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Konzertkritik

Tugan Sokhiev nimmt die Zweite Mahlers auseinander und bekommt sie nachher irgendwie nicht mehr zusammen



Das ist Tugan Sokhiev - Foto (C) Erik Weiss | Bildquelle: dso-berlin.de


Meine allererste Auferstehungssymphonie erlebte ich mit Herbert Blomstedt und der Staatskapelle Dresden; das war in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts, und da wurde halt noch Takt gehalten, also so beim Dirigieren... Wobei Blomstedt - ein sehr gern gesehener und auch beliebter Alt-Pultstar beim Deutschen Symphonie-Orchester - sich seit dieser Zeit nicht wesentlich gewandelt haben dürfte: Immer, wenn er hier, egal ob nun das DSO oder die Philharmoniker, zu dirigieren ist, scheinen sein Taktgefühl und seine konzipiererische strukturelle Ordnung Grundvoraussetzung dafür zu sein, dass sich (zum Beispiel) Bruckner-Sinfonien jedesmal zu singulären Hörerlebnissen gestalten; Mahler-Sinfonien freilich auch.

Der junge Tugan Sokhiev - sicherlich (noch) nicht so eine charismatische Gestalt wie seine beiden DSO-Vorgänger Kent Nagano oder Ingo Metzmacher; aber was (noch) nicht ist, würde bestimmt dann eines Tages ja (noch) werden - hatte nun den gymnasialen Ehrgeiz, sich mit Mahlers Zweiter Sinfonie partout ins Rampenlicht zu dirigieren; es misslang ihm, irgendwie:

Am Anfang, so während der ersten fünf bis zehn Minuten (maximal!), vermeinte man, als Live-Zeuge einer besonders transparent und die diversen Instrumentengruppen alleredelst rausgeschält habenden Interpretation des ausufernden "Kunstgebäudes" (wie Habakuk Traber Mahlers Opus im Programmheft treffsicher bezeichnete) zugegen gewesen zu sein - doch weit gefehlt: Das nach und nach zu Hörende hatte den Anschein einer ungestümen, neugierigen Auseinanderlegung aller möglichen Aspekte der vor Sokhiev da- und brachliegenden Riesenpartitur. Als ob er uns was ganz, ganz Anderes und auch vielleicht was ganz, ganz Neues zu dem hinlänglich und allerseits bereits Bekannten aufzutischen angetreten wäre - - nach und nach wurde jedoch, also rein hörerisch, "begriffen", dass der sich doch stark als eigentlicher Hauptakteur des konzertanten Unternehmens mehr und mehr verstanden habende Jungdirigent womöglich gar konzept- und botschaftslos zu uns andächtig Hörende "gesprochen" hatte oder so...

Nicht nachvollziehbar und gelegentlich absurd: Sokhievs "private" Tempi-Auslegung(en). Permanent, gleich einer Berg- und Talfahrt, wechselten Geschwindigkeiten, dass es einem manchmal gähnkrampfhaft (von wegen Menuett, von wegen Ländler) oder gar gestresst-beängstigend (noch mehr als "wild herausfahrend") zumute war. Das Alles machte, irgendwie, keinen so rechten Sinn; es konstruierte Höhepunkte, wo bei Weitem keine sind und waren, weder partitur- noch sentimentmäßig.


* * *


Superb der von dem Esten Risto Joost "verhalten" und geradezu aufs Wolkig-Mysteriöse vor- und hingelenkte Rundfunkchor Berlin, dessen grandios erst hingehauchte, dann veraushöhlend-verklärende Gesangsstimmen en masse erlebt gehabt zu haben wieder mal eine Delikatesse der gehobnen Sonderklasse war und ist.

Die beiden Frauenstimmen, die durch Sasha Cooke (sehr schön gesungenes und deklamiertes Urlicht!) sowie Anastasia Kalagina zum Klingen kamen, hielten wir für gut gecastet.

In zehn Jahren - und da bin ich mir ganz sicher - wird der Sokhiev einen weitaus besseren und überzeugenderen Mahler darzubieten in der Lage sein. Jetzt bloß nichts weiter überstürzen!!



Bewertung:    

Andre Sokolowski - 15. Januar 2014
ID 7513
DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN (Philharmonie Berlin, 15.01.2014)
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2 c-Moll Auferstehungssymphonie
Anastasia Kalagina, Sopran
Sasha Cooke, Mezzosopran
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Risto Joost)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Tugan Sokhiev


Weitere Infos siehe auch: http://www.dso-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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