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12. Juni 2009, RIAS Kammerchor

ISRAEL IN ÄGYPTEN



Hans-Christoph Rademann ist Chefdirigent des RIAS Kammerchor, der am 12. Juni 2009 Händels ISRAEL IN ÄGYPTEN im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie aufführte.

Von vorn nach hinten immer besser

Händel hat in diesem Jahr den 250. Todestag. In Halle oder Göttingen gings/gehts aus diesem hehren Grunde ziemlich rund. Das sind die deutschen Festspielorte, die sich für den Händel kompetent herausgefordert und bemüßigt fühlen, die zwei Bayreuths für das Rokkoko, um es mal so zu sagen. Aber auch in andern deutschen oder Welt-Städten wurde/wird Händel in 2009 aufs Ehrerbietigste gehuldigt, London, Rom, Berlin... Und schließlich gibts eine immense Heerschar alter oder junger Händel-Jünger, Kundige und Unkundige gleichermaßen, und sie alle - also alle wie sie sind - freuten und freuen sich, dass dieses Jahr dann, wie gesagt, der Händel so sehr über alles Maß gespielt, gepflegt, gehandelt wird. Auch ich.

Und trotz dass es mir an dem Abend wirklich überhaupt nicht gut ging, dass ich völlig übermüdet, ausgelaugt und obendrein dann noch erkältet war, ermannte ich mich brav-geduldig und ging ins Konzert des RIAS Kammerchores, welcher Händels ISRAEL IN ÄGYPTEN mit Concerto Köln sowie illusteren Gesangssolisten aufführte:

Per Wikipedia kriegte ich, um 24 Stunden zeitversetzt, letztendlich mit, dass dieses Händel-Oratorium eine Art von Mogelpackung war und ist. Denn eigentlich warn nur die Teile 2 und 3 "frisch" komponiert, während Teil 1 aus einem Werk, das Händel schon zwei Jahre vorher schrieb (die sog. Begräbnismusik für Königin Caroline), stammte. Gut zu wissen, denn::

Der Anfang dieses Pseudo-Oratoriums klang - also ausnehmend aus der Perspektive des so Übermüdeten und Ausgelaugten und Erkälteten wie mir - stinklangweilig; ja und ich dachte schon, wie ich diesem so leidlich aufeinander abgestuften Chor-Gesummse lauschte, "meine Fresse, wenn das jetzt den ganzen Abend so in diesem langweiligen Singsang weiter geht, das halte ich nicht aus", und dann, nach über einer halben Stunde oder so - - lässt unerwartet Dirigent Hans-Christoph Rademann die Instrumente nochmals stimmen, und die Bläser von Concerto Köln betreten nun das Podium, und der Pauker Stefan Gawlick kommt gar auch noch mit hinzu; ich ahne's schon, "jetzt gibt es richtig Händel, prima, endlich, Gott sei Dank", ja und - - - Teil 2 und 3 erklingen und erschmettern und erhageln und erstürmen und::: du denkst an ein paar Stellen, "dass dann bloß mal keine Sprünge oder Risse ins Gemäuer dieses Saales (Philharmonie Berlin, KMS) gelangen - - - - es war schlicht und einfach::: erdbebig!

Auch von der reinen Optik her fand ich dann meinen eignen (übermüdet ausgelaugt erkälteten) Beginn- und Initialeindruck durch die Beobachtungen allgemein "bestätigt", sozusagen, denn: Die Leute von Concerto Köln verzogen ja in dem Teil 1 nicht eine süße Miene, und man dachte schon, "die haben einfach keinen Bock auf das Gesummse" - und dann siehst du sie urplötzlich, in Teil 2 und 3, bis über alle Backen stellenweise strahlen, ja und ihre Einsätze und alle diese mitkorrespondierenden und "interkollegialen" Gesten, ha! ein Hohefest fürs Auge, auch.


Neulich wieder gesehen und bewundert: HÄNDEL IN ROM, einen Dokumentarfilm von Olaf Brühl, der vor drei Jahren im Auftrag von ZDF/3.SAT gedreht worden war. - Foto (C) http://www.olafbruehl.de/handel.htm

Der RIAS Kammerchor klingt umwerfend präzise. Er hat einen scharfen Schnitt in den Fortissimen. Und unser Ohr hat große Mühe, die Schattierungen zwischen den Stimmen auszumachen, weil die Gruppe stellenweise fast wie eine Stimme klingt. Phänomenal.

Ich weiß zwar nicht, worum es in ISRAEL IN ÄGYPTEN ging - ich hatte keine Lust, den interlinear ins Deutsche übersetzten Text noch mitzulesen - , doch ich ahnte eine kosmisch nachgestellte Bibelhaftigkeit des Ganzen, schon.

Am besten fand ich Wiebke Weidanz, wie sie unaufhörlich zwischen dem Spinett und ihrer Miniorgel hin und her hantierte, manchmal blätterte sie gleichzeitig auf beiden Instrumenten ihre Noten um; und immer und zu jeder Zeit hatte sie flugs ein Äuglein übrig für den guten Rademann, dass sie dann seine bloßhändigen Einsätze nur ja nicht dann verpasste. Immerhin schien sie mir wohl die Queen des Abends. Ohne ihren "positiven Erstdruck" wäre alles "negativ" geworden.


Unvergessliches Konzert.


Händels ISRAEL IN ÄGYPTEN (12.05.09)
Anna Prohaska, Sopran
Ditte H. Andersen, Sopran
N. N., Alt
Andreas Karasiak, Tenor
Jonathan E. dela Paz Zaens, Bassbariton
Wilhelm Schwinghammer, Bass
RIAS Kammerchor
Concerto Köln
Dirigent: Hans-Christoph Rademann


Andre Sokolowski - red. / 14. Juni 2009 http://www.andre-sokolowski.de
ID 4338

Weitere Infos siehe auch: http://www.rias-kammerchor.de





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