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Besprechung


6. Oktober 2013 - Gelsenkirchen Musiktheater

HANNES WADER

Nah dran Tour


Hannes Wader | Bildquelle http://www.scala-kuenstler.de


Ein Leben in Liedern

Auf der riesigen Bühne steht eine einsame Gitarre - wie selbstverständlich - als erwarte sie ihren Meister. Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ist nahezu ausverkauft, es gibt kein Vorprogramm, die Zuschauer sind einzig wegen ihm hier, dem Sänger und Gitarristen Hannes Wader. Unspektakulär betritt er die Bühne, eine weitere Gitarre in der Hand, fast, als könnte er ohne diese nicht vor sein Publikum treten. Die Begrüßung ist ein Lied, das jeder Waderfan und jeder Freund der Musik von Liedermachern kennt und das mittlerweile durch die aktuelle Version der Toten Hosen zudem neue Popularität gewonnen hat: „Heute hier, morgen dort“. Ein zeitloser Klassiker, mit dem Wader seine Konzerte eröffnet. Vor vierzig Jahren habe ich ihn damit schon einmal in Gelsenkirchen erlebt. Doch Wader ist nicht der ewig Gestrige, der sein Programm wiederholt. Ständig komponiert und textet er neue Songs. Hier in Gelsenkirchen sollen diesmal die 1950 er Jahre einen Schwerpunkt stellen, doch das habe sich eher zufällig so ergeben, als er die Lieder für den heutigen Abend festlegte, gesteht er.

Jeder Abend der Tournee, so scheint es, ist individuell zusammengestellt. Diesmal werden gleich zwei Lieder präsentiert, die eine Uraufführung darstellen und bisher nur einen Arbeitstitel haben. Es sind die kleinen Erlebnisse, die Wader zum Komponieren und Texten veranlassen. So handelt ein Lied von einer sechsundachtzigjährigen Kneipenwirtin, bei der er gern sein Bier trank und der er nun, nach ihrem Tod ein musikalisches Denkmal setzt.

Oder sein Verhältnis zu Frauen. Das hatten wir schon mal, doch der beißende Spott, der in frühen Liedern zwischen Ulk und Groteske pendelte, ist dem abgeklärten Humor des Alters gewichen. Dabei entschuldigt er sich fast für den Song, den er nach eigenen Angaben zudem entschärft hat. Keine der Frauen darin soll diskriminiert werden. Bei seinem Werben um deren Gunst hat er, so erfahren wir im Lied, den Kürzeren gezogen. Dem Weg zum Misserfolg hat er jeweils eine Strophe gewidmet, begleitet von der fulminanten Zupftechnik auf der Gitarre, die seine Musik prägt. Selbst in die ehemalige DDR ist Wader auf Brautschau gereist, im Gepäck ein paar Feinstrumpfhosen, zu deren Kauf ihn kein Geringerer als Karl Dall ermunterte. Doch die Herzen der DDR-Frauen blieben Wader dennoch verschlossen – lediglich die Stasi wurde auf ihn aufmerksam. Wader nimmt sich da gehörig selbst auf die Schippe, denn jahrelang war er überzeugtes DKP-Mitglied und stand mit seiner Musik für sozialistisches Engagement. Das ist lange her. Heute mit gut siebzig Jahren sind es die Themen des Alters, die ihn umtreiben: „Das wir so lange leben dürfen“, „Die welken Blätter“ oder „Das Lied vom Tod“, selbst Themen wie die Patientenverfügung nimmt sich Wader mit heiterer Gelassenheit vor.

Dann wieder die fünfziger Jahre, neue Lieder mit alten Erinnerungen: „Der Drachen“, den er als Kind steigen ließ oder ein biederer Bauernhof mit einem grausigen Geheimnis.
Die Texte sind deutlich und doch feinfühlig. Das Publikum hört konzentriert zu. Die Stimme eindringlich wie immer, die Gitarre perfekt im Griff. Zum Schluss gibt es dann doch noch einen echten Waderklassiker: „Unterwegs nach Süden“. Eigentlich würde zu dem Programm eher eine kleine Bühne passen, das große Haus wirkt geradezu steril und mitsingen passt hier kaum. Dafür sind die Karten mit gut 22 Euro sehr günstig.

Die Zugabe kommt dann wieder ganz gemäß dem fünfziger Jahre Motto daher: „Muss i denn zum Städtele hinaus“, wird fast zu einer Hommage an Elvis Presley und mit Dean Martins „King oft he Road“ endet das Programm. Eigentlich zwei Lieder, die ich nicht von Hannes Wader erwartet hätte, doch der ist eben mal wieder für manche Überraschung gut.




Hannes Wader - Foto (C) Andreas Reiner


Bewertung:    



Ellen Norten - 20. Oktober 2013
ID 7281

Weitere Infos siehe auch: http://www.hanneswader.de


Post an Dr. Ellen Norten



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