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Konzertkritik


Elias als Riesen-Mitsinge


Einmal jährlich lässts der Rundfunkchor Berlin - er zählt zu den superbesten Konzertchören der Welt - so richtig (also nich nur sinfoniedertausendmäßig oder mit so anderm unverschämten Zeug) laut krachen, denn: Sein quiriliger Chef, der Brite Simon Halsey, lässt seit sechs Jahren Mitsingkonzerte machen, und das muss man sich so vorstellen, dass dann im Großen Saal der Berliner Philharmonie, wo die Spektakel immer stattfinden, gerade mal unter die Hälfte Platz für Zuschauer und Zuhörer, also für Nichtmitsingende der Chose, ist, und über 1275 (!) Plätze für den insgesamten Mega-Chor bestimmt sind; so wars dieses Mal.



Auf diesem Saalplan der Berliner Philharmonie kann man sehr gut erkennen, wie die Sitzblöcke verteilt sind... wo die ausführenden Chöre und die Zuhörer der ausführenden Chöre also saßen - bei dem "Mitsingekonzert" 2009 des Rundfunkchors Berlin | Bildquelle: berliner-philharmoniker.de


Ja und gerät man unversehens, und zum allerersten Mal, in diesen volkstümlichen Sangeskreis hinein - mich hatte, welch ein Gück, Frau Germann noch in Reihe 3 des Blockes B, Sitz 15, unterbringen können - , kriegt man einen regelrechten Schlag, um nicht zu sagen "Schlaganfall", sobald der erste Choreinsatz erklingt: Denn plötzlich dreht sich Simon Halsey vom Orchester weg und gibt den Einsatz für Block A, der nämlich ist, also Block A, ausschließlich mit den Männerchören dieser Aufführung bestückt, und die, also die Männerchöre in Block A, mischen sich nun mit den Sopranen 1 und 2 sowie den Altstimmen, verteilt auf allen Plätzen in Block E, G, H und K und singen den Elias, jenes zweistündige Oratorium Felix Mendelssohn Bartholdys, der in diesem Jahr divers und üppig hochgejublt wird (200. Geburtstag).

Dieser Abend ist ein Volksfest. Und ich komme aus dem Staunen nicht heraus: Also wenn alle Menschen so oder so ähnlich willens sind zu singen, spinn' ich mir naiv zurecht, kann diese Welt wohl doch nicht ganz so schissig sein, als wie sie sich und uns gelegentlich so darstellt. "Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, denn nur böse Menschen haben keine Lieder" oder so oder so ähnlich...

Und es gibt auch nicht nur "viel" zu hören, nein, man kriegt auch jede Menge zu Gesicht... Sibylle Rubens beispielsweise. Sie ist eine der gewieftesten und wohl erfahrensten Konzert-/Kantatensängerinnen unsrer Zeit. Man kommt beim Durchhören von einschlägigen Platten und CD's an ihrem Namen nicht vorbei; wie viel Mal Rilling sie zum Beispiel in der Bach-Gesamtausgabe engagierte... keiner hat die Kraft, es nachzuzählen. Und die Stimme, also wenn man sie jetzt wieder live erlebt, hat eine formidabele Entwicklung hinter sich. Jetzt, scheint es, klingt sie viel viel kräftiger und "lustiger" als in den Zeiten vorher. Und so singt sie, außer ihren regulären Parts in dem Elias, lustig-kräftig bei so manchen Chorpassagen mit, auf dass es eine Riesenfreude ist, ihr dabei zuzusehen. Auch: Bevor die engelgleiche (und auch lupenreine!!) Stimme Dennis Chemelenskys, der den singulären Knaben-Part in dem Elias gibt, ertönt, schenkt sie ihm ein Glas Wasser ein, lächelt ihn mehrmals an, spendet ihm aufmunternde Worte; und das alles macht ihm sicherlich dann großen Mut... und Dennis singt halt dann wie eine 1!!!

Ich setz' mich nach der Pause um und gehe in Block K, hinterste Reihe, dort hatte ich, vor der Pause, einen freien Platz erstiebitzt. Und jetzt bin ich also mittendrin im Ausführenden-Sektor. In der Falle sozusagen. Denn den Ohren tut die Ballkraft mancher Saal-Tuttis nicht gut; es summselt und es brummselt sehr gefährlich... und ich sehe mich genötigt, aufzustehen, noch ein Stück weiter nach hinten abzuflüchten, mich so an die Wand zu lehnen; jetzt gehts etwas besser.

Nach zwei Stunden Mendelssohn-Musik ist dieses Großevent vorbei.

Was unterm Strich (für mich, als laienhaftem Hörer) blieb: Der unbedingte Sog dieser gigantischen Gemeinschaftheit und hinzu festzustellen, dass - außer Sibylle Rubens sowie Dennis Chemelensky - namentlich die beiden Herren in den Solis (Namen s. u.) keine Chance hatten, gegen so viel Chor im Ganzen anzukommen; ihr Gesang verkümmerte, derart gehört, zu einer regelrechten Wisperei.

2010 findet erneut so etwas statt, dann werden über tausend Laien mit dem Rundfunkchor Berlin Schuberts Messe As-Dur aufführen - das Konzert ist jetzt schon restlos ausverkauft.


ELIAS am 22. 2. 2009
Konrad Jarnot (Bass)
Sibylla Rubens (Sopran)
Christa Mayer (Alt)
Donát Havár (Tenor)
Dennis Chemelensky (Sopran)
Rundfunkchor Berlin und seine Gäste:
1275 (in Worten: eintausendzweihundertfünfundsiebzig!!!) SängerInnen aus allen Teilen Deutschlands, Italien, Frankreich, den Niederlanden und den USA einschl. 13 vollständiger Chöre, Schulchöre usf.
Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin
Deutsche Streicherphilharmonie
Dirgent: Simon Halsey



Andre Sokolowski - 23. Februar 2009
ID 4210
Weitere Infos siehe auch: http://www.rundfunkchor-berlin.de





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