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nachDRUCK # 5

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Konzertkritik

Los geht's!




Mit einem großen Orchesterfest unter dem Slogan FREIHEIT FÜR DIE OHREN! ließ es das Konzerthausorchester Berlin (vormals Berliner Sinfonie-Orchester) unter seinem neuen Chef Lothar Zagrosek kräftig krachen. Die Bestuhlung im Parkett des großen Saals wurde entfernt, so eine Art von Proms-Stimmung stellte sich allerdings bei den recht steif und ungelenk umherstehenden neugierigen Zuschauern, auch Zuhörern natürlich, nicht, das heißt noch nicht so richtig ein; so etwas müsste wohl noch Schule machen, dass sich die Verklemmtheit deutschen Rezipiententums so nach und nach verzieht und frischwindig-bereitwillige Ungezwungenheit die Seelen der Konzertbesucher mannigfacher als wie jetzt (jetzt noch) erhebt.

Es waren drei Programmabteilungen des bis nach Mitternacht geplanten Großfestes zu absolvieren; im Teil 1 (dem offiziellen) gab es das:

Wie zu erwarten war, konnte und wollte Chef Zagrosek wohl nicht unerinnert lassen, dass vor Hunderten von Jahren Webers Freischütz hier uraufgeführt gewesen war; der Schinkelbau auf dem Gendarmenmarkt war früher ja mal eine Schauspielstätte; bis zum Kriegsbeginn hatte zum Beispiel Gustav Gründgens hier als Intendant der deutschen NS-Staatstheater seinen Wirkungsplatz, um einen unrühmlichen Fall der Fälle aus der traditionsbeladenen Geschichte dieses Hauses zu erwähnen; als er (dieser Schinkelbau) dann in den Achtzigern durch die Regierenden der DDR zu einem klassizistisch nachempfundenen Konzerthaus wiederauf-und umgebaut wurde, bekam dann Ost-Berlin für's BSO (bis dahin hauslos) sowie alle anderen umherstreunenden Spitzen-DDR-Orchester endlich ein Podium, das sich mit der hochmodernen "Stiefschwester" im unweit westlicher gelegenen Berliner Tiergarten in adäquater Weise messen lassen konnte; die Akustik war zwar immer schon, für manch Gastierenden, ein nicht zu überhörendes Problem, aber im Ganzen - heute sehen/ hören wir es ohne jeden Zweifel - ist das Schinkel'sche Konzerthaus aus dem kulturellen Hauptstadtleben nicht mehr wegzudenken. Doch wir schweifen ab... Zu Webers Freischütz-Ouvertüre also: Das Orchester musiziert sie mit brachial-beängstigender Wut, ja und man ahnt, dass dieser Freischütz weniger als allererstes Stellvertreterbeispiel musikalischer "Romantik" à la Spitzweg zu begreifen ist, nein, in dem Freischütz schlummern Abgründe und Tiefen allerschlimmster Art.

Von Thomas Kessler war danach das für den Rapper Saul Williams geschriebene und durch die Zürcher Uraufführung schon bekannte Poem SAID THE SHOTGUN TO THER HEAD - ganz sicher auch als ausgestreckte Hand Zagroseks für den Abonnentennachwuchs rein symbolisch zu versteh'n - zu hören, und es heimste neben ein paar bockigen altväterlichen Buhs den größten Beifall dieses Abends ein.

Zum Ende gabs die Schlussszene aus Wagners 1. Akt; Martina Serafin (Sieglinde) schwang sich hier in himmelgleicher Offenbarung zu fast spielerisch geglückten Höhen bei zugleichem allerfeinstem Textverständnis - Burkhard Fritz (Siegmund) hatte es da naturgemäßer Weise etwas schwer, denn sein Tenor, der mehr dem Lyrisch-Leiseren entspricht, kann da kaum mithalten; und es war dennoch rührend zu beobachten, wie Serafin & Fritz trotz alledem das "Traumpaar" dieses Abends waren.

Mehr Oper im Konzerthaus! Den Saisonauftakt müsste man als ein solches Zeichen deuten.


Andre Sokolowski - 26. August 2006
ID 2620
Orchesterfest zur Saisoneröffnung (Konzerthaus Berlin, 25.08.2006)

Teil 1
Weber: Freischütz-Ouvertüre
Kessler: SAID THE SHOTGUN TO THE HEAD
Wagner: Die Walküre (1. Akt, 3. Szene)
Saul Williams
hardCHOR "ELLA"
Martina Serafin
Burkhard Fritz
Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: Lothar Zagrosek

Teil 2
Dvorak: Sinfonie Aus der Neuen Welt (1. Satz)
Publikumsorchester
Dirigent: Lothar Zagrosek

Teil 3
Musik zum Tanzen... in allen Sälen des Hauses
DJ Rogall
Band Kolophon
Konzerthausorchester Berlin
Dirigenten: Lothar Zagrosek und Heinz Schunk

Weitere Infos siehe auch: http:/www.konzerthaus.de





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