzten Tage blitzartig in Schatten stellt. Der Jubel freilich: riesengroß!

Und dann die Neunte Bruckners.

Sie ist ungefähr dann zeitgleich mit der Achten, die wir gestern so beglückend in der ganzen Pracht und Würde ihres doch so einseitig zyklopisch kaiserlichen Anspruchs vorgeführt bekamen, aufs Papier gelangt - noch während Bruckner, überdies und zusätzlich, frühere Sinfonien um- und nacharbeitete; so hatte er dann diese Neunte nicht mehr ganz geschafft, und also liegt sie uns bis heute als ein schwangesangsmäßiger Torso vor...

Der Barenboim legt sich massiv ins Zeug, er dirigiert sie vollmundig, geradezu exzentrisch und gewinnt ihr scheußliche (bewusst als scheußlich zugestandene) Momente ab; oft kriegt man es bei seinen Darbietungen, auch dann jenseits Bruckners, mit dem eingestandnen Mut zur Hässlichkeit zu tun - gemeint ist jetzt und hier aber konkret das Scherzo aus der 9. Sinfonie: Eine wilde Horde Pitbulls bricht - in dreivier Anläufen - in das Idyll von spielenden Kindern. Und der Platz hiernach gleicht einer blutgetränkten Hölle. [Und man mag mir diese Assoziation verzeihen; schlimmer hätte sie noch kommen können, wenn ich den Pogrom, also Pogrom assoziiert auf "Menschenjagd durch Menschen", herbemüht gehabt hätte; was ich jetzt leider doch am Ende tat.]

Die Staatskapelle Berlin hatte so, im sogenannten Scherzo, ihren eigentlichen Höhepunkt, nicht nur an diesem merkwürdigen Abend, finden können; das Adagio anschließend geriet ihr allerdings in puncto Feinheitsfindung "präzisionstechnisch" etwas außer Kontrolle ["Scheißtag", wie gesagt.] - und die Gesichter der den Schlussapplaus Entgegennehmenden sprachen schon Bände...


* * *


Vom BEETHOVEN-BRUCKNER-ZYKLUS wird man noch in Jahren und Jahrzehnten raunen hören, prophezeie ich.



Andre Sokolowski - 28. Juni 2010
ID 00000004699
BEETHOVEN-BRUCKNER-ZYKLUS VI
(Philharmonie Berlin, 27.06.2010)

Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73
Bruckner: Sinfoie Nr. 9 d-Moll (Originalfassung)
Staatskapelle Berlin
Solist und Dirigent:
Daniel Barenboim

Siehe auch:
http://www.staatskapelle-berlin.de


Post an den Autor: mail@andre-sokolowski.de



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