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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

Janowski, Thielemann,

Gerhardt...

Eine Doppelbesprechung

Bei einer leibhaftigen Sternstunde des Miteinandermusizierens konnte, wer es sah und sehen wollte, letzten Sonntagabend live zugegen sein: Denn Alban Gerhardt, dieser Ausnahmecellist, lieferte sich mit Christian Thielemann, dem schwerst und schwierigst einschätzbaren Dirigenten, ein Duell der allerschönsten Gesten. Nicht nur dass er schier wie'n auf die Erde abgestiegner schwarzer Engel aufzuspielen sich entschlossen hatte - mehr noch, viel viel sinnlicher im Ganzen: Albans Augen forschten unaufhörlich in den Thielemann'schen. Jeder spielerische Ansatz, jede einbedungne Phrase, jedes auch nur angedeutete Gleich-aus-sich-Rausgehnwollen wurden einer regelrechten Aug-in-Aug-Erprüfung unterzogen; irgendwie schien alles "abgesprochen". Trug man lange hinterher zudem das irrlichterne Lächeln Gerhardts, womit er Bestätigung und Herzensfreude seinem Gegenüber anzukündigen und auszudrücken sich ermaß, gedächtnishalber mit davon, wollte man schon die ins Verfänglichsein zielende Formel eines "Nachredbaren" wagen: Zwischen beiden Männern hatte es doch richtig stark gefunkt!!
Auf dem Programm der hörig und distanzlos allen Intentionen ihres Dirigiergasts "lauschenden" Berliner Philharmoniker standen neben dem Schumann'schen Konzert für Cello und Orchester (= lenzzarthafter Höhepunkt des Abends!!!) dessen Genoveva-Ouvertüre sowie Brahmsens Erste Sinfonie. Zu Letzterer vielleicht nur so viel: Dass die Thielemann'sche Fangemeinde nach dem jubilaten C-Dur-Schlussakkord vor himmelschreiender Entgeistigung letztendlich auszuflippen drohte, unterstreicht unsere Gegenthese vom Nicht-in-den-Griff-bekommen-Haben dieses exaltierten Schmachtfetzens. Wenn Christian Thielemann sich doch dann endlich mal so was wie eine selbstdisziplinierende Beherrschungsstrategie zueignen machen würde. Der für ihn so typische Balance-Verlust von Herz & Hirn bedarf wohl in den nächsten Jahren, wenn er wirklich dann DER deutsche Dirigent, für den er sich seit langem hält, zu werden uns verspricht, mehr selbstkritischen und persönlichkeitserforschenderen Hinterfragungen. Philosophiner Starrsinn oder interpretatorische Grobschlächtigkeit sind momentan die singulärsten Eigenschaften, die dem Unbelehrbaren zu Vorwürfen gereichen müssen - Bruckners Siebte/Achte, Brahms jetzt... es scheint keine Änderung bei ihm in Sicht.

+ + +

Wie viel zurückhaltender und doch überzeugender zu dirigieren und zu spielen sein kann, ist uns einen Tag zuvor mit Werken Mendelssohn-Bartholdys und Strawinskys im Konzerthaus (RSB, Marek Janowski) offenbar gewesen. Wann hat man das Meer je unbewegter, um nicht gar zu sagen unsichtbarer vor sich liegen sehen wie am Anfang dieses Stücks (Meeresstille und glückliche Fahrt)! Der mitwirkende RIAS Kammerchor - vorzüglich einstudiert und in unsteigerlicher Bestform - sang hiernach den ziemlich selten zu Gehör gebrachten Psalm 42 ("Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser"); gänzlich abgehoben, wie von einer andern Welt: die Stimme von Martina Jankova. Allein beim nachfolgenden Melodram PERSÉPHONE war die Verblüffung groß: Der anspruchsvolle Sprechpart... wenn er nicht von Anne Bennent vorzitiert gewesen wäre, hätte der Gesamtgewinn für diesen Abend noch viel hinreichender sich ereignen können; ihr Geplapper schien doch fühlhaft weit von André Gide entfernt zu sein.

Andre Sokolowski - red / 16. April 2007
ID 3137
https://www.andre-sokolowski.de


RUNDFUNK-SINFONIEORCHESTER BERLIN (Konzerthaus Berlin, 14.04.2007)
Mendelssohn-Bartholdy: Meeresstille und glückliche Fahrt, Konzertouvertüre D-Dur op. 27
- "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser", 42. Psalm für Sopran, Chor und Orchester op. 42
Strawinsky: Perséphone - Melodram für Tenor, Sprecherin, Chor, Kinderchor und Orchester
Martina Jankova, Sopran
Anne Bennent, Sprecherin
Stuart Neill, Tenor
Kinderchor des Orfeó Català-Palau de la Música Catalana
RIAS Kammerchor
(Choreinstudierung: Ralf Sochaczewsky)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski

BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 15.04.2007)
Schumann: Ouvertüre zu Genoveva op. 81
- Konzert a-Moll für Violoncello und Orchester op. 129
Brahms: Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Alban Gerhardt, Violoncello
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Christian Thielemann

Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de




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